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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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und seine speziellen Freunde…
    Sie schaute zu dem Brief an Colette, der auf dem Schreibtisch lag und den sie gerade versiegelt hatte. Sie hatte ihr noch weitere Geheimnisse anvertraut, zumindest teilweise:
    Dieser Edward Gornt wird zu einem wirklichen Freund, so charmant und aufmerksam, ein echter Freund, nicht wie André. Ich bin sicher, liebe Colette, daß er ein Freund fürs Leben sein wird, weil mein liebster Malcolm seine Gesellschaft anscheinend auch genießt. Ist es nicht seltsam, wo Edward doch für diese schrecklichen Brocks arbeitet, von denen ich Dir erzählt habe, und Norbert Greyforth jeden Tag boshafter aussieht, dieser Teufel! Heute abend haben wir wieder eine große Gesellschaft. Jeder wird da sein, André spielt, und Edward ist ein Tänzer, leichtfüßig wie ein Schmetterling…
    Sie hatte nicht geschrieben, daß er beim letztenmal, als sie miteinander getanzt hatten, ihre Hand anders gehalten hatte, auf eine gefährliche Weise, mit genügend Druck, um zu ihr zu sprechen, und einmal hatte er den kleinen Finger in der Handfläche gekrümmt: die Sprache der Liebenden, ich will dich im Bett, ja oder nein und wann – sag nicht nein!
    Sie hatte ihre Hand kühl und fest bewegt. Er hatte nichts gesagt, seine Augen hatten gelächelt, und sie wußte, daß er wußte, daß sie nicht wirklich böse war, nur außer Reichweite, verlobt.
    Sie war auch nicht böse auf André, nicht wirklich. Vor ein paar Tagen hatten sie sich zufällig in der französischen Gesandtschaft getroffen. »Sie sehen gut aus, Angélique, ich bin entzückt, Sie zu sehen. Kann ich unter vier Augen mit Ihnen sprechen?«
    Natürlich hatte sie ja gesagt, und als sie allein waren, hatte er ihr gesagt, es gehe um das Geld, das er ihr geliehen hatte. »Ich bin ziemlich in der Klemme, könnten Sie es mir bitte zurückzahlen?«
    »Aber ich dachte, die… die andere Transaktion hätte das erledigt.« Ihr Herz hatte einen Schlag ausgesetzt, als sie an ihre Kriegslist mit den verlorenen Ohrringen erinnert wurde.
    »Nein, tut mir leid. Damit wurden nur der Rat der Mama-san und die Medizin bezahlt.«
    Sie war plötzlich heftig errötet. »Wir hatten vereinbart, die… die Angelegenheit nie wieder zu erwähnen, erinnern Sie sich nicht?« hatte sie leise gesagt, obwohl sie ihn am liebsten angeschrien hätte, weil er gegen die feierliche Vereinbarung verstieß. »Es ist nie passiert, nie, das hatten wir vereinbart – es war nur ein böser Traum.«
    »Ich stimme zu, es ist nie passiert, aber Sie haben die Transaktion erwähnt, Angélique, nicht ich, ich habe nur von dem Geld gesprochen. Tut mir leid, aber das mit dem Geld ist dringend.« Seine Miene hatte kalt ausgesehen.
    Sie hatte ihren Zorn unterdrückt und ihn im stillen verflucht. Sie hatte sich selbst eingeredet, daß nichts passiert war – und bis auf den einzigen Mann, der das bestreiten konnte, war ja auch nichts passiert. »Was das Geld angeht, lieber Freund, so gebe ich es Ihnen zurück, sobald ich kann. Wie Sie wissen, gibt Malcolm mir kein Geld, er läßt mich nur Chits unterschreiben.«
    »Dann sollten wir vielleicht noch einen ›Verlust‹ arrangieren.«
    »Nein«, hatte sie mit honigsüßer Stimme gesagt und eine Hand auf seinen Arm gelegt, um den Anflug von Wut zu besänftigen. »Das ist keine gute Idee.« Obwohl sie die ganze Sache aus ihrem Kopf verbannt hatte, war ihr immer, wenn sie ihr wieder einfiel, bewußt, daß das ein furchtbarer Fehler gewesen war. »Vielleicht kann ich mir etwas anderes ausdenken.«
    »Ich brauche es jetzt, spätestens am Mittwoch. Tut mir leid.«
    »Ich werde es versuchen. Ich werde es wirklich versuchen.« Und das hatte sie getan. Gestern hatte sie Henri Seratard gesehen und tränenreich gebettelt und gefleht. Sie hatte gesagt, sie brauche Geld für eine Überraschung für Malcolm, sie werde immer in seiner Schuld stehen, und sie hatte ein weiteres Stück Papier unterschrieben und ihren Diamantring als Sicherheit verpfändet.
    Klugerweise hatte sie doppelt soviel geliehen, wie sie schuldig war. Heute morgen hatte sie André sein Geld zurückgegeben. Er hatte ihr überschwenglich gedankt. Kein Grund, böse auf ihn zu sein. Er ist mein guter und zuverlässiger Freund, und ich hatte mir Geld von ihm geliehen. Wozu hat er es gebraucht? Geht mich nichts an. Sans faire rien ist eine Schuld beglichen.
    Vom Rest hatte sie die Hälfte zu McFay gebracht. »Jamie, würden Sie das bitte für mich an meine liebe Tante in Paris schicken? Es geht ihr schlecht, und

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