Noble House 02 - Gai-Jin
begehen.«
»Ich bin eine Samurai, ich werde selbstverständlich gehorchen«, sagte sie stolz, »wie ich auch meinem Vormund und Oda-sama gehorchen werde. Aber auf meinem Weg zur Hochzeitsfeier könnte es zu einem bedauerlichen Unfall kommen.«
Er grunzte. »Haben Sie Schwestern?«
Sie war verblüfft. »Ja, Herr. Drei.«
»Sind sie ebenso dumm und schwierig wie Sie?«
»Sie… nein, Herr.«
»Können Sie reiten?«
»Ja, Herr.«
»Gut genug, um nach Edo zu reisen?«
»Ja, Herr.«
»Koiko, bist du sicher, daß sie dir gefallen kann, falls ich zustimme?«
»Ich glaube ja, Herr. Ich fürchte nur, daß ich dir vielleicht wegen mangelnder Geschicklichkeit im Reiten mißfallen könnte.«
»Du kannst mir niemals mißfallen, Koiko-chan. Also, Sumomo, sind Sie sicher, daß Sie fähig sein werden, der Dame Koiko zu gefallen?«
»Ja, Herr, und ich werde sie mit meinem Leben beschützen.«
»Werden Sie auch Ihre Manieren verbessern, weniger arrogant und weniger wie Domu-Gozen werden?« Dies war eine berühmte weibliche Samurai, eine böse Mörderin, die vor Jahrhunderten mit ihrem ebenso gewalttätigen Kriegergatten in die Schlacht geritten war.
Er sah, wie ihre Augen sich weiteten, und sie wirkte noch jünger. »Oh, ich bin nicht wie sie, Herr, ganz und gar nicht – ich würde alles dafür geben, auch nur ein winziges bißchen so zu sein wie Dame Koiko. Alles.«
Er verbarg sein Lachen, als Sumomo den ersten Köder schluckte, den er ihr hingeworfen hatte. »Sie können gehen. Ich werde später entscheiden.«
Als sie wieder allein waren, kicherte er. »Eine Wette, Koiko? Einen neuen Kimono, daß Sumomo geübt sein wird, bis wir Edo erreichen, falls ich beschließe, euch beide mitzunehmen.«
»Worin geübt, Herr?«
»Daß sie zufrieden zustimmen wird, zu ihren Eltern zurückzukehren, ihnen zu gehorchen und zu heiraten, ohne Seppuku zu begehen.«
Koiko schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich bedaure, aber wie immer die Wette lauten mag, ich fürchte, daß du verlieren würdest, Herr.«
Daß sie auch nur denken konnte, er irre sich in seinem Urteil, vertrieb etwas von seiner guten Laune. »Ein Kimono gegen eine Gunst«, sagte Yoshi schärfer als beabsichtigt.
»Ich nehme an«, sagte sie sofort mit einem Lachen, »aber nur unter der Bedingung, daß du für das Geschenk des Kimonos von mir die Gunst akzeptierst, die du verlangt hättest.«
Seine Augen zogen sich vor Bewunderung zusammen, wie sie seinen Fehler in einen Scherz umgemünzt hatte. Es war ein Fehler, eine Wette einzugehen. Und ein Fehler, den Schlichen einer Frau zu vertrauen – ein sicherer Weg ins Unheil.
38
Dorf Sakonoshita,
Samstag, 8. Dezember
Auf der Tokaidō, etwa vierzig Meilen östlich von Kyōto in den Bergen, lag die sechste Zwischenstation. Das Dorf hieß Sakonoshita, und als die Dämmerung herabzusinken begann, eilten die letzten Reisenden und Träger gegen den rauhen Wind gebeugt, um die Straßensperre zu passieren, ehe sie geschlossen wurde. Alle waren müde und sehnten sich nach Nahrung, Saké und Wärme, selbst das halbe Dutzend Wachen an der Sperre, die mit ihren Füßen in den Strohsandalen stampften, um sich zu wärmen, und willkürlich Ausweispapiere prüften. »Heute nacht wird es schneien«, brummte einer. »Ich hasse den Winter, hasse die Kälte, hasse diesen Posten.«
»Du haßt alles.«
»Nicht alles. Ich esse und hure gern. Im nächsten Leben möchte ich als Sohn eines geldverleihenden Reishändlers in Osaka zur Welt kommen. Dann kann ich nur vom Besten essen und trinken und huren und es warm haben, während mein Vater mir den Hirazamurai-Status oder wenigstens den als Goshi kauft – und brauche kein stinkender Ashigari mehr zu sein, den alle anpissen.«
»Träumer! Du wirst als landloser Bauer wiedergeboren werden oder als Lustknabe in einem zehntrangigen Bordell. Mach die Schranke zu.«
»Es ist noch nicht dunkel.«
»Laß irgendwelche Nachzügler doch erfrieren oder den üblichen Preis zahlen.«
»Wenn der Hauptmann dich hört, findest du dich auf der Nordinsel wieder, wo einem angeblich der Schwanz erfriert, wenn man zu pinkeln versucht.« Der Wächter blickte die Straße entlang, die nach Kyōto führte und die jetzt unter einem dunklen, unheilverheißenden Himmel leer dalag. Eine Windbö zerrte an ihren Umhängen aus Stroh. »Beeil dich, Dummkopf«, rief er ungeduldig dem letzten Mann zu, einem halbnackten Träger, der unter seiner schweren Last schwankte. Er senkte die erste Schranke, während der Wind
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