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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Dragoneroffiziere aus der nahen russischen Gesandtschaft geeilt, in Galauniformen und mit Degen. »Ich übernehme, Sergeant«, sagte Pallidar. »Was ist das Problem?«
    Johann sagte es ihm. Pallidar, inzwischen in japanischen Bräuchen gut geübt, ging zu dem Offizier hinüber, verbeugte sich und vergewisserte sich, daß der Offizier sich ebenfalls verbeugte. »Sagen Sie ihm, ich nehme den Brief entgegen. Ich bin Adjutant von Sir William«, übertrieb er.
    »Er sagt, es täte ihm leid, sein Befehl sei, den Brief persönlich zu überbringen.«
    »Sagen Sie ihm, daß ich autorisiert bin…«
    Sir Williams laute Stimme unterbrach ihn. »Captain Pallidar – einen Augenblick! Johann, von wem ist dieser Brief?« Er stand auf der Schwelle des russischen Gebäudes, Sergejew und andere drängten sich hinter ihm in der Tür.
    Der Offizier zeigte auf das Banner und sagte barsch weitere Worte, und Johann rief: »Er sagt, er sei vom taikō, aber ich vermute, er meint die roju, die Ältesten. Er hat Befehl, ihn sofort persönlich zu übergeben.«
    »In Ordnung, ich nehme ihn an, sagen Sie ihm, er soll herkommen.«
    Johann übersetzte. Gebieterisch winkte der Offizier Sir William, zu ihm zu kommen, aber Sir William rief laut, noch schärfer und noch unhöflicher: »Sagen Sie ihm, daß ich beim Dinner bin. Wenn er jetzt nicht sofort kommt, kann er ihn morgen überbringen.«
    Johann war zu geübt, um genau zu übersetzen, und gab die Botschaft nur so weiter, daß der Sinn deutlich wurde. Der Samurai-Offizier sog wütend die Luft ein, stampfte dann hinüber zum russischen Tor, ging an den zwei riesigen, bärtigen Schildwachen vorbei und baute sich vor Sir William auf. Eindeutig wartete er darauf, daß dieser sich verbeugte.
    »Kerei!« bellte Sir William. Grüßen Sie! Das war eines der wenigen Worte, die zu kennen er sich gestattete. »Kerei!«
    Der Offizier errötete, verneigte sich aber automatisch.
    Er verneigte sich wie vor einem Gleichgestellten und schäumte noch mehr, als er sah, daß Sir William nur nickte wie einem Untergebenen gegenüber, aber dann dachte er, dieser miese kleine Mann ist der Gai-Jin-Führer, bekannt für eine Wut, die ebenso übel ist wie sein Geruch. Wenn wir angreifen, werde ich ihn persönlich töten.
    Er nahm die Rolle heraus, trat vor und überreichte sie, trat zurück, machte eine perfekte Verneigung, wartete, bis diese erwidert worden war, wie grob auch immer, völlig zufrieden, daß er den Feind übervorteilt hatte. Um seine Wut loszuwerden, verfluchte er seine Männer und stapfte davon, als existierten sie nicht. Sie folgten ihm, außer sich vor Wut über die Grobheit der Gai-Jin.
    »Wo zum Teufel ist Tyrer?« fragte Sir William.
    Pallidar sagte: »Ich werde jemanden schicken, der ihn sucht.«
    »Nein, bitten Sie Johann zu mir, wenn Sie so freundlich sein wollen.«
    »Nicht nötig, Sir William«, sagte Erlicher, der Schweizer Gesandte. »Wenn es Holländisch ist, kann ich es für Sie lesen.«
    »Danke, aber am besten macht es Johann, weil er auch etwas Japanisch kann«, sagte Sir William, der nicht im voraus irgend etwas mit einem Ausländer teilen wollte, vor allem nicht mit einem, der offen eine kleine, aber wachsende und hochspezialisierte Industrie für Kriegsgeräte repräsentierte, die aufgrund der außergewöhnlichen und einzigartigen Qualität ihrer Uhrmacher einen guten Ruf genoß, einem der wenigen Gebiete, auf denen britische Hersteller nicht konkurrieren konnten.
    Im Speisesaal, dem größten Raum des Gebäudes, stand ein Tisch für zwanzig Personen, beladen mit feinem Silber. Alle Gesandten waren eingeladen bis auf von Heimrich, der noch immer krank war; Struan und Angélique saßen mit einigen französischen und britischen Offizieren am oberen Ende des Tisches. Hinter jedem Stuhl standen zwei livrierte Diener, weitere servierten. »Kann ich das Vorzimmer benutzen, Graf Sergejew?« fragte Sir William auf russisch.
    »Natürlich.« Graf Sergejew öffnete die Tür, wartete einen Augenblick, bis Johann herbeigeeilt war, dann schloß er sie.
    »Guten Abend, Sir William«, sagte Johann, erfreut, daß man ihn gerufen hatte. So würde er als erster erfahren, worum sich all das drehte, und könnte fortfahren, dem Gesandten seines Landes auf einträgliche Weise nützlich zu sein. Er erbrach das Siegel der Rolle und setzte sich ebenfalls hin. »Holländisch und Japanisch. Sehr kurz.« Rasch überflog er das Schreiben, runzelte die Stirn, las es noch einmal und lachte dann nervös. »Es ist an

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