Noble House 02 - Gai-Jin
aber von großen – das Wort, das sie benutzten, war ›riesig‹ – Vorkommen erstklassiger Kohle, leicht abzubauen und nahe an der Oberfläche. Ich hörte sie sagen, dies sei ›schwarzes Gold‹ und könne gewinnträchtig bei den Gai-Jin gegen Geld eingetauscht werden. Sie suchen weiter. Wir hören, daß Anjo zum taikō gemacht wor den ist und sich rühmt, Du würdest bald aufgefordert werden, Dich aus dem Ältestenrat zurückzuziehen. Und der Vertraute, den Du auf dem Weg nach Kyōto getroffen hast, erzählt folgendes: Das Codewort, das er Dir über einen Feind gab, ist ko rrekt, und ein ähnlicher Plan liege als Staatspolitik des Feindes bereit.
Roter Himmel, dachte er. Ein Brandanschlag ist also Staatspolitik! Wird meine Übereinkunft mit Ogama halten? Er las weiter:
Der Ronin Ori, der Gai-Jin-Spion wurde, ist im Lager der Gai-Jin gestorben. Der andere Ronin, Hiraga, soll angeblich auch da sein. Dein Spion sagt auch, er habe die ›Dienerin‹ abgefangen, die Du zurückschicktest, wie befohlen, und sie weit nach Norden in ein sehr armes Bordell geschickt. Ihr Ronin-Liebhaber wurde getötet.
Yoshi lächelte. Das war Koikos Dienerin, die ihrem Ronin-Shishi etwas von Utanis geheimem Stelldichein zugeflüstert hatte. Auf halbem Weg nach Kyōto hatte er sie entlassen und sie wegen irgendeines erfundenen Affronts zurückgeschickt – natürlich hatte Koiko keine Einwände erhoben. Gut, dachte er. Das ist eine kleine Rache für Utani.
Nun zu den Gyokoyama: Ich habe die Geldangelegenheiten zu Ende geführt. Darf ich die Kohlemöglichkeit als weiteres Pfand für irgendwelche Waffenbestellungen benutzen? Vielleicht sollten wir versuchen, direkt mit den Gai-Jin zu verhandeln, vielleicht unter Verwendung von Misamoto? Bitte gib mir Deinen Rat, Herr, Deine Anwesenheit und Deine weisen Ratschläge werden sehr vermißt. Und schließlich, es tut mir leid, hat die Hungersnot begonnen.
Yoshi las den Brief noch einmal. Er kannte Hisako so gut, daß er wußte, die Verwendung der Ausdrücke ›Waffen‹ und ›Pfand‹ bedeutete, daß die Verhandlungen hart und der Preis hoch gewesen waren. Macht nichts, nächstes Jahr wird es keine Hungersnot geben, und die Gyokoyama werden bezahlt werden.
Er schaute zu Koiko auf, die ins Leere starrte, verloren in Träumen, von denen er wußte, daß er sie niemals würde teilen können. »Koiko? Woran hast du gedacht?«
»An das, was Blätter Blättern zuflüstern.«
Fasziniert sagte er: »Das hängt vom Baum ab.«
Sie lächelte liebenswürdig. »Ein Ahorn, ein blutroter Ahorn.«
»In welcher Jahreszeit?«
»Neunter Monat.«
»Wenn sie uns beobachten würden, würden sie flüstern: ›Bald fallen wir, um niemals zurückzukehren. Aber sie sind gesegnet, sie wachsen am Baum des Lebens, und ihr Blut ist unser Blut.‹«
Sie klatschte in die Hände und lächelte ihm zu. »Vollkommen. Und wenn es eine Fichte im Frühling wäre?«
»Nicht jetzt, Koiko-chan, später.«
Als sie seinen plötzlichen Ernst sah, wurde auch sie ernst. »Schlechte Nachrichten, Herr?«
»Ja und nein. Ich werde im Morgengrauen aufbrechen.«
»Zum Drachenzahn?«
Er zögerte, und sie überlegte, ob sie mit dieser Frage einen Fehler gemacht hatte, aber er dachte darüber nach, was er mit ihr tun sollte. Als er vorhin die Notwendigkeit eines weiteren Gewaltmarsches abwog, hatte er entschieden, sie zurückzulassen und so bald wie möglich nachkommen zu lassen. Doch jetzt, da er sie ansah, wollte er sich nicht von ihr trennen. Eine Sänfte würde sie alle aufhalten. Sie konnte zwar reiten, aber nicht genug, und eine solche Reise würde anstrengend sein.
So oder so, der Plan, den er mit Akeda vereinbart hatte, würde derselbe bleiben: »Die erste Gruppe von vierzig Mann mit einem Doppelgänger, der meine leichte Rüstung trägt, bricht unmittelbar vor der Morgendämmerung auf und macht sich gemächlich auf den Weg zur Nordstraße. Auf halbem Weg nach Edo kehren sie um und kommen hierher zurück; mein Doppelgänger ist dann verschwunden. Die zweite Gruppe, meine, mit den vierzig Männern, die ich aus Edo mitgebracht habe, wird kurz nach der ersten aufbrechen und rasch zur Tokaidō eilen. Ich werde als gewöhnlicher Samurai-Reiter verkleidet sein und es bleiben, bis ich sicher in der Burg von Edo bin.«
»Das ist sehr gefährlich, Herr«, hatte General Akeda eindringlich gewarnt.
»Ja. Sie bleiben hier und beobachten Ogama. Es ist zu seinem Vorteil, wenn es mir gelingt, Anjo im Zaum zu halten.«
»Ja. Aber
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