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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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warten.«
    »Selbstverständlich, er ist euer Satsuma-Führer.« Und ein wenig nachdenklich ergänzte Hiraga: »Aber vergeßt dabei nicht, Ori, daß ihr Ronin seid und Ronin bleiben werdet, bis wir siegen, vergeßt nicht, daß wir die Angriffsspitze von Sonno-joi sind. Wir sind die Macher, Katsumata geht kein Risiko ein. Wir müssen vergessen, daß ich ein Choshu bin und ihr Satsumas, wir müssen einander helfen. Es ist eine gute Idee, nach eurem Tokaidō-Angriff heute abend Gewehre zu stehlen. Wenn möglich, tötet einen oder zwei Wachtposten auf dem Grundstück der Gesandtschaft, das wird eine ungeheure Provokation für sie sein! Wenn ihr das Ganze lautlos erledigen und keine Spuren hinterlassen könnt – um so besser. Alles für eine gute Provokation.«
    Mit Hilfe von Hiragas Informationen war es einfach gewesen, in den Tempel einzudringen, die Dragoner und anderen Soldaten zu zählen und das perfekte Versteck zu finden. Dann war plötzlich das junge Mädchen aufgetaucht und der Riese, und dann waren sie wieder ins Haus gegangen, und seitdem starrten die beiden Shishi mit großen Augen auf die Gartentür.
    »Was machen wir jetzt, Ori?« erkundigte sich Shorin mit rauher Stimme.
    »Wir halten uns an den Plan.«
    Die Minuten vergingen mit unruhigem Warten. Als die Läden im ersten Stock aufgestoßen wurden und die Männer sie am Fenster sahen, wußten beide, daß ein neues Element in ihre Zukunft getreten war. Gerade bürstete sie sich mit einer silbernen Bürste die Haare. Mit müden Bewegungen.
    Mit kehliger Stimme sagte Shorin: »Im Mondschein wirkt sie gar nicht so häßlich. Aber mit diesen Brüsten, eeee, da würdest du ja abprallen.«
    Ori antwortete nicht; sein Blick hing wie gebannt an ihrer Gestalt.
    Plötzlich hielt sie inne und blickte hinab. In Richtung der beiden Männer. Obwohl sie sie unmöglich sehen oder hören konnte, schlugen ihre Herzen auf einmal schneller. Mit angehaltenem Atem warteten sie. Wieder ein erschöpftes Gähnen. Einen Augenblick bürstete sie weiter, dann legte sie die Bürste hin, scheinbar so nah, daß Ori meinte, die Hand ausstrecken und sie berühren zu können, während er Einzelheiten der Stickereien auf dem Seidennachthemd erkannte, die Brustwarzen darunter und den verzweifelten Ausdruck, den er gestern – war es wirklich erst gestern gewesen? – gesehen hatte und der bewirkt hatte, daß er den tödlichen Schlag nicht ausführte.
    Ein letzter, seltsamer Blick zum Mond, ein weiteres, unterdrücktes Gähnen, dann zog sie die Läden zu. Aber ohne sie ganz zu schließen. Und ohne den Riegel vorzulegen.
    Shorin unterbrach das Schweigen und sprach aus, was sie beide dachten: »Kein Problem, da raufzuklettern.«
    »Richtig. Aber wir sind wegen der Gewehre hier und um Verwirrung zu stiften. Wir…« Ori hielt inne; seine Gedanken folgten dem plötzlichen Aufglimmen einer neuen, wundervollen Ablenkung, einer zweiten Chance, weit größer als die erste.
    »Shorin«, flüsterte er, »wenn wir sie zum Schweigen bringen, aber nicht töten, sie einfach bewußtlos zurücklassen würden, damit sie davon berichten kann, wenn wir ein Zeichen hinterlassen, durch das man uns mit der Tokaidō in Verbindung bringen könnte, und wenn wir dann ein oder zwei Soldaten töten und mit oder ohne ihre Gewehre verschwinden würden, würde das die Gai-Jin nicht vor Wut rasend machen?«
    Bei dieser wundervollen Idee stieß Shorin hörbar zischend die Luft aus. »Ja, ja, das würde es, aber noch besser wäre es, ihr die Kehle durchzuschneiden und mit ihrem Blut ›Tokaidō‹ zu schreiben. Du gehst, ich werde hier bleiben und aufpassen.« Und als Ori zögerte, sagte er: »Katsumata hat gesagt, wir hätten falsch gehandelt, als wir zögerten. Letztes Mal hast du gezögert. Warum jetzt zögern?«
    Die Entscheidung fiel in einem Sekundenbruchteil; dann lief Ori, ein Schatten unter vielen, auf das Gebäude zu. Als er dort war, begann er zu klettern.
    Draußen vor dem Wachhaus sagte einer der Soldaten leise: »Dreh dich nicht um, Charlie, aber ich glaube, ich hab jemand auf das Haus zulaufen sehen.«
    »Großer Gott, hol den Sergeant, aber sei vorsichtig.«
    Der Soldat gab vor, sich zu recken, und kehrte dann ins Wachhaus zurück. Rasch, aber vorsichtig rüttelte er Sergeant Towrey wach und wiederholte, was er gesehen hatte oder gesehen zu haben glaubte.
    »Wie hat das Schwein ausgesehen?«
    »Ich hab nur die Bewegung bemerkt, Sar’nt, aber ganz sicher bin ich nicht, es hätte auch bloß ein Schatten sein

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