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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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er an Deck; es war schwierig, mit zwei Krücken über eine schräge Fläche zu gehen, aber er schaffte es nach achtern und gestattete Jamie, seinen Arm zu nehmen und ihm die drei Schritte in die Kabine hinunterzuhelfen. Die Kabine war geräumig, mit Truhenbänken um einen Schiffstisch. Auf dem Tisch lag in sauberen Bündeln die Post, sortiert in Briefe, Zeitungen, Zeitschriften und Bücher. Sofort sah er einen Brief seiner Mutter auf dem Stapel liegen; ihre Schrift war unverkennbar. Ein weiterer Brief von ihr an Jamie lag, bereits geöffnet, auf dem Tisch.
    »Ich… ich bin froh, Sie zu sehen, Tai-Pan.«
    »Was gibt’s denn nun schon wieder?«
    »Hier, lesen Sie den Brief selbst, den ich bekommen habe.«
    Zu Ihrer Information: Mein Sohn darf nicht heiraten, ehe er volljährig ist, unter keinen Umständen. Ich habe bereits Reverend Michaelmas Tweet und Sir William informiert (mit gleicher Post) und eine vorsichtige Ankündigung in die heutige Oriental Times gesetzt (liegt bei). Auch alle Kapitäne unserer Schiffe sind davon informiert worden und haben Order, diese Information weiterzugeben; Admiral Ketterer ist (mit gleicher Post) ebenfalls benachrichtigt worden für den Fall, daß ihn eine Eheschließung auf See verlockt. Was mein Sohn nach seinem einundzwanzigsten Geburtstag tut, ist natürlich seine Angelegenheit. Bis dahin aber werde ich vor Gott seine und unsere Interessen schützen, so gut ich kann.
    Alles Blut wich aus Malcolms Gesicht. Er riß seinen eigenen Brief auf. Er war fast gleichlautend, nur persönlich adressiert und mit Mein liebster Sohn überschrieben. Er endete so:
    Dies ist wirklich zu Deinem eigenen Besten, mein Sohn. Ich bedaure sagen zu müssen, daß das Mädchen schlechter Herkunft ist – wir haben gehört, daß Behörden in Französisch-Indochina ihren Vater wegen Betruges verfolgen, und Du weißt bereits, daß ein Onkel in Paris im Schuldgefängnis sitzt. Wenn Du sie unbedingt haben mußt, dann mache sie zu Deiner Geliebten, so sehr ich das auch mißbillige, aber ich bin sicher, daß Du Dich sonst nur in noch größere Schwierigkeiten bringst. Natürlich werde ich sie niemals empfangen.
    Ich bin sicher, daß ich die Freude haben werde, Dich vor Weihnachten zu sehen, wenn diese leidige Angelegenheit hinter uns liegen wird. Ich würde über die schlimmen Brocks schreiben, aber das muß hier geregelt werden und nicht in Yokohama. Deine Dich liebende Mutter.
    Das ›P.S. Ich liebe Dich‹ stand da, es gab also keine geheime Botschaft.
    Langsam riß er den Brief in Fetzen. Daß er dazu imstande war, freute ihn, nahm ihm aber nicht die Wut darüber, daß sie ihn schachmatt gesetzt hatte. »Diese Frau«, murmelte er, ohne zu merken, daß er es laut aussprach, »diese Frau ist eine Hexe… sie steht mit dem Teufel im Bund… eine Hexe… wie konnte sie wissen…«
    Ernst und besorgt sah McFay ihm zu und wartete.
    Als er wieder klar denken konnte, sagte Malcolm: »Was steht in der Zeitung?« Der Artikel war kurz:
    Mrs. Tess Struan, regierendes Oberhaupt von Struan’s, kündigte heute an, daß das Noble House am 21. Mai nächsten Jahres anläßlich des einundzwanzigsten Geburtstages ihres ältesten Sohnes Malcolm und seiner formellen Ernennung zum Tai-Pan eine größere Feier veranstalten wird.
    »Tja, Jamie«, sagte er mit einem bitteren Lächeln. »Viel mehr kann sie nicht tun, um meine Stellung zu untergraben, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Jamie und fühlte im Herzen mit ihm.
    Malcolm sah im Geiste die Schiffe, den Horizont und jenseits davon Hongkong und den Peak und alle seine dortigen Freunde und auch Feinde. Nun stand sie zuoberst auf der Liste. »Irgendwie ist es komisch. Noch vor ein paar Augenblicken ritt ich auf dem Kamm einer Welle…« Niedergeschlagen erzählte er Jamie von seiner großartigen Idee, von Tweets Ablehnung und alles über Skyes fabelhaften Plan. »Das ist jetzt nichts mehr wert.«
    Jamie war ebenso schockiert wie Malcolm. »Vielleicht… vielleicht könnte man Tweet überreden. Vielleicht ein Beitrag für die Kir…«
    »Das hat er abgelehnt. Und Pater Leo auch.«
    »Himmel, den haben Sie auch gefragt?«
    Malcolm berichtete von der Zusammenkunft und schockierte Jamie damit noch mehr.
    »Allmächtiger Gott, Tai-Pan, wenn Ihnen so viel daran liegt, daß Sie so etwas auf sich nehmen… finden wir vielleicht… einen anderen Kapitän.«
    »Die Chancen sind nicht groß, Jamie. Jedenfalls hat Skye betont, man müsse Stillschweigen bewahren, bis es vorbei ist, vor allem, weil

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