Noble House 02 - Gai-Jin
draußen sind Sie ein unwiderstehliches und leichtes Ziel. Sehen Sie, was heute passiert ist. Lassen Sie mich mit Ihnen gehen.«
»Unmöglich. Hören Sie, falls Ogama beschließt, seinen geheimen Plan auszuführen, wird er hier zuerst angreifen – darauf sollten Sie gefaßt sein. Sie müssen ihn zurückwerfen, um welchen Preis auch immer.«
»Das wird mir gelingen, Herr«, hatte der alte General versichert.
Und mir wird es gelingen, Edo zu erreichen, dachte Yoshi nun mit derselben Zuversicht.
Er sah, daß Koiko ihn beobachtete. Es ist leichter, gelassen zu sein, wenn sie in meiner Nähe ist. Das Lampenlicht schimmerte auf ihren Lippen und in ihren Augen, und er sah die Kurve ihrer Wangenknochen und ihres Halses, das schwarze Haar, die perfekten Falten ihres Kimonos und ihrer Unterkimonos, die sich leicht von ihrer weißen Haut abhoben.
Sie würde mit leichtem Gepäck reisen müssen. Keine Dienerinnen. Und mit dem auskommen, was es von einer Herberge zur anderen gab. Das würde ihr mißfallen, denn sie liebte Vollkommenheit. Vielleicht würde sie sich gegen eine so rücksichtslose und für sie unnötige Hast sträuben. Er erinnerte sich an das erste Mal, als er einen solchen Vorschlag gemacht hatte.
Es war noch nicht lange her, gleich nachdem er sich entschlossen hatte, sie exklusiv für sich zu nehmen, und der Mama-san gesagt hatte, sie solle mit ihr zum Drachenzahn reisen, um sofort Vereinbarungen mit seiner Frau zu treffen – Hisako hatte es richtigerweise klug gefunden, Koiko selbst in Augenschein zu nehmen, da die finanzielle Verpflichtung groß sein würde.
Die Mama-san hatte ihm gesagt, die Planung der Reise würde mindestens eine Woche dauern, und Koiko würde natürlich ihre eigene Friseuse und Masseuse und drei Zofen mitnehmen.
»Lächerlich«, hatte er ungeduldig gesagt. »So viele Bedienstete sind unnötig für eine so kurze Reise und eine vermeidbare Ausgabe. Ihr werdet beide sofort aufbrechen.«
Sie hatten auf der Stelle gehorcht. Ohne Dienerschaft. Sie hatten drei Tage gebraucht, um die erste Herberge außerhalb von Edo zu erreichen, und drei Tage bis zur zweiten. Wütend hatte er dieselbe Entfernung mühelos von der Morgen- bis zur Abenddämmerung zurückgelegt.
»Herr Yoshi«, hatte Mama-san Meikin gesagt, ihn überschwenglich begrüßt und Überraschung geheuchelt. »Wie erfreulich, Sie zu sehen.«
»Wozu diese ganzen Verzögerungen?«
»Verzögerungen, Sire? Uns wurde befohlen, sofort aufzubrechen. Wir tun genau das, was Sie befohlen haben.«
»Aber warum braucht ihr so lange?«
»Lange, Herr? Aber Sie haben uns nicht befohlen, einen Gewaltmarsch anzutreten.«
»Ihr werdet euch beeilen«, versetzte er barsch, da er bemerkte, wie oft sie ›befohlen‹ sagte. »Sagen Sie Koiko, daß ich sie zu sehen wünsche.«
Die Mama-san hatte sich verneigt und war zu Koikos Unterkunft geeilt. Wütend war er zurückgeblieben. Als sie nach längerer Zeit zurückgekommen war, hatte sie glücklich gesagt: »Koiko-san wird sich geehrt fühlen, Sie zu sehen, Sire, und zwar sobald es ihr gelingt, eine annehmbare Zofe aufzutreiben, die ihr mit ihrem Haar hilft. Sie bedauert und sagt, es wäre unverschämt, sie ohne die Vorbereitungen zu empfangen, die einer verehrten Person wie Ihnen zustehen, und bittet in aller Bescheidenheit, Sie möchten warten. Sie wird sich beeilen, so sehr sie kann, wenn die Dienerinnen eintreffen…«
Säuerlich hatte er sie angesehen, denn er wußte, er konnte noch so hartnäckig sein, er würde warten müssen. Der einzige Ausweg wäre gewesen, in Koikos Zimmer zu stürmen und so jede Chance zu vertun, daß sie ihm je wieder zur Verfügung stünde.
Für wen hält sie sich eigentlich, hätte er am liebsten gebrüllt.
Er hatte es nicht getan. Er hatte vor sich hin gelächelt. Wenn man ein seltenes Schwert kauft, erwartet man, daß es aus feinstem Stahl besteht. Er hatte kühl genickt. »Schicken Sie nach ihren eigenen Dienerinnen – und ihrer Friseuse und Masseuse – in Edo, und zwar möglichst schnell. Es ist Ihr Fehler, daß sie nicht hier sind, Sie hätten mir sagen sollen, daß sie für die Dame Koiko wichtig sind. Sie hat vollkommen recht, mich nicht zu empfangen. Ich erwarte, daß das nie wieder vorkommt!«
Meikin hatte ihn mit Entschuldigungen überschüttet und ihn mit unterwürfigen Verbeugungen verabschiedet, und er hatte auf dem ganzen Rückweg nach Edo gelacht, weil er sie überlistet und ihnen beiden eine sehr energische Warnung gegeben hatte: Spielt nicht noch
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