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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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war, hatte er außer seinem vorübergehenden Frieden mit Ogama wenig erreicht, hatte sich aber ganz der Lust hingegeben – was für ihn so selten war. Vergnügen mit Koiko, tägliche Schwertübungen, Kriegskünste, großartige Massagen – wofür Kyōto berühmt war –, prunkvolle Bankette, Go- und Schachpartien, das Verfassen von Gedichten.
    Wie weise von meinem Vorfahren, den Kaiser und diese aufgeputzten Speichellecker auf Kyōto zu beschränken und die eigene Hauptstadt in Edo zu errichten, fern von den Verführungen und verdrehten Manipulationen – und wie weise, einem Shōgun den Zutritt zu dieser honigsüßen Falle zu verbieten.
    Ich sollte abreisen. Aber wie kann ich das ohne Nobusada?
    Der Hof hatte ihn nach Möglichkeit ignoriert, und das hatte auch Nobusada getan. Zweimal hatte der junge Mann wegen einer Erkältung ein Treffen im letzten Moment abgesagt. Der Arzt hatte die Erkältung offiziell bestätigt, doch seine Augen verrieten, daß es ein Vorwand war. »Aber die Gesundheit des Herrn Shōgun beunruhigt mich wirklich, Herr Yoshi. Seine Konstitution ist nicht stark, und seine Männlichkeit läßt viel zu wünschen übrig.«
    »Liegt die Schuld bei der Prinzessin?«
    »Nein, nein, Herr. Sie ist kräftig und ihr Yin reichhaltig und saftig genug, um das wählerischste Yang zufriedenzustellen.«
    Vorsichtig hatte Yoshi den Arzt befragt. Nobusada war nie ein Schwertkämpfer oder Jäger, oder ein Liebhaber der frischen Luft gewesen wie sein Vater und seine Brüder. Er bevorzugte die leichteren Sportarten wie Falknerei und Bogenschießen und häufiger noch Dichterwettbewerbe und Kalligraphie. Doch dagegen war nichts einzuwenden. »Sein Vater ist noch immer so zäh wie ein alter Sattel, und seine Familie ist für ihre Langlebigkeit bekannt. Sie haben keinen Grund, alarmiert zu sein, Doktor. Geben Sie ihm einen Stärkungstrank, und lassen Sie ihn mehr Fisch, weniger polierten Reis und weniger von den exotischen Dingen essen, die die Prinzessin genießt.«
    Bei seiner einzigen Unterredung mit seinem Mündel vor ein paar Tagen war Yazu zugegen gewesen. Das Gespräch war schlecht verlaufen. Nobusada hatte sich geweigert, die Rückkehr nach Edo in Betracht zu ziehen, hatte sich sogar geweigert, einen möglichen Termin zu besprechen, und seinen Rat in allen anderen Angelegenheiten zurückgewiesen. Er hatte ihn sogar verspottet: »Die aus Choshu kontrollieren die Straßen, Ogamas Männer merzen die abscheulichen Shishi aus, Cousin. Ich bin nicht sicher im Kreis unserer Krieger, sondern nur hier unter dem Schutz des Kaisers!«
    »Das ist ein Märchen. Sie sind nur in der Burg von Edo sicher.«
    »Es tut mir sehr leid, Herr Yoshi«, hatte die Prinzessin liebenswürdig und geschmeidig gesagt, »aber es ist so feucht in Edo, das Wetter ist nicht mit Kyōto zu vergleichen, und der Husten meines Gatten erfordert Schutz.«
    »Das ist richtig, Yazu-chan, und es gefällt mir hier, Vetter. Zum erstenmal in meinem Leben bin ich frei und nicht auf diese schreckliche Burg beschränkt! Hier bin ich frei, herumzugehen und zu singen und zu spielen und mich sicher zu fühlen. Ich könnte für immer bleiben! Warum nicht? Edo ist ein stinkender, schleimiger Ort, von hier aus zu regieren wäre großartig.«
    Yoshi hatte versucht, mit ihnen zu argumentieren, aber ohne Erfolg. Dann war Nobusada herausgeplatzt: »Was ich am meisten brauche, bis ich volljährig bin, und das dauert jetzt nicht mehr lange, Vetter, was ich brauche, ist ein starker Führer, ein taikō. Anjo Nori wäre perfekt.«
    »Er wäre sehr schlecht für Sie und das Shōgunat«, hatte er gesagt und geduldig weiter erklärt und argumentiert, aber es hatte nichts bewirkt. »Sehr unklug, zu…«
    »Ich stimme nicht zu, Vetter, denn Anjo Nori hört auf mich, was Sie niemals tun. Ich sagte, ich wolle mich vor der Göttlichkeit, meinem Schwager, verneigen, und er stimmte zu. Er hört auf mich, den Shōgun! Und vergessen Sie nicht, daß jeder besser ist als Sie. Sie werden niemals taikō.«
    Er hatte die beiden verlassen, trotz Nobusadas verächtlichem Gelächter in seinem Rücken fest überzeugt, Anjo werde niemals taikō werden.
    Doch nun ist er es, dachte er düster. Er war sich bewußt, daß Wakura, der kaiserliche Großkanzler, ihn beobachtete.
    »Ich werde Kyōto in den nächsten Tagen verlassen«, sagte er, zu einem plötzlichen Entschluß gelangt.
    »Aber Sie sind doch gerade erst gekommen, Herr«, sagte Wakura, der sich im stillen beglückwünschte. »War unser

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