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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Sie adressiert, den britischen Gesandten, und lautet: ›Ich kommuniziere mit Ihnen per Kurier. Nach dem Befehl von Shōgun Nobusada, aus Kyōto empfangen, sind sofort alle Häfen zu schließen, und alle Ausländer werden ausgewiesen und vertrieben, und…‹«
    »Vertrieben? Vertrieben, haben Sie gesagt?« Das Brüllen war durch die Tür zu hören, und ein Unbehagen legte sich auf die Dinnergäste.
    Johann zuckte zusammen. »Ja, Sir, tut mir leid, das steht hier: ›und vertrieben, und wir brauchen und wünschen keinerlei Handel zwischen Ausländern und unserem Volk. Ich sende Ihnen dies, bevor ich ein sofortiges Treffen befehle, um abschließende Einzelheiten Ihres dringenden Rückzuges aus Yokohama zu besprechen. Hochachtungsvoll.‹«
    »Hochachtungsvoll? Gottverfluchte, verdammte Unverschämtheit, bei Gott…«
    Die Tirade ging weiter. Als Sir William innehielt, um Luft zu holen, sagte Johann: »Es ist unterzeichnet mit ›Anjo Nori – taikō.‹. Soweit ich das verstehe, Sir William, ist das fast so etwas wie Diktator.«

37
    Kyōto,
Donnerstag, 6. Dezember
    Toranaga Yoshi war wütend. »Wann wurde die taikō- Ernennung bestätigt?«
    »Vorgestern, Herr, durch Brieftaube an Herrn Anjo in Edo«, sagte Wakura, der Oberste der Palastbeamten, ungerührt vom offenen Zorn seines Gastes und heimlich erfreut – er hatte dieser Begegnung, die er in seinen Gemächern innerhalb des Palastes vereinbart hatte, entgegengefiebert. »Die formelle Schriftrolle, unterzeichnet vom Shōgun auf Wunsch des Sohnes des Himmels, wurde, glaube ich, am selben Tag eilig an Herrn Anjo Nori gesandt.« Das machte Yoshi noch wütender. Sein Vorfahr, Shōgun Toranaga, hatte bestimmt, daß nur das Shōgunat Brieftauben besitzen dürfe. Im Laufe von zweieinhalb Jahrhunderten war diese Kommunikationsmethode aber außer Gebrauch gekommen, und nun benutzte man sie nur noch, um so lebenswichtige Geschehnisse wie den Tod eines Shōgun oder Kaisers zu verkünden. Die Bakufu entschieden sich dafür, nicht zu bemerken, daß jahrelang gewisse zaibatsu- Geldverleiher in Osaka heimlich Tauben einsetzten – so konnte man sie mit Strafmaßnahmen oder Sondersteuern überziehen, falls den Bakufu daran lag, dem Gesetz Geltung zu verschaffen. »Und das törichte Ultimatum an die Gai-Jin? Wann soll das überbracht werden?« fragte Yoshi.
    »Sofort, Herr. Die kaiserliche Aufforderung befand sich bei derselben Brieftaubenbotschaft, Herr, bestätigt von Shōgun Nobusada und mit der Aufschrift: Sofort zu befördern.«
    »Der Befehl ist baka, und die Eile ist noch mehr baka!«
    Yoshi zog sich das wattierte Übergewand enger um die Schultern. Der leichte Regen, der draußen fiel, machte die Kälte feucht. »Senden Sie eine andere Taube, die den Befehl widerruft.«
    »Wenn es von mir abhinge, würde ich das sofort tun, da Sie es vorschlagen, Herr. Sobald Sie abreisen, Herr, werde ich mich um Erlaubnis bemühen, aber ich könnte mir denken, daß Ihre Wünsche zu spät kommen. Der Gai-Jin-Führer wird den Befehl bereits erhalten haben, vielleicht hat er ihn gestern schon bekommen.«
    Wakura spielte den Reumütigen, aber die Ernennung Anjos zum taikō war der Höhepunkt der jahrelangen Intrigen, deren Drahtzieher er war. Vor ein paar Tagen hatte er die Prinzessin Yazu während ihres Morgenspaziergangs in den Palastgärten abgefangen und mit einem einzigen Schritt das Shōgunat, die Bakufu und Yoshi neutralisiert, seine gefährlichsten Feinde. »Kaiserliche Prinzessin, ich höre, daß einige Höflinge, die der Göttlichkeit nahestehen, Ihre Interessen im Sinn haben und flüstern, der Herr, Ihr Gatte, solle Herrn Anjo so bald wie möglich zum taikō machen.«
    »Herrn Anjo?« hatte sie ungläubig gesagt.
    »Weise Personen, Prinzessin, meinen, daß dies still und schnell geschehen sollte. In Edo wimmelt es von Intrigen, und so würden Störungen durch… ehrgeizige Feinde vermieden«, hatte er zartfühlend gesagt, »durch Feinde, die ständig versuchen, das Ansehen Ihres verehrten Gatten zu untergraben.«
    »Aber Anjo – nicht daß ich irgendwelchen Einfluß hätte, so etwas zu arrangieren – ist ein Dummkopf und Narr. Als taikō wird er noch arroganter werden.«
    »Gewiß, aber ihn über die anderen Ältesten zu erheben könnte ein geringer Preis dafür sein, daß Ihr Herr Shōgun während der Zeit seiner Minderjährigkeit sicherer ist, und seinen… seinen einzigen Rivalen, Herrn Yoshi, knebeln.«
    »Könnte ein taikō ihm seine Stellung als Vormund

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