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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Wärme des Scotch vermischte sich mit der Wärme der rosigen Zukunft. »Sie haben also entschieden, sich uns anzuschließen?«
    »Ja, Sir, wenn es Ihnen recht ist. Sir Morgan sagte, ich brauchte Ihre Zustimmung.«
    »Machen Sie weiter so, und Sie haben meine Zustimmung. Heute abend haben Sie gute Arbeit geleistet, erstklassig. Gute Nacht.«
    Er verriegelte hinter Gornt die Tür. Bevor er wieder ins Bett stieg, benutzte er den Nachttopf und fühlte sich noch wohler. Sein Glas stand noch halbvoll auf einem Stapel aus Büchern und Zeitschriften auf dem Nachttisch. Er lehnte sich in die dicken Kissen und nahm das geöffnete Buch zur Hand, City of the Saints, Burtons Bericht über einen Aufenthalt bei den geheimnisvollen polygamen Mormonen in Salt Lake City, Utah, eine weitere Premiere für diesen berühmtesten Abenteurer und Entdecker der Welt, der dreißig oder mehr Sprachen beherrschte und dessen Heldentaten gierig in allen Einzelheiten verfolgt wurden.
    Er las ein paar Absätze, konnte sich aber nicht konzentrieren und legte das Buch zur Seite.
    Langsam nippte er an seinem Drink und dachte über Gornt nach. Der junge Kerl ist nicht so schlau, wie er denkt. Jeder kann sich ausmalen, was an Bord der Pearl los ist und warum. Ketterer kann ein Geheimnis für sich behalten, Wee Willie auch, aber Michaelmas Tweet kann das nicht, und auch nicht Skye, wenn er angetrunken ist, und so habe ich von Tess Struans Briefen gehört und davon, daß sie Wee Willie Anweisungen erteilt sowie die Kirche und alle Schiffskapitäne und durch Ketterer die Navy blockiert hat – dabei hat sie doch gar keine Macht über die Navy! Und an Bord der Pearl ist Marlowe. Marlowe könnte sie trauen – falls Ketterer das erlaubt.
    Er kicherte.
    Aber Ketterer haßt die Struans, weil sie Kanonen an die Piraten vom Weißen Lotus verkauft haben, so wie wir, so wie wir Kanonen an jeden gottverfluchten Kriegsherrn verkauft haben, der welche haben wollte, und das auch weiterhin tun werden, selbst wenn die Struans es nicht mehr machen. Warum auch nicht? Das ist legal und wird es immer sein. Das Parlament braucht Waffenfabriken, weil Waffen ein großes Geschäft sind und alle Regierungen den Krieg lieben – weil Kriege ein großes Geschäft sind und außerdem ihre eigene verdammte Inkompetenz verbergen.
    Zur Hölle mit den Regierungen.
    Ketterer haßt die Struans. Bei all seiner britischen Arroganz ist er kein Narr, und wenn er jemanden einen Gefallen tut, will er dafür Gegenleistungen. Da er die nicht bekommen kann – Ankündigungen dieses jungen Dummkopfs haben nichts zu bedeuten –, spielt er Katz und Maus mit ihm. Vielleicht läßt er Struan und sein Flittchen an Bord gehen, vielleicht auch nicht, aber auf jeden Fall wird Marlowe nicht gestattet, sie zu trauen – Ketterer will, daß Struan vor ihm kriecht. Der Bastard würde auch mich kriechen lassen, wenn er dazu auch nur den Hauch einer Chance hätte, und mir noch dazu hundert Peitschenhiebe verpassen.
    Ein großer Schluck von dem guten Whisky versetzte ihn in bessere Laune, und er lachte kurz auf. Also sitzt der junge Struan ganz schön in der Klemme. Merkwürdig, daß ich den Kerl am Leben lassen muß, wo ich doch geplant hatte, mir die Sahne von dem Alten zu nehmen: »… Aber Norbert, sagen Sie das nicht meinem Sohn Morgan, er ist gegen jedes Töten, er will den jungen Struan in der Scheiße sehen, und seine Ma auch!«
    Muß ich das Duell wirklich absagen? Ich werde darüber nachdenken. Sieht Morgan ähnlich, Gornt geheime Instruktionen zu erteilen. Was hat er ihm noch erzählt, das er mir nicht gesagt hat? Macht nichts, Morgan ist schlau, er hat die gleichen Nerven wie sein alter Herr, aber nicht dessen brutale, gnadenlose Besessenheit. Morgan ist unser wahrer Tai-Pan und wird der Tai-Pan des neuen Noble House sein. Es hat nur zwanzig Jahre gedauert, Dirks Firma zu zerstören, die größte, die es in Asien je gegeben hat.
    Zufrieden trank er sein Glas leer, drehte den Docht der Öllampe herunter und streckte sich gähnend aus. Schade, daß ich den Alten nie in seiner Blütezeit gesehen habe und auch nicht den alten Grünäugigen Teufel Dirk selbst, den nur die teuflischen Winde des Großen Taifuns umbringen konnten. Ein Glück, daß dieser junge Narr keine seiner Qualitäten geerbt hat.
    Inzwischen war der letzte Gast gegangen, nur Angélique, Jamie McFay und Malcolm waren zurückgeblieben. Die Glut in dem riesigen Kamin leuchtete auf, wenn ein Luftzug durch ihn zog. Schweigend und stirnrunzelnd

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