Noble House 02 - Gai-Jin
blickte Malcolm ins Feuer, sah Bilder in den Kohlen. Angélique saß verwirrt auf der Armlehne seines Sessels, McFay stand an einen Tisch gelehnt. »Ich werde gute Nacht sagen, Tai-Pan«, sagte er schließlich.
Malcolm erwachte aus seiner Träumerei. »Oh… warten Sie einen Moment.« Er lächelte zu Angélique auf. »Tut mir leid, Angel, ich habe ein paar Dinge mit Jamie zu besprechen, wenn’s dir nichts ausmacht.«
»Natürlich nicht.« Sie küßte Struan liebevoll. »Gute Nacht, Malcolm, schlaf gut.«
»Gute Nacht, Liebling. Wir sollten früh aufbrechen.«
»Ja… aber, Malcolm, bitte, darf ich fragen, worum es bei all diesem Geschrei ging? Ich habe es nicht verstanden. Könntest du es mir erklären?«
»Es war Eifersucht, weiter nichts.«
»Oh! Natürlich, wie stark du warst und wie recht du hast mit den Kanonen und dem Opium… oh, là là, chéri, und so weise… Danke. Natürlich.« Sie küßte ihn erneut. »Um welche Zeit brechen wir morgen früh auf? Ich bin so aufgeregt, der Ausflug wird eine wunderbare Abwechslung sein.«
»Gleich nach Tagesanbruch. Ich werde dafür sorgen, daß man dich rechtzeitig weckt, aber… aber sei nicht überrascht, falls… falls die Pläne geändert werden – Marlowe sagte, das Wetter könnte umschlagen.«
»Aber er hat doch geschworen, es würde ein herrlicher Tag für einen Ausflug werden.«
»Ich sagte, ›könnte umschlagen‹, Angel.« Er umarmte sie. »Wenn wir nicht morgen fahren, dann am nächstmöglichen Tag, das hat er versprochen.«
»Ich hoffe, daß es morgen ist. Je t’aime, chéri.«
»Je t’aime.«
Als sie gegangen war, lastete das Schweigen schwer im Raum. Schließlich wollte Jamie etwas sagen, aber Malcolm hob die Hand. »Sagen Sie kein Wort über Schiffe oder Kanonen, oder Opium. Bitte.«
»Sehr wohl.«
»Setzen Sie sich, Jamie.« Malcolm hatte alle Möglichkeiten des Admirals erwogen und sich für jede einen Plan zurechtgelegt: einer, falls der Admiral entschied, daß sie die Fahrt mit seinem Segen machen konnten; einer für den Fall, daß sie fahren konnten, Marlowe aber die Trauung nicht vornehmen durfte; einer für den Fall, daß die Fahrt auf später verschoben werden würde. Im Moment aber wollte er nicht an die zweite und dritte Möglichkeit denken. »Könnten Sie unseren Dampfkutter unmittelbar vor der Morgendämmerung längsseits der Pearl anlegen lassen? Der Bootsmann soll sich bei Marlowe erkundigen, ob unsere Fahrt stattfindet oder nicht. Sagen Sie dem Bootsmann, er solle mir die Antwort hierherbringen. In Ordnung?«
»Natürlich.«
»Ich habe den Brief für Norbert geschrieben und ihn heute abend Gornt gegeben, das ist also erledigt. Habe ich irgend etwas vergessen?«
»Wegen Mittwoch?«
»Ja.«
»Nicht, daß ich wüßte. Sie kennen Weg und Zeit, die Pistolen sind Standardwaffen, Ärzte werden nicht anwesend sein, da wir sowohl Babcott als auch Hoag nicht vertrauen können. Die Briefe sind Ihre einzige Verteidigung. Keine Zeugen außer Gornt und mir.«
»Gut. Sind Sie bereit, mit der Prancing Cloud aufzubrechen?«
»Ich werde morgen mit unserer Post eine Reisetasche an Bord schicken, das dürfte unbemerkt bleiben. Was ist mit Ihren Koffern?«
»Ich nehme nur einen mit. Schaffen Sie ihn morgen heimlich an Bord – wenn jemand etwas sagt, dann sind es ein paar Kleidungsstücke, die ich vorausschicke, da ich ja zu Weihnachten nach Hongkong zurückreise.«
»Wird Chen für Sie packen?«
»Das wird er wohl müssen. Ich werde ihn Geheimhaltung schwören lassen, aber das wird nur in bezug auf unsere Gesellschaft funktionieren, nicht unter den Chinesen. Ich werde ihn mitnehmen müssen. Ah Tok ist ein Problem, aber sie kann hierbleiben bis zu unserer ›wirklichen Reise‹. Ah Soh werde ich in das Geheimnis einweihen müssen. Sie wird mit uns nach Hongkong kommen.«
»Angélique?«
»Nicht nötig, ihr etwas zu sagen. Falls wir an Bord der Pearl gehen, kann Ah Soh einen Koffer mit Kleidern packen und ihn an Bord der Prancing Cloud schicken, nach Einbruch der Dunkelheit, damit es sicherer ist. In Ordnung?«
»Ja.«
»Mittwoch morgen werden wir, Sie und ich, uns wie geplant hinten hinausschleichen. Ein bißchen später werden Chen, Ah Soh und Angélique, in Umhänge gehüllt, zu unserem Kai gehen, wo der Dampfkutter warten wird, um sie zum Clipper zu bringen…«
»Entschuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche, aber wenn das der endgültige Plan ist, wäre es besser, einen Kutter mit Ruderern zu nehmen, der macht weniger Lärm.
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