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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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selbst mit dem Boot hinausgefahren, um ›es zu erproben, weil es sich anfühlt, als sei etwas nicht in Ordnung‹. Weit weg und in tiefem Wasser hätte er dann in aller Seelenruhe die Luken geöffnet, und während das Boot vollief hätte er dafür gesorgt, daß die ganze Post gut beschwert wäre und nicht frei herumschwimmen könnte. Dann wäre er zum Bug gegangen, hätte sich eine Zigarre angezündet und gewartet, bis das Boot sinkt, und wäre danach an Land geschwommen. Hätte er die Post angerührt? ›Gott bewahre, Junge.‹« Jamie lächelte immer breiter. »Warum nicht?«
    Vor der Tokaidō war Malcolm ein kräftiger Schwimmer gewesen. Jetzt, das wußte er, würde er untergehen wie ein Stein. »Ich würde es nie bis an Land schaffen.«
    »Aber ich könnte das leicht, Tai-Pan.«
    »Ja, aber das ist nicht Ihr Problem, Jamie, und selbst wenn Sie es täten, würde es mir nur eine Woche oder so einbringen, und das nutzt nichts. Joss. Wir dürfen die Königliche Post nicht anrühren. Einigen wir uns darauf, daß dies hier nie geschehen ist, ja?« Er streckte die Hand aus. »Sie sind ein wahrer Freund, der beste, den ich je hatte. Es tut mir leid, daß ich mich Ihnen gegenüber schlecht benommen habe.«
    Jamie nahm die Hand und schüttelte sie herzlich. »Das haben Sie nicht getan, ich habe verdient, was Sie gesagt haben. Es ist kein Schaden entstanden. Tai-Pan… bitte, es wäre leicht.«
    »Danke, aber: nein.« Malcolm wußte, daß er nicht Dirk Struan war und niemals zu dem imstande sein würde, was der Tai-Pan gekonnt hätte, in diesem Fall die Briefe entweder unverfroren wegzunehmen oder zu versenken. Vor der Tokaidō hätte ich es vielleicht gewagt, aber jetzt… jetzt ist es fünfzigmal schlimmer. Die Tokaidō, immer wieder die Tokaidō dachte er. Das Wort war in sein Gehirn eingebrannt, und er war so frustriert, daß er hätte schreien können. »Ich muß allein damit fertig werden.«
    Er hinkte an Land und ging in seine Suite. Die kleine Flasche war voll, aber er trank nicht daraus, sondern legte sie entschlossen in die Schublade zurück. Unter Schmerzen zog er seinen Sessel näher ans Fenster und sank erleichtert hinein. Ich werde gewinnen, versprach er sich. Bitte Gott, hilf mir. Ich weiß nicht wie, aber ich werde Angélique gewinnen, ich werde den Schmerz, das Opium, die Tokaidō, Tess besiegen, ich werde gewinnen…
    Sein Schlaf war tief und erholsam. Als er erwachte, war Angélique da. Sie saß in seiner Nähe und lächelte ihm zu.
    »Guten Tag, chéri. Hast du aber gut geschlafen! Es ist beinahe Zeit, sich für die Einladung umzuziehen.« Ihre Augen funkelten. Sie kam zu ihm, küßte ihn und kniete neben ihm nieder. »Wie geht es dir?«
    »Dich zu sehen macht mich so glücklich.« Seine Stimme war liebevoll, verbarg aber seine Sorgen nicht.
    Das gab den Ausschlag. Es war wichtig, ihn etwas aufzuheitern, damit er die Gesellschaft des heutigen Abends genoß, die, wie er versprochen hatte, eine Feier sein sollte. »Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte sie spitzbübisch.
    »Was?«
    Sie kam auf die Füße und begann wie tanzend herumzuwirbeln. Ihr Nachmittagskleid raschelte. Plötzlich kicherte sie und rief: »Schau!« Sie hob Röcke und Unterröcke und ließ ihre langen, vollkommenen Beine sehen, betont durch Seidenstrümpfe, kecke Strumpfbänder unter den Knien, einen Strumpfgürtel und gekräuselte Rüschenhöschen. Er hatte die traditionellen, alles verhüllenden langen Unterhosen erwartet. Ihr Anblick nahm ihm den Atem.
    »Allmächtiger…«, stammelte er.
    »Nur zu deinem Vergnügen, mein Liebling«, sagte sie, über ihre Kühnheit errötend. Sie lachte über seine Farbe, hob kokett einen Augenblick die Röcke über den Kopf, ließ sie ebenso plötzlich wieder fallen, fächelte sich und sagte atemlos: »Das ist die neueste Mode. Keine langen Pantalons mehr! Die sind tot. Der Kolumnist von Le Figaro sagt, heutzutage würden sogar einige der berühmtesten Damen von Paris nicht einmal mehr Pantalons tragen, zur geheimen Freude ihrer Liebhaber.«
    »Wage das bloß nicht«, sagte er und lachte, mitgerissen von ihrem Übermut. Er faßte ihre Hand und zog sie auf seinen Schoß. »Der Gedanke würde mich verrückt machen.«
    Sie vergrub den Kopf an seiner Schulter, froh, daß ihre List gewirkt hatte. »Ich glaube, ich werde dir beim Dinner oder wenn wir tanzen manchmal ins Ohr flüstern, daß ich sie vergessen habe – nur, um meinen Märchenprinzen zu necken, bloß so zum Spaß. Du hast doch nichts

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