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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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es fast immer richtig, dem geliebten Menschen Hoffnung zu geben und ihm die Last furchtbarer Sorge abzunehmen, das wußte er, obwohl es nicht korrekt oder fair war, Gott dafür verantwortlich zu machen, ob der Patient am Leben blieb oder nicht. Dennoch, wenn man hilflos ist, wenn man sein Bestes getan hat und überzeugt ist, daß das Beste dennoch nicht ausreicht – was kann man sonst tun, wenn man nicht verrückt werden will? Wie viele junge Männer wie diesen hast du gesehen, die am nächsten Morgen oder am Tag darauf tot waren – oder gesund wurden, wenn es Gottes Wille war? War es das? Ich glaube, es ist Mangel an Wissen. Und dann erst Gottes Wille. Falls es einen Gott gibt.
    Unwillkürlich erschauerte er. »Gute Nacht, und machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Danke.« Sie legte den Riegel vor, trat ans Fenster und stieß die schweren Läden auf. Müdigkeit überwältigte sie. Die Nachtluft war warm und sanft, der Mond stand hoch. Sie zog den Morgenmantel aus und rieb sich mit einem Handtuch trocken, sehnte sich nach dem Schlaf. Ihr Nachthemd war feucht und klebte am Körper, und sie hätte sich gern umgezogen, hatte aber kein zweites mitgebracht. Der Garten unten war groß und voller Schatten; hier und da waren Bäume und eine winzige Brücke über einen winzigen Wasserlauf. Eine Brise streichelte die Baumwipfel. Viele Schatten im Licht des Mondes.
    Manche bewegten sich dann und wann.

5
    Die beiden jungen Männer sahen sie in dem Moment, da sie vierzig Meter von ihnen entfernt an der Tür zum Garten erschien. Ihr Hinterhalt war klug gewählt und gewährte ihnen einen guten Blick sowohl auf den gesamten Garten als auch auf das Haupttor, das Wachhaus und die zwei Wachtposten. Sofort zogen sie sich, verblüfft über ihren Anblick, jedoch noch weit erstaunter über die Tränen, die ihr über die Wangen liefen, tiefer ins Gebüsch zurück.
    Flüsternd fragte Shorin: »Was ist lo…«
    Er unterbrach sich. Eine Patrouille, die aus einem Sergeant und zwei Soldaten bestand – die erste, die ihnen in die Falle ging –, kam um die Ecke des Grundstücks gebogen und näherte sich ihnen auf dem Pfad, der an der Mauer entlangführte. Sie machten sich bereit und verharrten reglos, von Kopf bis Fuß in schwarze, fast hautenge Kleider gehüllt, die nur die Augen freiließen und sie nahezu unsichtbar machten.
    Die Patrouille zog in etwa anderthalb Metern Entfernung an ihnen vorbei, so daß die beiden Shishi sie von ihrem Hinterhalt aus mühe- und gefahrlos hätten überfallen können. Shorin – der Jäger, Kämpfer und Führer in der Schlacht, während Ori der Denker und Planer war – hatte das Versteck gewählt, doch Ori hatte entschieden, daß sie nur ein oder zwei Mann starke Patrouillen angreifen würden, es sei denn, es käme zu einem Notfall oder sie würden am Eindringen ins Arsenal gehindert: »Was wir auch tun, diesmal muß es lautlos geschehen«, hatte er gewarnt. »Und mit Geduld.«
    »Warum?«
    »Das hier ist ihre Gesandtschaft. Und das heißt nach ihrem Brauch, daß es ihr Land, ihr Territorium ist – es wird von richtigen Soldaten bewacht, also dringen wir unberechtigt ein. Wenn wir Erfolg haben, werden wir sie sehr ängstigen. Wenn sie uns erwischen, haben wir versagt.«
    Aus ihrem Versteck heraus beobachteten sie die Patrouille, die sich mit lautlosen, vorsichtigen Bewegungen entfernte. Ori flüsterte nervös: »Männer wie die hier haben wir noch nie gesehen – gut ausgebildete und disziplinierte Soldaten. In einer Schlacht hätten wir gegen sie und ihre Schußwaffen einen schweren Stand.«
    »Wir werden immer siegen«, behauptete Shorin. »Ihre Waffen werden wir so oder so bald haben, und außerdem werden Bushido und unser Mut sie überwältigen. Es wird uns leichtfallen, sie zu schlagen.« Er war sehr zuversichtlich. »Wir hätten diese Patrouille töten und ihre Waffen mitnehmen sollen.«
    Ich bin froh, daß wir das nicht getan haben, dachte Ori zutiefst beunruhigt. Sein Arm schmerzte stark, und obwohl er Gleichmut vortäuschte, wußte er, daß er einen Schwertkampf nicht lange durchhalten würde. »Ohne unsere schwarze Kleidung hätten sie uns bestimmt gesehen.« Seine Blicke wanderten zu dem jungen Mädchen zurück.
    »Wir hätten sie alle drei leicht umbringen können. Leicht. Wir hätten uns ihre Karabiner holen und über die Mauer hinausklettern können.«
    »Diese Männer sind sehr gut, Shorin, das sind keine Ochsenköpfe von Kaufleuten.« Wie immer ließ Ori sich seine Verärgerung nicht anmerken,

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