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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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oder so, aber ich war zweiter beim Richmonder Tontaubenschießen vor vier Jahren.« Ein Schatten verdüsterte seine Miene. »Das war das Jahr, in dem ich nach London zu Brock’s ging.«
    »Wollten Sie nicht von zu Hause fort? Gefiel Ihnen London nicht?«
    »Ja und nein. Meine Mutter war gestorben, und mein Vater hielt es für das Beste, daß ich in die Welt hinausging, und London war ja sozusagen der Mittelpunkt der Welt. London war großartig und Sir Morgan sehr freundlich. Der freundlichste Mann, den ich kenne.«
    Norbert wartete, aber Gornt rückte nichts weiter heraus und war in seine eigenen Gedanken versunken. Sir Morgan hatte ihm nur gesagt, Gornt habe zwei befriedigende Jahre bei Brock’s in London zugebracht, und zwar mit Tyler Brocks letztem und jüngstem Sohn Tom. Nach den zwei Jahren hatte er ihm den Juniorposten bei Rothwell besorgt. »Kennen Sie Dimitri Syborodin, der hier Cooper-Tillman leitet?«
    »Nein, Sir. Nur dem Namen nach. Meine Eltern kannten Judith Tillman, die Witwe eines der ursprünglichen Besitzer.« Gornts Augen hatten sich verengt, und Norbert bemerkte die Fremdartigkeit darin. »Sie mochte Dirk Struan auch nicht, verachtete ihn sogar, gab ihm die Schuld am Tod ihres Mannes. Die Sünden der Väter wirken weiter, nicht wahr?«
    Norbert lachte. »Das tun sie allerdings.«
    »Sie erwähnten Dimitri Syborodin, Sir?«
    »Sie werden ihn mögen, er ist auch ein Südstaatler.« Die Landeglocke läutete. Norberts Augen glitzerten erwartungsvoll. »Gehen wir an Land, der Betrieb wird bald genug anfangen.«
    »Mann will sehen Tai-Pan, heja?« sagte Ah Tok.
    »Ayeeyah, sprich zivilisiert, Mutter, und kein Kauderwelsch«, sagte Malcolm auf kantonesisch zu ihr. Er stand am Fenster seines Kontors, Fernglas in der Hand, und hatte beobachtet, wie die Passagiere den Postdampfer verließen. Er hatte Norbert Greyforth gesehen, und jetzt fühlte er sich sehr wohl. »Welcher Mann?«
    »Der fremde Teufelsbonze, nach dem du geschickt hast, der stinkende Bonze«, murmelte sie. »Deine alte Mutter arbeitet zu schwer, und ihr Sohn will nicht hören! Wir sollten nach Hause gehen.«
    »Ayeeyah, ich habe dir gesagt, du sollst nicht von nach Hause gehen reden«, sagte er scharf zu ihr. »Tu das noch einmal, und ich verfrachte dich auf die nächste dreckige kleine Lorcha, wo du dir die Seele aus dem Leib kotzen wirst, wenn du eine hast, und das mindeste ist, daß der Seegott dich verschlucken wird! Schick den fremden Teufel herein.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, und etwas von seinem Wohlgefühl kehrte zurück.
    Grummelnd entfernte sie sich. Seit Tagen hatte sie immer wieder von einer Rückkehr nach Hongkong geredet, obwohl er ihr das untersagt hatte. Um so mehr, als er sicher war, daß sie Befehl von Gordon Chen hatte, ihn so lange zu schikanieren, bis er gehorchte.
    »Bei Gott, das werde ich erst tun, wenn ich hier fertig bin.« Er hinkte zu seinem Schreibtisch zurück, froh, daß seine Rechnung mit Norbert bald beglichen und sein ganzer fabelhafter Plan ins Werk gesetzt sein würde. »Ah, guten Morgen, Reverend Tweet, nett von Ihnen, daß Sie so schnell gekommen sind. Sherry?«
    »Danke, Mr. äh, Tai-Pan, Gottes Segen.«
    Der Sherry verschwand mit einem einzigen Schluck, obwohl Struan absichtlich ein großes Glas gewählt hatte. »Bewundernswert, äh, Tai-Pan. Ach ja, danke, ich nehme noch einen kleinen, Gottes Segen.« Der schmuddelige Sack von Mann setzte sich mit unbehaglichem Lächeln auf dem hochlehnigen Stuhl zurecht. Tabak befleckte seinen Bart. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Es geht um mich und Miss Angélique. Ich möchte, daß Sie uns trauen. Nächste Woche.«
    »Wie?« Reverend Michaelmas Tweet ließ fast sein Glas fallen. »Unmöglich«, stammelte er, wobei seine falschen Zähne klapperten.
    »Nein, das ist es nicht. Es gibt eine Menge Präzedenzfälle dafür, daß man das Verlesen des Aufgebots in der Kirche an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen auf einen einzigen Sonntag verkürzen kann.«
    »Aber das kann ich nicht, Sie sind minderjährig und Miss Richaud auch, und schlimmer noch, sie ist katholisch, und es gibt keine Möglichkeit…«
    »O doch, Sie können.« Zuversichtlich wiederholte er das, was Heatherly Skye, der einzige Rechtsanwalt in Yokohama, ihm gesagt hatte. »Die Tatsache, daß ich minderjährig bin, gilt nur im Vereinigten Königreich, nicht in den Kolonien oder im Ausland, und nur dann, wenn der Vater noch lebt. Daß sie katholisch ist, spielt keine Rolle, wenn es für

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