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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Englisch versteht.«
    »Eeee, Hiraga-san, wir wußten gar nicht, daß du Englisch sprichst«, sagte Ori, verblüfft über die neue Information. »Wo hast du das gelernt?«
    »Wo kann man wohl Gai-Jin-Eigenschaften lernen, wenn nicht bei einem Gai-Jin? Er war ein Holländer aus Deshima, ein Sprachwissenschaftler, der Japanisch, Holländisch und Englisch sprach. Mein Großvater schrieb eine Petition an unseren Daimyo, in der er vorschlug, einen Gai-Jin auf deren Kosten nach Shimonoseki kommen zu lassen, damit er ein Jahr lang als Experiment Holländisch und Englisch unterrichtet; der Handel werde dann später folgen. Danke«, sagte Hiraga, als Ori ihm höflich die Tasse füllte. »Gai-Jin sind ja so leichtgläubig – und so widerliche Anbeter des Geldes. Wir sind jetzt im sechsten Jahr dieses ›Experiments‹ und handeln immer nur, wenn wir das bekommen, was wir haben wollen und wenn wir es uns leisten können – Gewehre, Kanonen, Munition, Schrot und gewisse Bücher.«
    »Wie geht es deinem verehrten Großvater?«
    »Er ist bei guter Gesundheit. Danke der Nachfrage.« Hiraga belohnte sie mit einer leichten Verneigung, die sie mit einer etwas tieferen Verneigung beantworteten.
    Wie wundervoll, so einen Großvater zu haben, dachte Ori, ein so sicherer Schutz für alle Generationen – nicht wie bei uns, die wir ums tägliche Überleben kämpfen, jeden Tag Hunger leiden und uns verzweifelt bemühen müssen, unsere Steuern zu bezahlen. Was werden Vater und Großvater jetzt von mir halten: Ronin geworden und mein so dringend benötigter Koku verspielt? »Es wäre mir eine Ehre, ihn eines Tages kennenzulernen«, erklärte er. »Unser shoya ist nicht so wie er.«
    Hiragas Großvater, ein reicher Bauer in der Nähe von Shimonoseki und heimlicher Förderer von Sonno-joi, war viele Jahre lang Shoya gewesen. Ein Shoya, der ernannte oder in Erbfolge amtierende Bürgermeister eines Dorfes oder einer Gruppe von Dörfern, besaß großen Einfluß und sehr viel Amtsmacht, war für die Festsetzung und das Eintreiben von Steuern verantwortlich und zugleich der einzige Puffer und Beschützer der Bauern und Landwirte gegen unfaire Praktiken des Samurai-Herrn, in dessen Machtbereich das Dorf oder die Dörfer lagen.
    Die Landwirte und manche Bauern besaßen und bewirtschafteten das Land, durften es nach dem Gesetz aber nicht verlassen. Den Samurai gehörten alle landwirtschaftlichen Produkte, und nur sie hatten das Recht, Waffen zu tragen, durften nach dem Gesetz aber kein Land besitzen. Also waren die einen von den anderen abhängig, und die Frage, wieviel Reis Jahr um Jahr in Steuern gezahlt werden mußte und wieviel zurückgehalten werden durfte, führte immer zu sehr labilen Kompromissen.
    Dieses Gleichgewicht hatte der Shoya zu wahren. In Angelegenheiten, die über das Dorf hinausgingen, holten sich zuweilen auch die unmittelbaren Herren oder, noch höher, sogar der Daimyo persönlich bei den besten von ihnen Rat. Zu diesen Besten gehörte Hiragas Großvater.
    Einige Jahre zuvor hatte man ihm gestattet, für sich und seine Nachkommen den ›Goshi‹-Samuraistatus zu erwerben – ein bei allen chronisch verschuldeten Daimyos übliches Verfahren mit dem Ziel, von akzeptablen Bittstellern ein kleines Extraeinkommen zu ergattern. Der Daimyo von Choshu machte da keine Ausnahme.
    Hiraga, dem der Wein inzwischen zu Kopf gestiegen war, lachte. »Ich wurde für die Schule dieses Holländers ausgewählt, und oft genug habe ich diese Ehre bedauert, denn die englische Sprache ist sehr schwierig und klingt abstoßend.«
    »Waren viele von euch dort auf dieser Schule?« erkundigte sich Ori.
    Durch den Saké-Schleier drang das Schrillen einer Alarmglocke, und Hiraga merkte, daß er zu viele private Informationen preisgab. Wie viele Choshu-Schüler die Schule besucht hatten, ging nur die Choshu etwas an und war geheim, und obwohl er Shorin und Ori gern hatte und bewunderte, waren sie immer noch Satsumas und somit Fremde – nicht immer Verbündete, aber immer potentielle Feinde.
    »Um Englisch zu lernen, nur wir drei«, sagte er so leise, als verrate er ein Geheimnis, statt die richtige Zahl – dreißig – zu nennen. Innerlich auf der Hut, setzte er hinzu: »Hört mal, ihr beiden, da ihr jetzt Ronin seid wie ich und die meisten meiner Kameraden, müssen wir enger zusammenarbeiten. Ich habe in drei Tagen etwas vor, wobei ihr uns wirklich helfen könntet.«
    »Vielen Dank, aber wir müssen auf Nachricht von Katsumata

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