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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Chen kam, erklärte sie ihm, daß ein Brief zur britischen Gesandtschaft gebracht werden müsse. Er nickte kommentarlos. »Chen, Ah Tok krank, nicht krank, heyja?«
    »Ah Tok krank. Ah Tok gehen Hongkong.« Chen wedelte mit der Hand in Richtung Meer. »Mit Master.«
    »Oh!« Angélique war erleichtert und wünschte sich, sie wäre selbst auf die Idee gekommen. Mehrmals hatte sie sie in dunklen Ecken herumlungern sehen, die schwarzen Augen haßerfüllt, Speichel aus dem Mundwinkel tropfend. Sie gab Chen den Brief an Ketterer. »Gehen Großes Haus, jetzt.«
    Er schaute auf den Namen und tat so, als könne er die Barbarenschrift lesen. »Essen trotzdem hier Zimmer, heya?«
    »Tai-tai essen trotzdem hier Zimmer, heya? TAI-TAI!«
    Chens Augen funkelten. Sein Mund lächelte. »Tai-tai, essen trotzdem hier Zimmer, hey? Tai-tai Missee?«
    »Du bist ebenfalls ein Stück Eselskot. Vielleicht werde ich dich entlassen – nein, das wäre zu freundlich. Ich werde später über dich nachdenken.« Sie lächelte. »Essen unten. Was für Essen haben?«
    »Was wünschen, Tai-tai Missee, Missee Tai-tai?«
    Darüber mußte sie lachen, und ihr wurde wohler. »Missee Tai-tai, Tai-tai Missee, alles gleich gut. Welches Essen? Euer Essen, chinesisches Essen«, sagte sie plötzlich, ohne zu wissen warum. »Selbes Essen wie ihr, Chen. China-Essen, Nummer-Eins-Essen. Bestes, heya!«
    Chen starrte sie an. Das war höchst ungewöhnlich. Früher pflegte sie nur an den Gerichten zu nippen, die der Master gern hatte, um ihm zu gefallen, und europäische Speisen zu essen, Fleisch und Kartoffeln und Pasteten und Brot, die er wie alle Chinesen als nur für Tiere geeignet ansah.
    »Masters Essen, heya?« fragte er zögernd.
    »Tai-Pan-Essen für Masters Tai-tai!« Malcolm nachahmend, schickte sie ihn mit einer gebieterischen Geste fort und wandte ihm den Rücken zu.
    Verwirrt zog Chen sich zurück und murmelte. »Selbes Essen wie Tai-Pan haben, ja Missee Tai-tai.«
    Ich muß Geschmack an chinesischen Speisen finden und sie kennenlernen, dachte sie, da ihr eine neue Idee kam. Für den Fall, daß ich einen Teil des Jahres bleibe. Jamie sagt, er möge die chinesische Küche, Phillip ist begeistert davon, und Edward ißt sie dauernd…
    Ah, Edward, Edward mit den vielen Gesichtern und Möglichkeiten. Bei ihm bin ich mir nicht sicher. Wenn…
    Wenn ich einen Sohn gebären sollte, werde ich sehr glücklich sein, für immer einen Teil von Malcolm zu haben. Ich werde nach Paris zurückkehren, denn dann werde ich viel Geld haben, sehr viel Geld, Tess Struan wird froh sein, wenn ich abreise, und unser Sohn wird teils französisch, teils englisch erzogen und seines Vaters würdig sein. Wenn es eine Tochter wird, werde ich ebenfalls abreisen, mit weniger Geld, aber es wird trotzdem noch mehr als genug sein. Bis ich einen Titel und einen Mann treffe, die der Mühe wert sind. Wenn ich Pech habe und kein Kind erwarte, ziehe ich vielleicht Edward in Erwägung, während ich mit dieser Frau über meine Witweneinkünfte verhandle; es wäre falsch, alles Skye zu überlassen.
    Er weiß nicht, wie rachsüchtig und ruchlos diese Frau ist.

49
    Samstag, 15. Dezember
    Am nächsten Tag waren das Meer und der Himmel genauso grau, aber der Sturm hatte sich erschöpft, und der Regen hatte aufgehört. Angélique, Skye und Hoag warteten in der Kajüte des Kutters, der noch immer an der Pier der Struans vertäut war und schon lange nach Kanagawa hätte auslaufen sollen. Jenseits der Bucht konnten sie weiße Schaumkronen sehen. Der scharfe, feuchte Wind verstärkte die düstere Stimmung und machte das Warten schwerer. Jamie und Reverend Tweet waren schon eine halbe Stunde verspätet.
    »Ich wünschte, sie würden kommen«, sagte sie, denn Nervosität schlich sich in ihre Entschlossenheit ein. »Was hält sie bloß auf?«
    »Wir brauchen nicht allzuweit hinauszufahren, also können wir es immer noch schaffen«, sagte Skye, dem mulmig zumute war. Der Kutter schaukelte sanft. Die Männer trugen Zylinder und schwere Mäntel – Angélique ihr dunkelgrünes Reitkostüm und Stiefel, weil diese für eine Schiffsreise geeigneter waren.
    Über der Kajüte befand sich das kleine, verglaste Ruderhaus. Bootsmann Tinker lehnte auf dem Brett eines der geöffneten Fenster und paffte an seiner Pfeife. Er war zu erfahren auf See, um Fragen zu stellen, Jamie McFay hatte einfach gesagt: »Seien Sie früh mit dem Kutter und einer vollen Ladung Kohlen an der Pier, nur Sie und ein zuverlässiger Heizer.«

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