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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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der High Street. Am Nordtor war Cornishman nirgends zu sehen. Einige Samurai-Wachen hatten sich in den Windschatten ihres Zollhauses zurückgezogen. Ein paar Händler waren auf dem Weg zum Club. Einige winkten. Einer von ihnen blieb stehen und urinierte in den Rinnstein. Unter dem trüben Himmel wirkte der Süden Drunk Towns noch abstoßender. Das ist kein Ort für eine Frau, dachte er.
    »Ahoi, Jamie!« rief Hoag vom Kutter herüber.
    »Hallo, Doc, hallo, Settry.« Sie kletterten auf die rohen, geteerten Planken. Sosehr der vierschrötige Mann sich auch bemühte, unbekümmert zu wirken, ein Blick auf Hoag reichte, und er wußte, daß der Austausch erfolgreich verlaufen war. Also sitzen wir drin, dachte Jamie. Pallidar hatte einen Hustenanfall. »Settry, Sie sollten das auskurieren lassen, bevor war Schlimmeres daraus wird.«
    »Ist es schon«, sagte Pallidar säuerlich. »Dieser sogenannte Arzt hat mir einen Trank gegeben, der mich noch umbringen wird. Doc«, sagte er und hustete wieder, »wenn und falls das passiert, dann zur Hölle mit Ihnen.«
    Hoag lachte. »Ein doppelter Grog, und Sie sind morgen wieder putzmunter. Jamie, ist alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    Pallidar sagte: »Ich gebe die Verantwortung für den Sarg an Sie weiter, Jamie. Wird er sofort an Bord der Cloud gebracht?«
    »In etwa einer halben Stunde. Angélique wollte… wollte Lebwohl sagen. Reverend Tweet wird auch noch ein paar Worte sprechen.«
    »Also fährt sie endgültig nicht mit dem Clipper?«
    »Ich weiß es nicht, Settry, ich bin mir nicht sicher. Zuletzt habe ich gehört, sie werde mit dem Postdampfer fahren, aber Sie wissen ja, wie Frauen sind.«
    »Machen Sie ihr keinen Vorwurf. Mir wäre es auch unheimlich, an Bord des Clippers zurückzugehen.« Pallidar schneuzte sich die Nase und hüllte sich fester in seinen Mantel. »Wenn Sie wollen, kann ich Sir William veranlassen, den Sarg mit dem Postdampfer zu schicken; dann würden sie zusammen ankommen.«
    »Nein«, sagte Hoag, zu schnell für Jamie, und fügte dann rasch hinzu: »Nein, Settry, alter Junge, das würde ich nicht empfehlen, aus medizinischer Sicht. Am besten läßt man alles, wie es ist, und der Sarg bleibt auf der Prancing Cloud. Angélique ist im Augenblick wohlauf, aber ein plötzlicher Schock könnte sie wieder in einen Alptraum versinken lassen. Am besten fährt sie mit dem Postdampfer und der Sarg mit dem Clipper.«
    »Wie Sie wollen. Jamie, ich werde Sir William empfehlen, daß wir Kanagawa sofort schließen. Deshalb bin ich zurückgekommen.«
    »Allmächtiger Gott, warum?«
    Pallidar erzählte ihm von den Patrouillen und den zahlreichen Samurai in der Umgebung. »Keine Sorge. Wir können Sie alle in die Hölle pusten. Macht es Ihnen was aus, wenn der Kutter mich zurückbringt? Das würde mir Zeit sparen.«
    »Warum fahren Sie nicht mit zur Prancing Cloud? Danach kann er Sie direkt hinbringen. Übernachten Sie in Kanagawa?«
    »Nein, ich habe genug gesehen und muß nur meine Leute holen«, sagte Pallidar zu ihrer Erleichterung. »Die Angestellten und die Wachen können in den nächsten paar Tagen alles evakuieren. Bis später.«
    Als er gerade außer Hörweite war, sagte Hoag: »Es hat perfekt geklappt, Jamie.«
    »Um Himmels willen, nicht jetzt.« Trotz der Kälte und Nässe schwitzte Jamie. Sie kehrten zur High Street und in den Windschatten eines Gebäudes zurück, wo sie vor fremden Ohren sicher waren. »Was ist passiert?«
    »Es hat funktioniert wie ein Zauber. Sobald heute morgen der Kutter eintraf, gingen wir zur Leichenhalle, und…«
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Settry, Sergeant Towery, der Bootsmann und zwei Crewmitglieder. Wir legten die Flagge um den Sarg und befestigten sie, und dann trugen sie ihn an Bord des Kutters. Der andere erwartet uns heute nacht oder wann immer – angeblich wartet er auf eine Feuerbestattung.« Hoag spähte in Richtung Meer. »Heute nacht haben wir keine Chance, was?«
    »Nein. Aber ich glaube, gegen Morgen wird sich der Sturm gelegt haben.«
    »Gut.« Hoag rieb sich die Hände gegen die Kälte. »Alles lief wie im Traum. Ein kleines Problem, der Eingeborene war winzig, nur Haut und Knochen, also habe ich seinen Sarg mit Erde vollgepackt, um den Gewichtsunterschied auszugleichen.«
    »Allmächtiger Gott, natürlich! Daran hatte ich gar nicht gedacht. Das war schlau.«
    »Ich habe es gestern nacht gemacht, ohne Schwierigkeiten – keiner hat was gesagt, als sie den Sarg an Bord des Kutters brachten, kein Sterbenswörtchen.«
    »Mein

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