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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gefährlicherer Freund wäre. Vielleicht gilt das auch für Sie, Angélique.«
    »Vielleicht«, sagte sie schlicht. »Ich ertaste mir meinen Weg in dieser neuen Welt, Edward. Er ist voller Schwierigkeiten und Treibsand. Aber Sie werden feststellen, daß ich sehr zuverlässig bin, wenn ich einmal mein Wort gegeben habe, und das habe ich getan. Vergessen Sie nicht, daß ich Französin bin.« Ein kleines Lächeln. »Lesen Sie ihn.«
    Der Brief lautete:
    Sehr geehrte Mrs. Struan,
inzwischen werden Sie die schreckliche Nachricht über Malcolm erfahren haben – es tut mir leid, daß ich sie Ihnen nicht persönlich überbringen kann, aber Dr. Hoag hat mir geraten, weder mit der Prancing Cloud noch mit dem Postdampfer zu reisen.
    Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie aufgelöst ich bin und war. Lassen Sie mich Ihnen nur mitteilen, daß ich ihn von ganzem Herzen liebte und mein Bestes zu tun versuchte, solange er noch, lebte, und nach seinem Tod verzweifelt versucht habe, ihn so zu bestatten, wie er es wünschte, nämlich auf See wie sein angebeteter Großvater. Dies aber wurde mir untersagt. Bitte, ich flehe Sie an, bitte tun Sie für ihn, was ich nicht tun konnte.
    Eine weitere Pflicht aber konnte ich erfüllen. Der Überbringer dieses Briefes war der Freund Ihres Sohnes. Er bringt Informationen von großer Bedeutung – er hatte Malcolm versprochen, sie ihm an dem Tag zu geben, an dem er starb, und er, Malcolm, wollte sie Ihnen mit der Prancing Cloud schnellstens zukommen lassen: die Mittel, Ihre ewigen Feinde Tyler und Morgan Brock zu vernichten. Mr. Gornt hat mir geschworen, er werde Ihnen alle Einzelheiten mitteilen. Ich bitte Sie zu handeln, wenn es sich so verhält, wie er sagt. Der erfolgreiche Abschluß dieser Fehde und Ihre Befreiung von dieser Qual sind, wie ich nur zu gut weiß, das Epitaph, das Malcolm sich gewünscht hätte.
    Sie hatte den Brief datiert und mit Angélique Struan, Yokohama, unterschrieben. Es gab ein Postskriptum: Seltsam, nicht wahr, daß wir, die wir so viel gemeinsam haben – auch ich hasse meinen Vater, er hat ebenfalls versucht, mich zu vernichten –, einander unnötigerweise so fern stehen.
    Nachdenklich versiegelte Edward Gornt den Umschlag. Er steckte ihn in die Tasche und hob sein Glas. »Ein langes Leben! Sie sind eine bemerkenswerte Frau, bemerkenswert.«
    »Wieso das?«
    »Sie verlangen nichts und geben alles«, sagte er mit echter Bewunderung und fügte nicht hinzu: Und Sie erwähnen die dreißig Tage nicht, obwohl Ihnen als Frau das am wichtigsten sein wird – denn falls Sie sein Kind tragen, gehört Ihnen der größte Teil von Struan’s, ob es sich um eine Tochter oder einen Sohn handelt, obwohl ein Sohn perfekt wäre! Und selbst wenn Sie nicht schwanger sein sollten, eine unbescheidene Forderung an die Struans ist ebenso perfekt und unangreifbar. In beiden Fällen werden Sie mich dennoch heiraten! »Sie sind eine großartige Frau«, sagte er ruhig. »Ich hoffe, daß es mir gestattet sein wird, eine immerwährende Freundschaft mit Ihnen zu teilen.«
    Er stand auf, küßte ihre Hand und ging.
    Als sie wieder allein war, nickte sie zufrieden vor sich hin. Dann goß sie sich etwas Wein in sein Glas – andere Gläser standen in Reichweite, aber sie wählte absichtlich seins und trank mit besonderer Freude daraus. Dann hob sie das Glas grimmig in Richtung Meer: »Gute Fahrt, Prancing Cloud.« Noch ein Schluck. Und sie lächelte.
    »Phillip!«
    »Ja, Sir William?«
    »Hier nehmen Sie die! Sind unsere restlichen Depeschen fertig?«
    »Ja, Sir. Ich habe zusätzliche Kopien von beiden Untersuchungen, den Todesurkunden und so weiter angefertigt. Ich hole noch Ihre private und vertrauliche Post an den Gouverneur aus dem Tresor, dann ist die Sendung komplett. Am besten bringe ich sie persönlich an Bord der Cloud.«
    »Ja, machen Sie das. Ich habe noch einen Brief zu schreiben. Geben Sie mir ein paar Minuten Zeit.« Müde von den Ereignissen der letzten Tage und dem nagenden Bewußtsein, wie verwundbar Yokohama war, schüttelte Sir William sein Kopfweh ab, dachte einen Augenblick nach, vergewisserte sich, daß die Feder sauber war, wählte seinen offiziellen Briefkopf und schrieb entschlossen:
    Verehrte Mrs. Struan,
aus besonderen formellen und persönlichen Gründen schicke ich Ihnen dies per Sonderdepesche mit der Prancing Cloud.
    Zunächst möchte ich Ihnen mein tiefstes Beileid zum unglücklichen Hinscheiden Ihres Sohnes ausdrücken, den ich zu meinen Freunden zählte. Die Umstände

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