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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Zeit, und ich glaube, das wußte er.«
    Das rüttelte sie auf. »Warum hat man es ihm nicht gesagt? Warum haben Sie ihn nicht gewarnt, warum haben Sie uns nicht gewarnt?«
    »Es war der Wille Gottes – wir wußten es nicht sicher, nicht so sicher wie jetzt, es war unmöglich, das zu wissen, sonst hätten wir es getan.«
    »Ich… ich verstehe nicht. Bitte, sagen Sie mir die Wahrheit.«
    Sanft erklärte Hoag: »Seine inneren Organe in der Nähe der Wunde waren in schlimmerem Zustand, als wir gedacht hatten. George konnte den Bereich rings um die Wunde nicht gründlich untersuchen, als er gebracht wurde, denn das hätte ihn umgebracht. Die Autopsie zeigte, daß er innerlich verfaulte.«
    »Die Operation – war sie gut gemacht worden?«
    »O ja, erstklassig. Georges Arbeit zur Wiederherstellung war bewundernswert, hätte nicht besser sein können«, sagte Hoag, und sie glaubte ihm. »Sehen Sie, Angélique, wir können nicht ersetzen, wir können nur reparieren; in einigen Höhlungen gab es Sepsis – der Grund für all die Schmerzen, armer Kerl – und üble Läsionen, die ihn daran hinderten, sich aufzurichten.« Traurig fügte er hinzu: »Er lebte den letzten Rest seiner geborgten Zeit. Trotzdem bin ich sicher, daß Sie ihn in seinen letzten Tagen so glücklich gemacht haben, wie ein Mann nur sein kann.«
    Eine Kohle fiel in die Feuerstelle. Die Flamme leuchtete auf, flackerte und erlosch – genau wie mein Malcolm, der Arme, mein armer Liebster. »Traurig«, sagte sie leise. »So traurig.«
    Hoag schätzte sie ab, schätzte sich selbst und die Erinnerung an Arjumand ab – die Angélique für ihn neu verkörperte. Leicht zu entscheiden, nachdem ich ihr jetzt die Geschichte von Arjumand erzählt habe, dachte er. Nervös leerte er sein Glas. »Darf ich?«
    »Natürlich, bitte.«
    Hoag füllte sein Glas nach, diesmal weniger reichlich. »Was nun die Bestattung betrifft – deshalb wollte ich Sie eigentlich sehen. Möglicherweise können Sie noch immer tun, was Sie und Malcolm wollten.«
    »Was?«
    Er setzte sich wieder ihr gegenüber. »Ihn auf See bestatten wie seinen Großvater, wie er es wollte, wie Sie es wollen. Ich kann Ihnen helfen.«
    »Wie?«
    Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Sie gehen zu Sir William und sagen, Sie würden sich dem Unabwendbaren beugen, so sehr Sie seine Entscheidung auch beklagten. Sie würden gestatten, daß der Leichnam nach Hongkong geschickt wird. Morgen werden wir, Babcott und ich, den Sarg offiziell von Kanagawa, wo er im Augenblick ist, an Bord der Prancing Cloud bringen. Sie verabschieden den Sarg, offiziell, und sagen, Sie könnten es nicht ertragen, mit der Prancing Cloud zu segeln, sondern würden übermorgen mit dem Postdampfer fahren, wenn er nach Hongkong ausläuft. Alle werden zufrieden sein.«
    »Aber der Sarg ist leer?« fragte sie aufgeregt.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Es wird eine Leiche darin sein, aber nicht seine, sondern die eines Fischers, eines Koreaners, der heute morgen im Ambulatorium in Kanagawa starb. Wenn Jamie auf unserer Seite stünde, könnte er morgen abend den Kutter dorthin bringen, wir fahren hinaus, und wenn wir Tweet dazu bewegen könnten, den Gottesdienst abzuhalten, könnte Malcolm bestattet werden, wie Sie es wünschen. Am nächsten Tag nehmen Sie den Postdampfer, und niemand erfährt etwas davon – wenn alle Stillschweigen schwören.«
    »So viele Wenns«, murmelte sie mit klopfendem Herzen.
    »Mir sind noch viel mehr eingefallen«, sagte er und trocknete sich die Stirn. Seine Kehle war eng. »Es war bloß… Die Idee ist mir vor einer Weile gekommen. Ich habe sie nicht ganz durchdacht, vielleicht habe ich vieles übersehen, aber ich wollte helfen. Mit oder ohne George, den ersten Teil kann ich erledigen. Die Leichen vertauschen. Das andere müssen Sie machen. Vielleicht kann ich helfen, ich weiß nicht«, fügte er lahm hinzu. »Ich bin nicht gut im Bewahren von Geheimnissen. Tut mir leid, wir müssen jetzt entscheiden, ob… ob ich heute nacht noch nach Kanagawa zurück muß, solange George hier beim Dinner ist. Was meinen Sie?«
    Blitzschnell sprang sie aus ihrem Lehnstuhl, warf ihm die Arme um den Hals und hüllte ihn in eine parfümierte Wolke aus Weichheit und Dankbarkeit. »Versuchen wir es… und danke, vielen, vielen Dank.«
    »Sie wollten mich sprechen Ma’am?« sagte Gornt.
    »Ja, bitte, kommen Sie, nehmen Sie Platz.« Angélique setzte sich in die Fensternische im Büro des Tai-Pan. Chen stand ganz in der

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