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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Angélique, wie versteinert vor Angst war ich, vor der Operation. Ich hatte Angst vor den Drogen, Angst vor dem Sterben und davor, nicht mehr aufzuwachen, bevor ich dich noch einmal sah, noch nie habe ich eine so abgrundtiefe Angst empfunden, noch nie!«
    »Ich hätte auch Angst… Ach, Malcolm, es ist alles so schrecklich.« Ihre Haut war klamm, ihre Kopfschmerzen hatten sich verschlimmert, und sie fürchtete, sich jeden Augenblick erbrechen zu müssen. »Der Arzt hat mir und allen versichert, daß du bald wieder gesund sein wirst!« platzte sie heraus.
    »Ist mir egal – jetzt, wo ich weiß, daß du mich liebst. Wenn ich sterbe, ist das einfach Joss, und in meiner Familie wissen wir, daß man dem Joss nicht entkommen kann. Du bist mein Glücksstern, der Mittelpunkt meines Lebens, das hab ich… von Anfang an gewußt. Wir werden heiraten…« Seine Worte versiegten. Seine Tränen rannen, und seine Augen trübten sich ein wenig, die Lider flatterten, als das Opiat Wirkung zeigte und ihn in die Nebelwelt hinübertrug, wo Schmerz zwar existierte, aber in Schmerzlosigkeit verwandelt wurde, »…im Frühling…«
    »Hör zu, Malcolm«, sagte sie hastig, »du wirst nicht sterben, und ich… alors, ich muß ehrlich mit dir sein…«
    Dann überstürzten sich ihre Worte: »Ich möchte noch nicht heiraten, ich weiß nicht, ob ich dich liebe, ich bin einfach nicht sicher, du mußt Geduld haben, und ob ich dich liebe oder nicht, ich glaube nicht, daß ich in diesem gräßlichen Land leben kann, oder in Hongkong, das heißt, ich weiß, daß ich das nicht kann, nicht will, nicht kann, ich würde sterben, das weiß ich, die Vorstellung, in Asien zu leben, erschreckt mich, der Gestank und diese furchtbaren Menschen. Ich werde so bald wie möglich nach Paris zurückreisen, denn da gehöre ich hin, und werde nie, nie, niemals wieder hierher zurückkehren.«
    Aber er hörte nichts davon. Er war in seinen Träumen gefangen, sah sie nicht mehr und murmelte: »… viele Söhne, du und ich… so glücklich, daß du mich liebst… darum gebetet… und nun… für immer im Großen Haus auf dem Peak leben. Deine Liebe hat die Angst gebannt, die Angst vor dem Tod, hatte immer Angst vor dem Tod, immer so nahe, die Zwillinge, kleine Schwester Tessa, so jung gestorben, mein Bruder, Vater fast tot… Großvater auch gewaltsamer Tod, aber nun… nun… alles anders… heiraten im Frühling. Ja?«
    Er schlug die Augen auf. Sekundenlang erkannte er sie deutlich, sah das angespannte Gesicht und den Abscheu und hätte am liebsten laut geschrien: Was um Gottes willen ist mit dir los, dies ist doch nur ein Krankenzimmer, und ich weiß, daß die Decke schweißgetränkt ist und daß ich in ein bißchen Urin und Kot liege und daß alles stinkt, aber Himmel, das kommt daher, daß ich eine Schwertwunde habe, es ist nur ein Schnitt, und jetzt hat man mich zugenäht, und ich werde wieder gesund, wieder gesund, wieder gesund…
    Aber er brachte kein Wort heraus; er sah, daß sie etwas sagte, die Tür aufriß und hinausstürzte, aber das war nur ein Alptraum, die guten Träume winkten ihm schon. Die Tür fiel zu, und das Geräusch, das sie dabei machte, hallte und hallte und hallte: wieder gesund wieder gesund wieder gesund.
    Sie lehnte an der Tür zum Garten, sog hektisch die Nachtluft ein und versuchte sich wieder zu fassen. Heilige Mutter Gottes, gib mir Kraft und schenke diesem Mann Frieden und mach, daß ich möglichst schnell von hier fortkomme.
    Leise trat Babcott hinter sie. »Keine Sorge, es geht ihm gut. Hier, trinken Sie das«, sagte er mitleidig und reichte ihr das Opiat. »Es wird Sie beruhigen und Ihnen beim Einschlafen helfen.«
    Sie gehorchte. Die Flüssigkeit schmeckte weder gut noch schlecht.
    »Er schläft friedlich. Kommen Sie mit. Auch für Sie sollte jetzt Schlafenszeit sein.« Er begleitete sie zu ihrem Zimmer hinauf. An der Tür zögerte er. »Schlafen Sie gut. Sie werden gut schlafen.«
    »Ich habe Angst um ihn, sehr große Angst.«
    »Das brauchen Sie nicht. Morgen früh wird’s ihm schon besser gehen.«
    »Vielen Dank, ich komme jetzt schon zurecht. Er… Ich glaube, Malcolm meint, daß er sterben muß. Wird er das?«
    »Ganz und gar nicht. Er ist ein starker junger Mann, und ich bin fest überzeugt, daß er bald wieder so gut wie neu sein wird.« Damit wiederholte Babcott dieselbe Floskel, die er schon tausendmal benutzt hatte, und verschwieg die Wahrheit: Ich weiß es nicht, man weiß es nie, es liegt in Gottes Hand.
    Und doch war

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