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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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größten, das es je gegeben hatte, zwanzigmal größer als die Fregatte in der Buch. Zu riesig, um es zu begreifen – selbst ›Pho-to-graphie‹ konnte er nicht begreifen, das war etwas Geisterhaftes, fast eine Form böser Magie. Er erschauerte. Dann bemerkte er, daß die Tür zum Korridor angelehnt war und gegenüber die Tür von Sir William ebenfalls. Soweit er wußte, war niemand in der Gesandtschaft; alle waren beim Fußballspiel und wurden erst später am Nachmittag erwartet.
    Geräuschlos öffnete er Sir Williams Tür. Auf dem kunstvoll gearbeiteten Schreibtisch lagen viele Papiere. In unordentlichen Regalen standen Bücher, ein Porträt ihrer Königin und andere Gemälde hingen an der Wand. Auf einem Buffet gab es etwas Neues. Eine Photographie in einem Silberrahmen. Er sah nur Häßlichkeit, eine seltsam gekleidete Gai-Jin-Frau mit drei Kindern, und erkannte, daß es sich um Sir Williams Familie handeln mußte; Tyrer hatte erwähnt, daß sie bald erwartet wurde.
    Was für ein Glück ich habe, Japaner und zivilisiert zu sein, mit gutaussehenden Eltern und Geschwistern und Sumomo als zukünftiger Frau, wenn es mein Karma ist zu heiraten. Der Gedanke an sie, die sicher zu Hause war, wärmte ihm das Herz, doch noch während er vor dem Schreibtisch stand, schlug das gute Gefühl um. Er erinnerte sich an all die bedrückenden, unbehaglichen Anlässe, bei denen er vor dem Gai-Jin-Führer gestanden hatte, der hier saß, und Fragen über die Choshu, Satsuma, Bakufu, Toranagas beantwortet hatte, Fragen, die jeden Aspekt von seinem und Nippons Leben erforschten, was jetzt fast täglich vorkam, und die Fischaugen entrissen ihm die Wahrheit, so gern er auch gelogen und Verwirrung gestiftet hätte.
    Er achtete sorgfältig darauf, nichts zu berühren, für den Fall, daß eine Falle für ihn ausgelegt worden war, was er gewiß getan hätte, wenn er einen Gai-Jin an einem so wichtigen Ort allein gelassen hätte. Sein Ohr vernahm eine ärgerliche Stimme draußen, und er eilte zurück, um aus Tyrers Fenster zu schauen. Zu seinem Erstaunen stand Akimoto am Tor und verbeugte sich vor dem Wachmann, der ihn mit seinem bajonettbewehrten Gewehr anvisierte und anschrie. Sein Vetter trug Gai-Jin-Arbeitskleidung und war nervös.
    Hastig ging er nach draußen, setzte ein Lächeln auf und hob den Hut. »Guten Tag, Herr Wachmann, dies mein Freund.«
    Der Wachtposten kannte Hiraga vom Sehen, wußte, daß er eine Art Dolmetscher war und einen permanenten Gesandtschaftsausweis hatte. Er antwortete bissig mit unverständlichen Worten, winkte Akimoto weg und befahl Hiraga, ihm zu sagen, »daß er sich verpissen soll, sonst schieß ich ihm seinen verdammten Kopp weg.«
    Hiragas Lächeln blieb unverändert. »Ich bringe fort, tut mir leid.« Er nahm Akimoto beim Arm und eilte mit ihm zu einem Weg, der ins Dorf führte. »Bist du verrückt? Hierherzukommen ist…«
    »Du hast recht.« Akimoto hatte seinen Schrecken über das Bajonett dicht an seiner Kehle noch nicht überwunden. »Tut mir leid, aber der Shoya bat mich, dich dringend zu holen.«
    Der Shoya winkte Hiraga, er solle sich auf die andere Seite des niedrigen Tisches setzen. Seine Privaträume hinter dem absichtlich schäbigen und unordentlichen Laden waren makellos, die Tatamis und das Papier der Shoji-Fenster von bester Qualität. Die Tigerkatze saß bequem auf seinem Schoß, und ihre Augen fixierten den Eindringling böse. Grünweiße Teeschalen aus Porzellan standen um eine kleine, eiserne Teekanne. »Bitte etwas Tee, Otami-sama; tut mir leid, Ihnen Unbequemlichkeiten zu verursachen«, sagte er beim Eingießen. Dann streichelte er die Katze, deren Ohren nervös zuckten. »Bitte entschuldigen Sie, daß ich Sie gestört habe.«
    Der Tee war sehr aromatisch, und Hiraga lobte ihn höflich. In Gegenwart des Shoya fühlte er sich unbehaglich in seinen europäischen Kleidern, in denen das Sitzen so schwierig war, und nervös ohne seine Schwerter. Nach den üblichen Höflichkeiten nickte der Shoya, halb zu sich selbst, und sah seinen Gast an. Hinter der Maske der Liebenswürdigkeit waren seine Augen unbeugsam. »Aus Kyōto sind Neuigkeiten gekommen. Ich dachte, Sie sollten sie sofort erfahren.«
    Hiragas Unruhe nahm zu. »Ja?«
    »Anscheinend haben zehn Shishi aus Choshu, Satsuma und Tosa in Otsu den Shōgun Nobusada angegriffen. Der Mordanschlag ist fehlgeschlagen, und alle wurden getötet.«
    Hiraga tat so, als interessiere ihn das nicht, aber innerlich war ihm elend. Welche zehn, und

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