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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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dagegen, chéri, oder – gegen die neue Mode ohne lange Pantalons?«
    »Natürlich nicht«, sagte er als Mann von Welt, der er eigentlich gar nicht war. »Wenn es Mode ist, dann ist es Mode.«
    »Du sagtest, die Einladung heute abend sollte eine Feier sein?«
    Seine Fröhlichkeit schwand. »Ja, das sollte sie. Aber… hab Geduld mit mir, Angel. In ein paar Tagen werde ich dir den wahren Grund sagen können – ich muß es nur ein wenig aufschieben. Bis dahin sollst du wissen, daß ich dich liebe, liebe, liebe, liebe…«
    Am Abend wurde das Wetter wechselhaft, doch das beeinträchtigte die Stimmung von Malcolms Gesellschaft nicht. Das Hauptspeisezimmer des Struan-Gebäudes war zu diesem Zweck gebaut worden, und alle privaten Räume der Niederlassung, vom Club abgesehen, wirkten daneben winzig. Funkelndes Silber, Kristallgläser, feinstes chinesisches Porzellan, etwa dreißig Gäste in Abendkleidung oder Galauniformen. Hoag hatte abgesagt, da er fieberte.
    Das Dinner war wie immer überaus üppig gewesen und nun endlich vorbei. Jetzt wurde unter Beifallsrufen der lange Tisch an die Wand geschoben – was selten vorkam, bei Angéliques Anwesenheit aber fast ein Muß war, da alle Gäste mit ihr tanzen wollten. Außer Jamie – aber nur heute abend. Jamie hatte sich zuvor mit Malcolm abgesprochen und war in dem Aufruhr, als der Tisch verrückt wurde, leise gegangen: »Tut mir leid, aber ich habe keine große Lust zu tanzen, ich mache mich davon, Tai-Pan.«
    »Wir haben beide geschworen zu vergessen, was heute auf dem Boot passiert ist.«
    »Darum geht es nicht, ich möchte nur wieder zur Besinnung kommen.«
    Heute abend war Angélique die einzige anwesende Dame; die beiden anderen waren wie Hoag bedauerlicherweise krank. Sie drehte sich im erhitzenden Takt von Walzern und Polkas, von André Poncin auf dem großen Flügel gespielt, den man im Frühling zur allgemeinen Freude importiert hatte. Ein Tanz pro Gast war die Regel, und nach vier Tänzen durfte sie sich ausruhen. Zwischendurch konnte sie pausieren, wann immer sie wollte. Ihr Gesicht glühte. Sie trug eine neue Krinoline aus roter und grüner Seide, die ihre Wespentaille und den schwellenden Busen betonte; nach dem Diktat der Pariser Mode, das die nicht anwesende Geistlichkeit beklagte, waren die Brustspitzen kaum bedeckt. Alle Männer im Raum verschlangen sie mit den Augen.
    »Genug, mes amis«, sagte sie nach einer Stunde trotz des Murrens und Bittens derer, die noch nicht mit ihr getanzt hatten. Damit kehrte sie zu Malcolm zurück und fächelte sich heiter Luft zu.
    Er saß in einem großen, geschnitzten Eichensessel am Kopfende der Tafel, besänftigt von Wein und Brandy. Er genoß es wie eh und je, sie tanzen zu sehen, wenn er auch wie immer zutiefst frustriert war, weil er, obwohl es sein Recht gewesen wäre, weder den ersten noch den letzten Tanz verlangen konnte. Früher war er ein vollendeter Tänzer gewesen.
    Sie setzte sich auf die Armlehne seines Sessels. Er legte den Arm um ihre Taille, ihr Arm ruhte auf seinen Schultern.
    »Du tanzt fabelhaft, Angel.«
    »Keiner von denen ist so gut wie du«, flüsterte sie. »Das hat mich an dir als erstes angezogen, mein Märchenpr…«
    Erwartungsvolle Rufe ließen sie innehalten. Zu ihrer Verlegenheit und ihrem Kummer begannen Andrés Finger mit den ersten, verführerischen Akkorden des Cancan. Ärgerlich schüttelte Angélique den Kopf und rührte sich nicht.
    Zu ihrer Überraschung und unter allgemeinem Jubel traten Pallidar und Marlowe in die Mitte der Tanzfläche; sie hatten Handtücher wie Röcke über ihre Uniformen gewickelt. Als die Musik an Tempo zunahm, begannen die beiden mit einer komischen Parodie auf den Tanz, der die zivilisierte Welt außerhalb von Paris empörte. Sie bewegten sich immer schneller, hoben ihre imitierten Röcke höher und höher, warfen unter allgemeinem Jubel die Beine in die Luft, während die anderen Gäste im Takt auf die Tische trommelten, versuchten sich im Spagat und brachen schließlich unter lauten Beifalls- und ›Da capo‹-Rufen sowie ohrenbetäubendem Applaus zusammen.
    Malcolm lachte mit den anderen und ließ Angélique los. Sie ging hinüber, half den beiden Männern auf, gratulierte ihnen und lobte ihre Darbietung.
    Pallidar war außer Atem und tat so, als müsse er ächzen. »Ich glaube, jetzt habe ich mir endgültig den Rücken verrenkt.«
    »Champagner für die Army, Rum für die Navy«, rief sie, hakte die beiden unter, führte sie zu Malcolm, damit auch er sie

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