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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Lächeln, an dem die Augen nicht immer beteiligt waren. »Ihr Fest war des Kaisers Kung würdig.«
    »Ayeeyah«, sagte Malcolm, plötzlich mißgelaunt, da er wußte, was der alte Mann meinte. »Möge die große Kuh auf deine unmittelbaren Nachfahren urinieren. Mach weiter deine Arbeit, und behalte deine Meinungen für dich, und tu nicht so, als seist du unter dem Zeichen des Affen geboren.« Das war das Sternzeichen für kluge Menschen.
    Chens scheinbarer Scherz hatte, wie in der chinesischen Sprache fast immer, viele Bedeutungen: Kaiser Kung, der China vor fast vier Jahrtausenden regiert hatte, war für drei Dinge berühmt: seine epikureischen Vorlieben, seine üppigen Bankette und sein ›Buch‹.
    Damals gab es noch keine richtigen Bücher, sondern nur Schriftrollen, und Kaiser Kung hatte eine Rolle mit einer ausführlichen Abhandlung gefüllt und so das allererste ›Kopfkissenbuch‹ geschaffen, Quelle aller anderen, die ihrer Definition nach von der Vereinigung von Mann und Frau mit all ihren Möglichkeiten und Gefahren, von der Steigerung des Höhepunktes, von den Namen der verschiedenen Stellungen und ihren Details handelten, Vorrichtungen, Medizinen und Techniken beschrieben – tiefe und flache Stöße – und auch erläuterten, wie man den vollkommenen physischen Partner wählte; unter anderen Weisheiten stand da auch:
    … natürlich sollte ein Mann, dessen Einäugiger Mönch das Pech hat, klein zu sein, nicht mit einem Jadetor wie dem einer Stute kämpfen. Für alle Zeit sei dies bekanntgemacht: Die Götter haben bestimmt, daß jene Teile, wenn sie auch gleich erscheinen, nie gleich sind, sondern sich sehr unterscheiden. Äußerste Sorgfalt muß angewandt werden, um die Falle der Götter zu meiden, die dem Menschen zwar die Mittel und ein Bedürfnis gegeben haben, den Himmel zu kosten, während er noch auf der Erde ist – der Augenblick der Wolken und des Regens ist ein solcher –, die aber gleichzeitig zu ihrer eigenen Unterhaltung vielfältige Hindernisse in den Weg des nach dem Yin strebenden Yang gelegt haben, einige leicht zu umgehen, die meisten nicht zu umgehen, alle kompliziert. Da der Mensch so viel wie möglich vom Himmel kosten soll, während er noch auf der Erde ist – wer weiß, ob Götter wirklich Götter sind –, muß das Tao, der Weg zur Prächtigen Spalte, noch intensiver erforscht, untersucht, verfolgt und studiert werden als die Umwandlung von Blei in Gold…
    Chen machte sich im Raum zu schaffen, bekümmert, wenn auch erfreut über das Wissen seines Herrn. Er tat nur seine Pflicht, lenkte die Aufmerksamkeit auf die Stärke des Yin, seine Zurschaustellung, vor allem heute nacht, das Tanzen und das Küssen, das das Yang des Herrn kitzelte und worüber sich der Kaiser sehr deutlich geäußert hatte: Ein nervöses und unerwidertes Yang in jeglichem Haushalt, und sei es das des Herrn, versetzt das ganze Haus in Unruhe, deshalb sollten alle Häuser jede Anstrengung unternehmen, um das Unerleichterte zu erleichtern.
    Und unser Haus ist in Aufruhr, dachte er angewidert. Ah Tok ist schwieriger denn je, Ah Soh murrt über die zusätzliche Arbeit, die Köche beklagen sich über seinen Appetitverlust, die Hausboys stöhnen, nichts gefalle ihm, und all das, weil diese barbarische Hure einfach nicht ihre Pflicht tun will. Unter dem Personal herrschte allgemein die Ansicht, sie müsse eine dieser Räuberischen Schluchten haben, vor denen Kaiser Kung warnte:
    Es gibt einige, die die Götter mit Dämonen gesäumt haben und deren magnetische Kraft so stark ist, daß sie die Männer verrückt machen und veranlassen, eine unsterbliche Wahrheit zu vergessen, daß nämlich ein Yin wie das andere ist, wenn das Bedürfnis groß ist, und, schlimmer noch, wenn es sich endlich öffnet, um das Yang zu empfangen, wird dieser Himmel zur Hölle, denn es gibt nie genug davon.
    »Ayeeyah, Tai-Pan«, sagte Chen und half Malcolm beim Auskleiden. »Diese Person hat nur gesagt, daß Ihr Bankett allen gefallen hat.«
    »Dein Herr und Meister weiß genau, was du gesagt hast.« Malcolm kämpfte sich aus seinem Hemd. Sein Onkel Gordon Chen, den er sehr schätzte, hatte ihn über das Werk des Kaisers Kung belehrt und ihm gesagt, daß diese Informationen vor seiner Mutter geheimgehalten werden müßten.
    »Du, alter Mann, bist ein unverschämter Kerl«, sagte Malcolm auf englisch, seiner Hauptverteidigung gegenüber Chen und Ah Tok. Auf kantonesisch konnte er ihnen anscheinend nie Paroli bieten, aber wenn er mit ihnen

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