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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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von Raiko demütigen lassen und ihr gleichzeitig Gold in den Rachen werfen, das du dir nicht leisten kannst – niemals leisten kannst –, nur, weil du versuchst, einen ewigen Stachel zu besänftigen, den Gott uns eingepflanzt hat.«
    André erschauerte. Er kannte die Falle nur zu gut. Schließlich saß er selbst darin. Raiko hatte ihn weit über seine finanzielle Grenze hinausgetrieben. Das stimmt nicht, sagte er sich gereizt. Es ist in Ordnung, die Wahrheit zu verdrehen und andere Leute zu belügen, aber belüge dich nicht selbst, sonst bist du verloren. Die Wahrheit ist, daß ich mit Freuden bis an die Grenze und darüber hinaus gegangen bin. Vor siebzehn Tagen.
    In dem Augenblick, als Raiko mich mit dem Mädchen bekannt machte… In dem Augenblick, als ich sie sah mit ihrem schwarzen Haar, der Alabasterhaut und den verlockenden Augen, da wußte ich, daß ich Raiko meine Seele geben und in die Ewige Grube fahren würde, um sie zu besitzen. Ich, André Edouard Poncin, Diener Frankreichs, Meisterspion, Mörder, Experte in der Verdorbenheit der menschlichen Natur, ich, der große Zyniker, habe mich binnen eines Augenblicks verliebt. Wahnsinn! Aber es stimmt.
    Sobald das Mädchen den Raum verlassen hatte, habe ich hilflos und mit ungelenker Zunge gesagt: »Raiko, bitte. Was immer verlangen, ich zahle.«
    »Tut mir sehr leid, Furansu-san, diese Sache wird mehr Geld kosten, als ich erwähnen möchte, selbst wenn sie einwilligt, bei Ihnen zu sein – sie hat noch nicht eingewilligt.«
    »Wieviel Geld auch immer, ich zahle. Bitte fragen, ob sie zustimmt.«
    »Natürlich. Bitte kommen Sie morgen wieder, bei Einbruch der Dämmerung.«
    »Nein. Bitte. Jetzt fragen – ich warte.«
    Er hatte fast zwei Stunden warten müssen. Während er wartete, betete er und hoffte und starb tausend Tode. Als Raiko zurückkam und er ihr ernstes Gesicht sah, starb er noch einmal, erwachte aber wieder zum Leben, als sie sagte: »Ihr Name ist Hinodeh, das bedeutet Sonnenaufgang. Sie ist zweiundzwanzig, und sie sagt ja, aber es gibt Bedingungen.«
    »Was immer Hinodeh will.«
    »Am besten hören Sie sie erst an.« Raiko war ernster, als er sie je gesehen hatte. »Hinodeh sagt, sie wird Ihre Gefährtin sein, nicht Ihre Kurtisane, für ein Jahr und einen Tag. Wenn sie am letzten Tag beschließt, bei Ihnen zu bleiben, wird sie Ihnen ihr inochi geben, ihren Geist, und noch ein Jahr bei Ihnen bleiben, und noch ein Jahr, Jahr um Jahr, bis sie gehen will oder Sie ihrer müde sind. Wenn sie gehen möchte, müssen Sie schwören, sie freizugeben.«
    »Einverstanden. Wann anfangen?«
    »Warten Sie, Furansu-san, da ist noch viel mehr. Es wird keinen Spiegel in eurem Haus geben, und Sie werden keinen mitbringen. Wenn sie sich auskleidet, wird es im Zimmer immer dunkel sein – bis auf einmal, das erste Mal. Nur einmal, Furansu-san, dürfen Sie sie sehen. Danach werden Sie in dem Moment, in dem irgendwelche… entstellenden Male auftreten oder wann immer sie Sie darum bittet, sich vor ihr verbeugen und sie segnen und ihr Zeuge sein und ihr den Giftbecher oder das Messer reichen und zusehen und warten, bis sie tot ist, um ihr Opfer zu ehren.«
    Ihn schwindelte. »Tot?«
    »Sie sagte, sie würde das Messer vorziehen, kenne aber die Wahl eines Gai-Jin nicht.«
    Als sein Gehirn wieder funktionierte, sagte er: »Ich… ich… Richter, ob das Mal entstellend?«
    Raiko zuckte die Achseln. »Sie oder sie selbst, das spielt keine Rolle. Wenn sie beschließt, Sie darum zu bitten, dann müssen Sie Ihr Versprechen halten. Es wird alles in den Vertrag geschrieben sein. Sie stimmen zu?«
    Nachdem er das geschluckt und seinen Frieden damit gemacht hatte, sagte er: »Dann ihre Krankheit noch früh, noch keine Zeichen?«
    Raikos Augen ließen ihn nicht los. Ihre Stimme war sanft, von schrecklicher Endgültigkeit, und im Raum war es ganz still. »Hinodeh hat keine Krankheit, Furansu-san, keine. Sie ist makellos.«
    Sein Kopf schien zu explodieren bei diesem ›Sie ist makellos‹, das in ihm widerhallte, während eine innere Stimme ihm sagte: »Aber du bist unrein!«
    »Warum? Warum sie zustimmen? Warum? Kennt mein Übel, ja?«
    Eine Zofe, die draußen wartete, schob die Shoji-Tür auf, erschrocken über seine Stimme. Dann, von Raiko verscheucht, schloß sie sie gehorsam wieder. Anmutig trank Raiko von ihrem Saké. »Natürlich kennt sie es, Furansu-san.«
    Er wischte sich den Speichel aus den Mundwinkeln. »Dann warum sie… sie zustimmen?«
    Wieder das Seltsame. »Hinodeh

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