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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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feuert mich vorher. Himmel, ich will nicht gehen, aber ich muß.«
    »Ich würde dasselbe tun«, sagte Malcolm, »und ich bin sicher, daß Sie großen Erfolg haben werden. Ich bin so sicher, daß ich hunderttausend von den Dollars, die ich soeben verdient habe – ich, Jamie, kein anderer – in McFay Trading investieren werde. Für einen…«, er wollte sagen, für einen Anteil von neunundvierzig Prozent, doch er hielt inne, damit McFay nicht das Gesicht verlor, und dachte dabei: Du verdienst das, mein Freund, ich werde nie die Post vergessen, für die du hättest hängen können – Sir William hätte uns erwischt, auch da bin ich sicher, »… einen Anteil von sechzig Prozent?«
    Ohne auch nur nachzudenken, sagte McFay: »Fünfundfünfzig.«
    »Neunundvierzig Prozent.«
    »Gemacht, falls…«
    Sie lachten beide, und Malcolm sprach aus, was McFay gedacht hatte: »Falls die Anteile sich verdoppeln.« Dann fügte er ernsthaft hinzu: »Und wenn sie das nicht tun, werde ich eine andere Möglichkeit finden.«
    McFay sah ihn lange an. Ihm schwirrten viele Fragen durch den Kopf, Fragen, auf die er keine Antworten hatte. Warum hat Malcolm sich verändert? Einfach so? War es die Sache mit den Briefen? Das Duell? Sicher nicht. Warum will er den Admiral sehen? Warum mag er Gornt, der ein entsetzlich gerissener Fuchs ist?
    Und warum bin ich damit herausgeplatzt, daß ich gehen werde, bevor ich mir selber darüber im klaren war, und habe die Entscheidung getroffen, über die ich monatelang nachgedacht habe: eine Chance zu ergreifen, ehe ich sterbe? Er sah, daß Malcolm ihn beobachtete, körperlich schwach, aber innerlich ruhig und stark. Er erwiderte das Lächeln. »Sie wissen, ich bin sicher, daß Sie das tun werden.«
    Wie immer ruhte sich Angélique vor dem Dinner aus. Im Kamin brannte ein Kohlenfeuer, die Vorhänge waren zugezogen, und sie kuschelte sich unter Daunendecken und Seidenlaken, halb schlafend, eine Hand behaglich zwischen den Beinen, wie Colette es ihr im Konvent beigebracht hatte, als sie zueinander ins Bett geschlüpft waren, nachdem die Nonnen den Schlafsaal verlassen hatten und in ihren durch Vorhänge abgetrennten Zellen schnarchten. Unter den Decken hatten sie sich berührt und geküßt und miteinander geflüstert und gekichert, zwei junge Mädchen, die Geheimnisse, Träume und Wünsche miteinander teilten und so taten, als seien sie erwachsene Liebende – wie es in den romantischen, aber verbotenen Groschenromanen beschrieben wurde, die von den Zimmermädchen hereingeschmuggelt wurden und die unter den Schülerinnen von Hand zu Hand gingen – alles spielerisch und amüsant und harmlos.
    Ihre Gedanken waren bei Paris und der wundervollen Zukunft, die vor ihr lag, Malcolm weich und zufrieden neben ihr oder bereits draußen im Kontor von Struan’s, dessen Hauptsitz sich jetzt in Paris befand, reich und groß, seine schlechte Gesundheit nur noch Erinnerung, ihr Übel nicht einmal mehr eine Erinnerung, ein kleiner Sohn im Kinderzimmer auf der anderen Seite des Flurs in ihrem Château, von eigenem Kinder- und Dienstmädchen versorgt, ihr Körper wieder stark und ebenso wohlgeformt wie jetzt nach einer leichten Geburt. Dann würde sie Struan’s märchenhaft erfolgreiche Seidenfabrik besuchen, die zu bauen sie ihn überredet hatte, nachdem sie so viel über das Ernten und Züchten der Seidenraupen gelernt hatte:
    O Colette, hatte sie gerade geschrieben, diese kleinen Raupen sind außerordentlich, sie ernähren sich von Maulbeerblättern, und dann trocknet man die Kokons und wickelt die Seide ab… ich hätte nie gedacht, daß mich das so interessieren könnte. Vargas ist mein geheimer Informant, und er hat den Seidenverkäufer eingeschmuggelt, damit er mir etwas zeigt, aber ich muß so vorsichtig sein – ich habe angefangen, mit Malcolm und Jamie über meine Idee für eine Fabrik zu sprechen, aber sie haben gelacht. Malcolm hat gesagt, ich soll nicht albern sein, die Herstellung von Seide sei eine höchst komplizierte Angelegenheit (als ob ich das nicht wüßte), und ich soll mir meinen kleinen Kopf nicht über Geschäfte zerbrechen. Ich glaube, sie wollen, daß wir Kokons sind, die sie ganz nach Laune gebrauchen und mißbrauchen können, das ist alles. Colette, schick mir alle Bücher über Seide, die Du finden kannst…
    Wie schön, ein eigenes Kontor und eigenes Geld zu haben, dachte sie. In Paris leben, Besuche in London, gelegentlich in Hongkong, Dîners und üppige Bälle für meinen Märchenprinzen

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