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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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mich keine Rolle spielt. Soviel dazu. Dienstag der elfte ist ein glückverheißender Tag für eine Heirat; bis dahin werden wir über alles Stillschweigen bewahren, und dann wird sie stattfinden.«
    Zu Malcolms Belustigung öffnete sich Michaelmas Tweets Mund, doch er brachte keinen Ton heraus. Zittrig rappelte der Geistliche sich auf, goß sich selbst noch einen Sherry ein, trank ihn aus und fiel dann auf seinen Stuhl zurück. »Ich kann nicht.«
    »Aber ich habe mich juristisch beraten lassen, und man hat mir gesagt, Sie könnten durchaus. Außerdem habe ich die Absicht, Sie und Ihre Kirche mit einem zusätzlichen Einkommen zu bedenken – fünfhundert Guineas im Jahr.« Er wußte, daß er den Mann am Haken hatte, denn das Angebot war das Drei- oder Vierfache seines gegenwärtigen Gehalts und doppelt so viel, wie ihm der Rechtsanwalt geraten hatte. »Wir werden Sonntag in der Kirche sein, um die Verlesung des Aufgebots zu hören, Dienstag ist der große Tag, und am selben Tag bekommen Sie hundert Guineas im voraus für Ihre Mühe. Danke, Reverend.« Er stand auf, aber Tweet rührte sich nicht, und Malcolm sah, daß seine Augen sich mit Tränen füllten.
    »Ich kann einfach nicht tun, was Sie verlangen«, brach es aus Tweet hervor, »es ist, es ist nicht möglich. Sehen Sie, Ihre… selbst wenn diese Auskunft richtig ist, was ich, äh, bezweifle… Ihre Mutter hat mir geschrieben, sie hat mir offiziell geschrieben und im letzten Absatz mitgeteilt, daß… daß Ihr Vater sie zu Ihrem gesetzlichen Vormund bestimmt hat und daß Sie nicht heiraten dürfen.« Die Tränen flossen ihm über die Wangen, seine Triefaugen waren blutunterlaufen. »Lieber Gott im Himmel, das ist so viel Geld, mehr, als ich mir je erträumt hätte, aber ich kann nicht, ich kann mich nicht gegen das Gesetz oder gegen Ihre Mutter wenden, lieber Gott, nein!«
    »Tausend Guineas.«
    »O Gott, tun Sie das nicht, tun Sie das nicht«, platzte der müde alte Mann heraus, »so sehr ich mir das Geld auch wünsche… sehen Sie nicht, daß die Ehe nicht legal wäre, daß sie gegen das Kirchengesetz wäre? Gott weiß, daß ich ein ebenso großer Sünder bin wie meine Mitmenschen, aber ich kann nicht, und wenn sie mir geschrieben hat, hat sie gewiß auch an Sir William geschrieben, der jede derartige Ehe sanktionieren muß. Gott verzeihe mir, ich kann nicht…« Er stolperte aus dem Zimmer.
    Malcolm starrte ihm nach, sprachlos, mit leerem Kopf.
    Der Plan, mit Skye ausgeheckt, war perfekt gewesen. Sie würden in aller Stille heiraten, nur mit Jamie und vielleicht Dimitri, dann würde er sofort nach Hongkong aufbrechen, um vor Weihnachten dort zu sein, wie seine Mutter verlangt hatte und ehe die Nachricht sie erreichen konnte. Angélique würde mit dem nächsten Schiff nachkommen.
    »Was Gott zusammengegeben hat, das soll der Mensch nicht trennen«, hatte Skye intoniert, als er ihn um Rat gefragt hatte.
    »Perfekt! Das ist perfekt, Skye!«
    »Danke, Tai-Pan. Die Gebühr beträgt fünfzig Guineas. Könnte ich, äh, könnte ich eine Anzahlung bekommen, in bar, wenn es Ihnen recht ist?«
    Fünfzig Guineas waren ein horrender Preis. Trotzdem hatte Malcolm Struan ihm zehn Souvereigns und eine Noble-House-Anweisung über den Rest gegeben und war leichten Herzens nach Hause gegangen.
    »Du bist heute so guter Laune, Malcolm. Erfreuliche Nachrichten?«
    »Ja, Angel, mein Liebling, aber ich erzähle dir erst morgen davon. Inzwischen – wann sehen wir unser Bild? Dein Kleid war wirklich hinreißend.«
    »Es dauert so lange, um es zu entwickeln, was immer da entwickelt werden muß. Vielleicht morgen. Du hast so gut ausgesehen.«
    »Wunderbar. Ich denke, wir sollten ein Fest geben…«
    Doch nun war das Fest für den heutigen Abend arrangiert, und es würde nicht wunderbar sein. Er war vollkommen niedergeschlagen. Gab es vielleicht eine Möglichkeit, Tweet zu zwingen? Sollte er ihn sich morgen noch einmal vornehmen, wenn er den Schock überwunden hatte? Mehr Geld? Sir William? Eine plötzliche Idee. Er läutete. »Ja, Tai-Pan?«
    »Vargas, laufen Sie zur katholischen Kirche hinüber und suchen Sie Pater Leo. Fragen Sie ihn, ob er für einen Augenblick herkommen könnte.«
    »Gewiß, Tai-Pan. Wann soll er kommen?«
    »Jetzt, so bald wie möglich.«
    »Jetzt, Tai-Pan? Aber es ist Lunchzeit…«
    »Jetzt, bei Gott!« schrie Malcolm, so groß war seine Frustration, andere um die einfachsten Dinge bitten zu müssen, die er vor der Tokaidō selbst hätte machen können – Gott

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