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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Rothwell gibt ihm einen Monat Urlaub« – das war Gornts gegenwärtiger Arbeitgeber, eine der ältesten Gesellschaften Shanghais und Partner von Cooper-Tillman, dem größten amerikanischen China-Händler, mit dem sowohl Brock’s als auch Struan’s ausgedehnte Geschäftsbeziehungen unterhielten –, »das ist Zeit genug für den Burschen, sich zu entscheiden; vielleicht übernimmt er von Ihnen, wenn Sie in Pension gehen.«
    »Glauben Sie, daß er erfahren genug ist, Sir Morgan?«
    »Sorgen Sie dafür, daß er es ist, wenn Sie gehen – das ist Ihr Job; unterweisen Sie ihn, härten Sie ihn ab. Aber brechen Sie ihn nicht, ich will nicht, daß er abgeschreckt wird, denken Sie daran!«
    »Wieviel soll ich ihm sagen?«
    Nach einigem Nachdenken antwortete Sir Morgan: »Alles über unser Geschäft in Japan, den Plan mit dem Kanonen- und Opiumschmuggel, wenn diese Bastarde im Parlament ihren Willen bekommen. Erzählen Sie ihm von Ihren Ideen zur Öffnung des Opiumhandels und zum Bruch jedes Embargos, wenn es eines geben sollte, aber nichts darüber, Struan zu provozieren, oder unseren Plan, ihn kaputtzumachen. Der Junge weiß von den Struans, bei Rothwell liebt man sie auch nicht, er weiß, was für ein Abschaum sie eigentlich sind und welche Teufeleien der alte Dirk auf dem Kerbholz hat mit der Ermordung meines Stiefbruders und dergleichen. Er ist ein guter Kerl, also sagen Sie ihm, was Sie wollen, aber nichts über den Zucker!«
    »Wie Sie wünschen, Sir Morgan. Was ist mit all dem Hartgeld und Papier, das ich mitgebracht habe? Ich brauche Ersatz, um die Kanonen, die Seide und die diesjährigen Handelsgüter zu bezahlen.«
    »Ich schicke ihn aus Hongkong, wenn ich zurückfahre. Es war recht schlau, Norbert, Struan bei der Sache mit den Schürfrechten aus dem Weg zu schaffen – wenn das was einbringt, sind Sie daran beteiligt. Was Edward betrifft, schicken Sie ihn nach dem einen Monat mit einem vertraulichen Bericht an den Alten Herrn nach Hongkong. Ich mag den Burschen, er wird in Shanghai und von Rothwell sehr geschätzt – und ist der Sohn eines alten Freundes.«
    Norbert hatte sich gefragt, wer dieser alte Freund sein und was Sir Morgan ihm schulden mochte, um sich solche Mühe zu geben, denn er war gewöhnlich zu niemandem freundlich. Aber er war zu klug, um zu fragen, und behielt seine Meinung für sich, froh, daß das Problem, sich Brocks Gunst zu erhalten, ihn nicht mehr lange beschäftigen würde.
    Edward Gornt erwies sich als recht angenehm und zurückhaltend; er wirkte eher englisch als amerikanisch, war intelligent und, was in Asien selten vorkam, Nichttrinker. Greyforths spontane Einschätzung war gewesen, daß Gornt sich überhaupt nicht für den harten, abenteuerlichen, mit Trinkgelagen verbundenen China-Handel eignete – ein Leichtgewicht in allem, außer beim Kartenspiel. Gornt war ein hervorragender Bridgespieler und hatte Glück beim Pokern, eine wichtige Tugend in Asien, aber selbst das war eher eine Trockenübung, denn er spielte niemals um hohe Einsätze.
    Er war überzeugt, daß Edward Gornt den Brocks nicht lange passen würde, und nichts auf der Rückreise hatte ihn veranlaßt, seine Meinung zu ändern. Von Zeit zu Zeit hatte er etwas Seltsames in seinem Blick entdeckt. Der Kerl ist einfach überfordert und hat keinen Boden mehr unter den Füßen, dachte er, während er beobachtete, wie er Morgans Brief las. Macht nichts, wenn irgend jemand ihn zum Erwachsenen machen kann, dann bin ich das.
    Gornt faltete den Brief zusammen und steckte ihn und das Geldbündel ein, das er enthalten hatte. »Sir Morgan ist so großzügig, nicht?« sagte er mit einem Lächeln. »Ich hätte nie gedacht, daß er… ich kann gar nicht abwarten, bis ich anfange und lerne, ich arbeite gerne, und ich werde mein Bestes tun, um es Ihnen recht zu machen, aber ich bin immer noch nicht sicher, ob ich Rothwell verlassen sollte, und… nun ja, mir ist nie in den Sinn gekommen, daß er je denken würde, ich könnte vielleicht gut genug sein, um Brocks Geschäfte in Japan zu leiten, wenn oder falls Sie sich zur Ruhe setzen. Niemals.«
    »Sir Morgan ist ein schwieriger Herr, schwer zufriedenzustellen wie unser Tai-Pan, aber geradlinig, wenn Sie tun, was man Ihnen sagt. Ein Monat wird reichen. Können Sie mit einer Schußwaffe umgehen?«
    »Aber ja.«
    Die plötzliche Direktheit überraschte ihn. »Welche Schußwaffen?«
    »Faustfeuerwaffen, Gewehre, Schrotflinten.« Wieder das Lächeln. »Ich habe nie jemanden getötet, Indianer

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