Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
sich in einer Gruppe auf der Promenade, waren aber noch ein gutes Stück von den Samurai entfernt, die der sie beobachtenden, schweigenden Menge nicht die geringste Beachtung schenkten, sondern in nachlässiger Haltung und ohne Gleichschritt dahinzogen, wie es bei ihnen der Brauch war. Lunkchurch gesellte sich zu ihnen. »Sind Sie bewaffnet, Norbert?«
    »Nein. Sie?«
    »Nein.«
    »Aber ich bin es, Sir.« Gornt zog eine winzige Pistole. »Aber die wird nicht viel gegen sie ausrichten, falls sie feindselig sind.«
    »Nun, junger Mann«, sagte Lunkchurch heiser, »besser als gar nichts.« Er streckte Gornt die Hand hin, ehe er davoneilte. »Barnaby Lunkchurch, erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Gornt, willkommen in Yokopoko.«
    Jedermann versuchte, sich leise davonzumachen. Betrunkene waren plötzlich wieder nüchtern. Alle waren sehr auf der Hut, da sie die blitzartige Geschwindigkeit eines Samurai-Angriffs nur zu gut kannten. Norbert hatte schon eine Rückzugslinie gewählt für den Fall, daß sich das als notwendig erweisen sollte. Dann sah er die Nachtwache der Navy im Laufschritt aus einer Seitenstraße kommen, mit schußbereiten Gewehren und einem Sergeant an der Spitze, und entspannte sich. »Jetzt besteht kein Grund mehr zur Sorge. Tragen Sie die immer, Edward?«
    »O ja, Sir, immer. Ich dachte, ich hätte es Ihnen gesagt.«
    »Nein, haben Sie nicht«, sagte er kurz. »Kann ich sie sehen?«
    »Gewiß. Sie ist natürlich geladen.«
    Die Pistole war winzig, aber tödlich. Doppelläufig. Zwei Bronzepatronen. Silberbeschlagener Griff. Mit hartem Blick gab er sie zurück. »Raffiniert. Amerikanisch?«
    »Französisch. Mein Vater hat sie mir gegeben, als ich nach England ging. Er sagte, er habe sie von einem Spieler gewonnen, das einzige Geschenk, das er mir in meinem Leben gemacht hat.« Gornt lachte leise. Sie beobachteten beide die nahenden Samurai. »Ich schlafe sogar damit, Sir, aber ich habe sie nur einmal abgefeuert. Auf eine Dame, die sich mitten in der Nacht mit meiner Brieftasche davonstahl.«
    »Haben Sie sie getroffen?«
    »Nein, Sir, das habe ich auch nicht versucht, ich habe nur ihr Haar ein bißchen durcheinandergebracht, um sie zu erschrecken. Eine Dame sollte nicht stehlen, nicht wahr, Sir?«
    Norbert grunzte und konzentrierte sich wieder auf die Samurai. Er sah Gornt jetzt in einem neuen, gefährlichen Licht.
    Die Samurai-Patrouille ging in der Mitte der Straße. Schildwachen vor den britischen, französischen und russischen Gesandtschaften – den einzigen, die ständig bewacht wurden – spannten, bereits gewarnt, leise ihre Gewehre. »Büchsen spannen! Nicht feuern, Leute, bis ich es sage«, knurrte der Sergeant. »Grimes, gehen Sie Nibs warnen, er ist bei den Russkis, drittes Haus die Straße hinunter, aber unauffällig.«
    Der Soldat eilte davon. Die Straßenlaternen an der Promenade flackerten. Alle warteten ängstlich. Der Samurai-Offizier kam mit undurchdringlicher Miene näher. »Gemein aussehender Bastard, was, Sergeant?« flüsterte eine der Schildwachen mit feuchten Händen am Gewehr.
    »Sie sind alle gemein aussehende Bastarde. Still jetzt.«
    Der Offizier erreichte die britische Gesandtschaft und bellte einen Befehl. Seine Leute blieben stehen und reihten sich vor dem Tor auf, während er vortrat und in gutturalem Japanisch den Sergeant ansprach. Schweigen. Weitere ungeduldige, gebieterische Worte, eindeutig Befehle.
    »Was willst du, Cookie?« fragte der einen halben Meter größere Sergeant knapp.
    Wieder die häßlichen Sätze, diesmal ärgerlicher.
    »Weiß jemand, was er sagt?« rief der Sergeant. Keine Antwort. Dann löste sich Johann, der Dolmetscher, vorsichtig vom Rand der Menge, verbeugte sich vor dem Samurai-Offizier, der die Verbeugung flüchtig erwiderte, und sprach ihn auf holländisch an. Der Offizier antwortete auf holländisch.
    Johann sagte: »Er hat einen Brief für Sir William, muß ihn persönlich überbringen.«
    »Davon weiß ich nichts, Mister, nicht mit dem verdammten Schwert an seiner Seite.«
    Der Offizier wollte zum Tor der Gesandtschaft gehen, und sofort schnappten an den Gewehren die Sicherheitsverschlüsse. Er blieb stehen. Eine wilde Tirade an den Sergeant und die Schildwachen folgte. Alle Samurai zogen die Schwerter ein Stück aus den Scheiden und nahmen Verteidigungshaltung an. Weiter unten in der Straße formierte sich die Navy-Patrouille. Alle warteten gespannt auf den ersten Fehler.
    In diesem Augenblick kamen Pallidar und zwei weitere

Weitere Kostenlose Bücher