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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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beißend in sein Gesicht wehte, dann die zweite, befestigte sie und wandte sich ab, um Obdach und Suppe aufzusuchen.
    »He, sieh mal!« Eine Phalanx von Reitern kam um die ferne Biegung herum in Sicht. »Mach die Schranken auf!«
    »Laß sie warten. Sie kommen zu spät.« Der Wächter wischte sich mit dem Handrücken die ständig tropfende Nase und blinzelte gegen den Wind. Zusammen mit den anderen Wachen betrachtete er die Reiter. Er schätzte sie auf dreißig oder vierzig. Keine Banner, also unwichtig. Sie waren beschmutzt von der Reise, ihre Pferde voller Schaum. Sie ritten in einer Gruppe mit zwei Frauen in der Mitte. Die Frauen saßen im Herrensitz und trugen schwere Kleider und große Hüte mit Schleiern, die unter dem Kinn zusammengebunden waren. Er lachte vor sich hin. Sie werden heute nacht niemals Zimmer bekommen, denn das Dorf ist voll. Ich pisse auf sie.
    Als sie ankamen, rief Hauptmann Abeh: »He, ihr da! Aufmachen!«
    »Ich komme, ich komme«, brummte der Wächter und ließ sich Zeit. Gleich darauf wünschte er sich, er hätte das nicht getan, denn blitzschnell war Abeh aus dem Sattel und versetzte ihm einen Schlag.
    »Mach die Schranke auf!« sagte Abeh mit schneidender Stimme. Zwei Reiter neben ihm waren abgesessen. Der eine war Yoshi, der einen Schal um den Kopf trug, der andere Wataki, den Yoshi für seine Mithilfe bei der Rettung seines Lebens belohnt hatte. Ein Offizier stürmte aus dem Wachhaus und starrte seinen am Boden liegenden, bewußtlosen Mann an. »Was ist los? Ihr steht unter Arrest.«
    »Öffne diese Schranke!«
    »Ihr steht unter Arrest.«
    Abeh schlenderte um die Schranke herum. »Öffne die Schranke. Schnell.« Wächter eilten herbei, um zu gehorchen, aber der Offizier brauste auf: »Ihr werdet alle Ausweispapiere zeigen…«
    »Hör zu, du Affe.« Hauptmann Abeh wandte dem Offizier das Gesicht zu, und dieser erstarrte. »Wichtige Gäste erfordern wichtige Maßnahmen und keine Verzögerung an einem kalten Abend, und die Sonne ist noch nicht untergegangen.« Dabei stieß er ihn gegen die Schläfe. Dem Offizier drehte sich alles, ein zweiter heftiger Schlag ließ ihn zusammenbrechen. Abeh fuhr die benommenen Wachen an: »Sagt diesem Narren, er soll sich in der Morgendämmerung bei mir melden, oder ich werde ihn finden und ihn und euch übrige zu Schwertübungen benutzen!« Er winkte seine Gefährten durch die Schranke, saß dann wieder auf und galoppierte hinter ihnen her.
    Binnen Minuten hatte er die besten Quartiere im besten Gasthaus besorgt. Diejenigen, die sie reserviert hatten, verbeugten sich, ehe sie flohen, dankbar für das Privileg, sie hergeben zu dürfen – reiche Kaufleute und andere Samurai, von denen keiner zu dem Kampf auf Leben und Tod bereit war, der andernfalls mit Sicherheit ausgebrochen wäre.
    Als die Shoji-Türen geschlossen waren, nahm Yoshi seinen Hut und Schal ab. Der rundliche Wirt der Herberge ›Zu den angenehmen Träumen‹ kniete neben der Tür, den Kopf geneigt, und wartete auf Befehle. In seinem Kopf dröhnten Flüche, weil er nicht vorgewarnt worden war, daß so spät noch Reisende ankommen würden. Er verfluchte sie, weil sie seine Ruhe störten und zweifellos weiter stören würden – wer immer sie waren. Er erkannte keinen von ihnen und fand es ungewöhnlich, daß sie keine Banner führten, einfache Bakufu-Uniformen trugen und keine Namen benutzten. Ihm fiel auf, daß sogar dieser Samurai, der jetzt im Gasthaus von dem bösartigen Hauptmann mit so großem Respekt behandelt wurde und die teuersten Zimmer erhalten hatte, nicht mit Namen oder Rang angeredet wurde. Und wer sind die beiden Frauen? Gattin und Dienerin eines Daimyo? Oder nur zwei hochklassige Huren? Die Nachricht von ihrer Ankunft hatte sich in Windeseile herumgesprochen. Sofort hatte er der Dienerin, die ihre Identität entdeckte, eine Belohnung versprochen.
    »Ihr Name, Wirt?« fragte Yoshi.
    »Ichi-jo, Herr.« Er hielt ›Herr‹ für die sicherste Anrede.
    »Zuerst ein Bad, dann Massage, dann Essen.«
    »Sofort, Herr. Darf ich um die Ehre bitten, Ihnen selbst den Weg zu zeigen?«
    »Nur eine Badefrau. Sie kann draußen warten. Ich werde hier essen. Danke, Sie können gehen.«
    Der Mann verbeugte sich salbungsvoll, stand auf und watschelte davon.
    Hauptmann Abeh bestätigte die Sicherheitsvorkehrungen: Wachtposten würden dieses aus acht Räumen bestehende Haus umgeben. Koikos Räume lagen hinter der Veranda, die ständig bewacht werden würde. Zwischen ihren und Yoshis Quartieren

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