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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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viel Freundlichkeit hin, daß Malcolm noch mehr aus der Fassung geriet.
    »Nun, Ihre Trauung wird die schönste und größte sein, die je abgehalten wurde«, sagte der Priester von seiner Begeisterung getragen, und Malcolm sank der Mut, denn er wollte, daß diese vorläufige Trauung in aller Stille erfolgte. »Wir müssen einen Chor und eine Orgel haben und neue Gewänder und Silberbecher für die Kommunion, aber vor diesen Einzelheiten, mein Sohn, sind viele wundervolle Pläne zu besprechen. Ihre Kinder beispielsweise, sie werden nun gerettet sein, sie werden katholisch sein, dem Fegefeuer und den Qualen der ewigen Hölle entrissen!«
    Malcolm räusperte sich. »Ja. Also, die Trauung sollte nächste Woche stattfinden. Dienstag ist der beste Tag.«
    Pater Leo blinzelte. »Aber da ist Ihre Konversion, mein Sohn. Das braucht Zeit, und…«
    »Nun, ich möchte nicht konvertieren, noch nicht, obwohl ich damit einverstanden bin, daß… daß die Kinder katholisch sein werden.« Sie werden alle angemessen erzogen, und sie werden intelligent sein, überlegte er und fühlte sich immer elender. Sie werden selbst wählen können, wenn sie erwachsen sind… An was denke ich da? Schon lange vorher werden wir in einer richtigen Kirche richtig heiraten. »Bitte, nächste Woche, Dienstag ist der beste Tag.«
    Die Augen des Priesters lächelten nicht mehr. »Sie werden nicht zum wahren Glauben übertreten? Was ist mit Ihrer unsterblichen Seele?«
    »Nein, nein, danke, nicht im Augenblick. Ich… ich werde das gewiß in Erwägung ziehen. Die… die Seelen der Kinder… sind wichtig…« Malcolm versuchte, zusammenhängender zu reden. »Nun, und die Trauung, die hätte ich gern privat, eine schlichte Zeremonie, Dienstag wä…«
    »Aber Ihre unsterbliche Seele, mein Sohn! Gott hat Ihnen das Licht gezeigt, und Ihre Seele ist noch wichtiger als diese Heirat.«
    »Tja, ich werde gewiß darüber nachdenken, ja, das will ich. Und jetzt zur Trauung. Dienstag wäre ausgezeichnet.«
    Der Priester stellte sein Glas ab. In seinem Kopf mischten sich Freude und Hoffnung mit Ängsten und Gefahrensignalen. »Aber nein, mein Sohn, das wird nicht möglich sein, aus vielen Gründen nicht. Das Mädchen ist minderjährig, nicht? Die Einwilligung ihres Vaters muß eingeholt werden, Dokumente müssen anerkannt werden. Und bei Ihnen ist es dasselbe, nicht?«
    »Minderjährigkeit?« Malcolm zwang sich zu einem zögernden Lachen. »Das gilt in meinem Falle nicht, weil mein Vater tot ist. Das ist… das ist englisches Gesetz. Ich habe das überprüft… mit Mr. Skye.« Sobald der Name ausgesprochen war, verfluchte er sich, ihn erwähnt zu haben, denn ihm fiel plötzlich ein, wie Angélique erwähnt hatte, daß Pater Leo den Mann haßte und sein offenes Agnostikertum für eine Ungeheuerlichkeit hielt.
    »Dieser Mensch?« Pater Leos Stimme wurde härter. »Gewiß muß seine Meinung von Ihrem Sir William bestätigt werden, ihm ist sicherlich nicht zu trauen, und was den Vater der Senhorita betrifft, er kann doch aus Bangkok kommen, nicht wahr?«
    »Er ist… ich glaube, er ist nach Frankreich zurückgekehrt. Er wird nicht notwendig sein, ich bin sicher, daß M’sieur Seratard ihn vertreten kann. Dienstag wäre ausgezeichnet.«
    »Aber warum die Eile, mein Sohn, Sie sind beide jung, das Leben liegt noch vor Ihnen, und Sie müssen an Ihre Seele denken.« Pater Leo versuchte zu lächeln. »Es ist Gottes Wille, daß Sie nach mir geschickt haben. In ein oder zwei Monaten…«
    »Nein, nicht in ein oder zwei Monaten«, sagte Malcolm, der fast die Beherrschung verlor, mit erstickter Stimme. »Dienstag oder Mittwoch, bitte.«
    »Überlegen Sie es sich doch noch einmal, mein Sohn, Ihre unsterbliche Seele sollte Ihr…«
    »Vergessen Sie meine Seele…« Malcolm hielt inne, um seine Fassung zurückzugewinnen. »Ich dachte daran, die Kirche zu bedenken, obwohl sie… obwohl sie derzeit nicht meine Kirche ist, sie ansehnlich zu bedenken…«
    Pater Leo hatte das ›derzeit‹ gehört, und er hatte gehört, wie das ›ansehnlich‹ ausgesprochen worden war. Ihm war stets bewußt, daß Gottes Werk auf Erden praktisch denkende Diener und pragmatische Lösungen erforderte. Und Mittel. Und Einfluß. Und diese beiden wesentlichen Dinge kamen nur von den Hochgeborenen und Reichen. Er brauchte sich nicht daran zu erinnern, daß der Tai-Pan vom Noble House beides war. Außerdem war heute bereits ein ungeheurer Fortschritt im Dienste Gottes erreicht: Er war um einen Gefallen gebeten

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