Noble House 02 - Gai-Jin
einmal Spielchen mit mir.
Koiko hatte keinen Blick von seinem Gesicht gewandt und wartete. »Wenn du lächelst, Herr, macht mich das sehr glücklich.«
»Worüber lächle ich?«
»Über mich, Herr«, sagte sie schlicht, »ich glaube, weil ich dir helfe, über das Leben zu lachen, und obwohl die Lebensspanne des Menschen auf Erden nur eine kurze Jagd nach Obdach ist, ehe der Regen kommt, gestattest du mir, dir von Zeit zu Zeit eine Zuflucht vor dem Regen zu bieten.«
»Ja, das tust du«, sagte er zufrieden. Wenn ich sie hierlasse, werde ich sie wochenlang nicht sehen, und das Leben ist nur eine Kirschblüte, dem vagabundierenden Wind ausgesetzt, der keinen Herrn kennt – mein Leben, ihr Leben, alles Leben. »Ich möchte dich nicht hier zurücklassen.«
»Es wird guttun, wieder zu Hause zu sein.«
In seinem innersten Herzen dachte er an Meikin. Ich habe nicht vergessen, daß sie eine Shishi-Informantin ist, wie es deine Dienerin war. Dumm von der Mama-san, dich aufs Spiel zu setzen, zu riskieren, daß ich denke, auch du seist Mitglied dieses mörderischen Abschaums. »Kann eine deiner Dienerinnen reiten, Koiko?«
»Ich weiß nicht, Sire. Ich denke, wenigstens eine sollte es können.«
»Wenn du mit mir kommst, würdest du auch reiten müssen, mit nur einer Dienerin und leichtem Gepäck, denn eine Sänfte würde uns aufhalten. Ich kann leicht arrangieren, daß du in aller Ruhe mit deinem Haushalt reist, wenn dir das lieber ist.«
»Danke, aber da du es vorziehst, mich bei dir zu haben, ist es natürlich auch mir so lieber. Wenn ich eine Last werde, ist es leicht für dich zu entscheiden. Ich fühle mich geehrt, daß du mich gefragt hast.«
»Aber es gibt eine Dienerin, eine annehmbare Dienerin, die ebenfalls reiten kann? Wenn nicht, dann mußt du so bald wie möglich folgen«, sagte er und gab ihr so erneut Gelegenheit, ohne Gesichtsverlust ablehnen zu können.
»Es gibt eine, Herr«, sagte sie, einem plötzlichen Impuls folgend, »eine neue maiko, keine richtige Dienerin, sondern ein Lehrling und etwas mehr. Ihr Name ist Sumomo Fujahito, Tochter eines Goshi aus Satsuma, Mündel eines alten Freundes, eines Kunden, der vor vielen Jahren gut zu mir war.«
Er hörte zu, wie sie ihm von Sumomo erzählte. Er war zu vertraut mit den Bräuchen der Schwimmenden Welt, um nach dem anderen Kunden zu fragen. Fasziniert schickte er nach dem Mädchen. »So, Sumomo, Ihr Vater mißbilligt Ihre zukünftige Heirat?«
»Ja, Herr.«
»Es ist unverzeihlich, den Eltern nicht zu gehorchen.«
»Ja, Herr.«
»Sie werden ihnen gehorchen.«
»Ja, Herr.« Sie sah ihn furchtlos an. »Ich habe ihnen bereits in aller Demut gesagt, daß ich gehorchen werde, daß ich aber eher sterben werde, als einen anderen Mann zu heiraten.«
»Ihr Vater hätte Sie einer solchen Unverfrorenheit wegen in ein Kloster befehlen sollen.«
Nach einer Pause murmelte sie: »Ja, Herr.«
»Warum sind Sie hier in Kyōto und nicht zu Hause?«
»Ich… ich wurde von meinem Vormund hergeschickt, um ausgebildet zu werden.«
»Er hat seine Aufgabe sehr schlecht erfüllt, nicht wahr?«
»Ich bitte um Verzeihung, Herr.« Sie beugte ihren Kopf auf die Tatami, höflich und anmutig, aber er war sicher, daß sie keinerlei Reue empfand. Warum verschwende ich meine Zeit, dachte er. Vielleicht, weil ich an absoluten Gehorsam gewöhnt bin, von allen außer von Koiko, die gelenkt werden muß wie ein instabiles Boot bei starkem Wind; vielleicht, weil es unterhaltend sein könnte, diese junge Person zu zähmen, sie auf die Faust zu trainieren wie den jungen Wanderfalken, der sie zu sein scheint, und ihren Schnabel und ihre Klauen für meine Zwecke zu benutzen und nicht für ihren Herrn und Schöpfer Oda.
»Was werden Sie tun, wenn dieser Oda, dieser Goshi aus Satsuma, sich endlich entschließt, seinen Eltern zu gehorchen, wie es seine Pflicht ist, und eine andere Frau zur Gemahlin nimmt?«
»Wenn er mich als Gefährtin akzeptiert, werde ich auch ohne Intimität zufrieden sein. Als gelegentliche Gefährtin werde ich zufrieden sein. In dem Augenblick, da er meiner müde wird oder mich entläßt, werde ich sterben.«
»Sie sind eine törichte junge Frau.«
»Ja, Herr. Ich bitte um Verzeihung, aber das ist mein Karma.« Sie senkte den Blick und blieb reglos sitzen.
Amüsiert schaute er kurz Koiko an, die auf seine Entscheidung wartete. »Sagen wir, Ihr Lehnsherr Sanjiro würde Ihnen befehlen, einen anderen Mann zu heiraten, und Ihnen verbieten, Seppuku zu
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