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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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verdamme dieses Schwein, Gott verdamme die Tokaidō.
    Mit weißem Gesicht eilte Vargas davon. Während er wartete, dachte Malcolm über Wege nach, wie er Tweet zur Trauung zwingen könnte. Er brütete vor sich hin, und als die Minuten vergingen, wurde er immer wütender und auch immer entschlossener.
    »Pater Leo, Tai-Pan.« Vargas trat beiseite und schloß die Tür hinter ihm.
    Der Priester versuchte seine Nervosität zu verbergen. Mehrmals hatte er sich auf den Weg hierher gemacht, um über die Bekehrung des Senhor zum Katholizismus zu diskutieren, doch jedesmal hatte er innegehalten, sich versprochen, er werde morgen gehen, es aber nie getan. Er fürchtete, einen Fehler zu machen, über die Worte zu stolpern. In seiner Verzweiflung hatte er André Poncin aufgesucht, damit er eine Verabredung arrangierte, und war schockiert gewesen, wie Poncin und danach der französische Gesandte persönlich – der selten mit ihm sprach – reagierten; man hatte ihm gesagt, eine solche Diskussion sei verfrüht, ihm zu bedenken gegeben, Gottes Werk erfordere Geduld und Behutsamkeit, und ihm vorerst jede Annäherung untersagt.
    »Guten Morgen«, sagte Malcolm schwach.
    »Gott segne Sie«, murmelte Pater Leo nun zögernd. Ehe er sein kleines Haus neben der Kirche verließ, hatte er hastig ein Gebet gesprochen, die Einladung möge sich auf das beziehen, worum er so innig gefleht hatte. »Ja, mein Sohn?«
    »Bitte, ich möchte, daß Sie Miss Angélique und mich trauen.« Malcolm war erstaunt, daß seine Stimme so ruhig klang, und plötzlich war er entsetzt, weil er tatsächlich nach dem Priester geschickt hatte, obwohl ihm die Folgen deutlich vor Augen standen – Mutter wird einen Wutanfall bekommen, unsere Freunde und unsere ganze Umgebung werden denken, ich sei vollkommen verrückt geworden…
    »Dem Herrn sei Dank«, stieß Pater Leo in ekstatischem Portugiesisch hervor, die Augen geschlossen, die Arme zum Himmel erhoben. »Wie wunderbar sind Gottes Wege, Herr, ich danke Dir, ich danke Dir, daß Du meine Gebete erhört hast, möge ich Deiner Gunst würdig sein!«
    »Was?« Malcolm starrte ihn an.
    »Ah, Senhor, mein Sohn, bitte vergeben Sie mir«, sagte er, nun auf englisch. »Ich habe nur Gott gedankt, daß Er in Seiner Gnade Ihnen das Licht gezeigt hat.«
    »Oh. Sherry?« war alles, was Malcolm darauf einfiel.
    »Ah, danke, mein Sohn, aber würden Sie zuerst mit mir beten?« Sofort kam der Priester näher und fiel auf die Knie, schloß die Augen und faltete die Hände zum Gebet. Peinlich berührt von der Aufrichtigkeit des Mannes – obwohl er dessen Gebete als bedeutungslos abtat – und ohnehin unfähig zu knien, blieb Malcolm sitzen, schloß die Augen und sprach ein kleines Gebet zu Gott, sicher, daß Gott den momentanen Fehltritt verstehen würde; er versuchte sich einzureden, es sei ganz in Ordnung, diesen Mann das Notwendige tun zu lassen.
    Daß die Zeremonie in seiner Welt wahrscheinlich ungültig sein würde, spielte keine Rolle. Für Angélique würde sie gültig sein. Sie konnte mit reinem Gewissen mit ihm das Ehebett teilen. Wenn der anfängliche Sturm in Hongkong sich erst einmal gelegt hatte und seine Mutter gewonnen war, würde eine angemessene Zeremonie jenes kleine Unrecht korrigieren, sobald er im nächsten Mai volljährig war.
    Er öffnete die Augen einen Spalt. Pater Leo war in lateinisches Gemurmel versunken. Das Gebet und der Segen schleppten sich dahin. Als es zu Ende war, stand Pater Leo auf, und seine kleinen Kaffeebohnenaugen funkelten in den dunklen Augenhöhlen. »Bitte, gestatten Sie mir, den Sherry zu servieren, um Ihnen Schmerzen zu ersparen, Senhor, schließlich bin ich jetzt auch Ihr Diener«, sagte er jovial. »Wie geht es Ihren Wunden? Wie fühlen Sie sich?«
    »Ganz gut. Nun…« Malcolm konnte sich nicht überwinden, ihn ›Pater‹ zu nennen. »Nun, was die Eheschließung betrifft, so…«
    »Sie wird geschlossen werden, mein Sohn, sie wird auf großartige Weise geschlossen werden, das verspreche ich.« Wie wundervoll sind Gottes Werke, dachte Pater Leo. Ich habe mein Versprechen gegenüber dem französischen Gesandten nicht gebrochen, Gott hat diesen armen Jungen zu mir geführt. »Machen Sie sich keine Sorgen, Senhor, es ist der Wille Gottes, daß Sie mich gebeten haben, und es wird zum Ruhme Gottes geschehen.« Pater Leo gab ihm ein volles Glas und schenkte sich selbst ein, wobei er etwas verschüttete. »Auf Ihr zukünftiges Glück und Gottes Gnade.« Er trank und setzte sich dann mit so

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