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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nach Hiraga zu schicken, bewaffnet zu sein und nicht davor zurückzuscheuen, Drohungen zu benutzen. Sie beide kannten die Risiken, aber, so ermahnte sie sich, dies ist eine von den Göttern gesandte Gelegenheit, und die Gewinne entsprechen den Gefahren. Eeee, gluckste sie leise vor sich hin, wenn wir Erfolg haben, wird man uns den Status von Samurai gewähren, unsere Nachkömmlinge werden Samurai sein, und mein Ichi wird ein Gyokoyama-Oberherr werden. »Es war so klug von dir, daß du nur von zwei und nicht von drei Entkommenen gesprochen und nicht verraten hast, was wir sonst noch wissen.«
    »Es ist wichtig, etwas in Reserve zu behalten. Um ihn weiter zu kontrollieren.«
    Mütterlich tätschelte sie ihren Mann, sagte ihm noch einmal, wie klug er gewesen sei, und erinnerte ihn nicht daran, daß auch dies ihr Vorschlag gewesen war. Einen Moment lang hing sie ihren Gedanken nach, noch immer verwirrt über die beiden Shishi, die sich nach Edo aufgemacht und so Gefangenschaft oder unermeßlichen Verrat riskiert hatten. Noch verwirrender war, warum das Mädchen Sumomo, Hiragas zukünftige Samurai-Frau, sich dem Haushalt von Koiko angeschlossen hatte, Edos berühmtester Kurtisane, die jetzt Herrn Yoshi erfreute. Wirklich sehr verwirrend.
    In ihrem Kopf bildete sich eine Idee. »Ichi-chan«, sagte sie behutsam, »du hast vorhin etwas gesagt, und deshalb möchte ich dich fragen: Wenn diese Gai-Jin so klug und so zaubermächtige Bankiers sind, wäre es dann nicht weise, wenn du vorsichtig mit einem von ihnen ein Unternehmen beginnen würdest, in aller Stille.« Sie sah, wie seine Augen innehielten und ein seraphisches Lächeln auf seinen Zügen dämmerte. »Toshi ist neunzehn, der Klügste von unseren Söhnen, und könnte die Galionsfigur sein, neh?«

33
    Montag 3. Dezember
    Als sie die Landspitze umrundeten, trat Norbert Greyforth an Deck des Postdampfers, der via Shanghai aus Hongkong kam. Vor ihm lag die Küste von Yokohama. Er war frisch rasiert und trug gegen die Kühle des frühen Morgens Zylinder und Gehrock. Dann sah er den Kapitän und andere auf der Brücke vor dem Schornstein, aus dem eine beißende Qualmwolke stieg und nach achtern trieb. Seeleute machten sich für den Hafen fertig, die Segel an den drei Masten waren zusammengerollt. Auf dem Vordeck hinter verschlossenen Gittern befanden sich Zwischendeckpassagiere, das Treibgut Asiens, Ausgewiesene und Gesindel. Solche Gitter waren auf Passagierschiffen üblich, um räuberische Angriffe aus diesem Bereich zu verhindern.
    Der Wind war frisch, und es roch angenehm, nicht wie unten, wo der Gestank nach Öl und Kohlenrauch sowie der hämmernde, Kopfschmerz erzeugende Lärm schier unerträglich war. Die Asian Queen stand schon seit Stunden unter Dampf und trotzte dem Gegenwind. Sosehr er Dampfschiffe auch verachtete, Norbert war froh über diese zusätzliche Möglichkeit der Fortbewegung, denn sonst hätten sie viele weitere Tage Verspätung gehabt. Er biß das Ende einer Zigarre ab, spuckte es über Bord und zündete die Zigarre hinter vorgehaltener Hand sorgfältig an.
    Die Niederlassung sah aus wie immer. Samurai-Wachhäuser und Zollhaus außerhalb des Zauns und jenseits kleiner Brücken, Rauch aus verschiedenen Kaminen, Menschen, die über die Promenade gingen, Reiter, die auf der Rennbahn ihre Pferde trainierten, Drunk Town verlottert wie eh und je – die Schäden nach Feuer und Erdbeben waren fast nicht beseitigt –, ein schroffer Gegensatz zu den disziplinierten Zeltreihen auf dem Steilufer, wo Soldaten exerzierten. Dann blieb sein Blick auf den Yoshiwara-Dächern hängen, aber er verspürte im Gegensatz zu sonst nur eine halbherzige Bewegung, denn er war noch satt von seinen Zechtouren in Shanghai, der reichsten, vulgärsten, wildesten Stadt in Asien mit den besten Rennen, Spielhöllen, Huren und Bars.
    Macht nichts, dachte er, ich werde Sako den Ballen Seide geben, das wird sie glücklich machen, und wer weiß?
    Sein Blick schweifte weiter über die Fahnenmasten der verschiedenen Gesandtschaften, verhärtete sich, als er das Struan-Building sah, und heftete sich dann auf sein eigenes. Er freute sich, als er sah, daß in den drei Wochen seiner Abwesenheit die äußeren Reparaturen am obersten Stockwerk fertiggestellt worden waren. Kein Anzeichen von Feuerschaden mehr. Er war zu weit entfernt, um die Leute zu erkennen, die in den Gebäuden an der High Street ein und aus gingen; dann erhaschte er einen Blick auf eine blaue Haube, ein Kleid mit Reifrock und

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