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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Schiff auf die offene See hinaus und wandte sich nordwärts in Richtung auf das gegenüberliegende Ufer. Die Wellen ließen das Schiff tanzen, aber nicht zu stark. Der Wind hielt sich in Grenzen, und der Himmel verhieß kein schlechteres Wetter als zuvor. Er summte ein Seemannslied vor sich hin und fühlte sich besser.
    Bald kam Jamie zu ihm. »Steuern Sie die Pier der Gesandtschaft an. Wir werden einen Sarg an Bord nehmen…« Er sah, daß der Bootsmann fester auf seinen Pfeifenstiel biß. »Einen Sarg. Dann fahren wir drei Meilen hinaus, in tiefes Wasser, und bestatten ihn. Wir werden eine Bestattungszeremonie abhalten, und Sie und unser Heizer werden daran teilnehmen.« Jamie sah den Mann an. »Irgendwelche Fragen?«
    »Ich, Sir? Nein, Sir.«
    Jamie nickte angespannt und ging wieder nach unten. Die anderen sagten nichts, sondern betrachteten die Küstenlinie und Kanagawa, das vor ihnen lag.
    Im Ruderhaus nahm der Bootsmann den Lautsprecher, der neben dem Ruder hing, vom Haken und bellte seinem Maschinisten unten im Maschinenraum zu: »Lot auswerfen, Percy!«
    Der Lagerschuppen befand sich in geringer Entfernung von der Pier, und der Sarg stand auf einer hölzernen Bank. Skye, Hoag, der Bootsmann und der Heizer hoben jeweils eine Ecke und konnten ihn leicht tragen. Nachdem sie den Schuppen verlassen hatten, schloß Jamie die Tür und folgte ihnen. Er hatte gedacht, es sei am besten für Angélique, in der Kajüte zu bleiben. Ein paar Fischer und Dorfbewohner kamen vorbei, verneigten sich und eilten davon, da sie nicht in die Nähe von Gai-Jin kommen wollten.
    Den Sarg an Bord zu manövrieren war schwieriger. Das Heben und Senken des vom Salzwasser schlüpfrigen Decks war gefährlich. »Warten Sie eine Sekunde«, keuchte der Heizer, »lassen Sie mich erst an Bord.«
    Er war ein kleiner Mann mit breiten Schultern und kräftigen Unterarmen, der eine zerlumpte Wollmütze trug. Nachdem er an Deck war, stellte er sich mit gespreizten Beinen hin, packte den Sarg in der Mitte, hievte ihn an Bord und schob ihn fast ohne Hilfe ein Stück in die Kajüte. Die heftige Anstrengung ließ ihn unfreiwillig und laut furzen. »Verzeihung allerseits«, sagte er bärbeißig und schob den Sarg dann weiter. Schließlich befand sich ein Ende in der Kajüte, das andere wies nach achtern in Richtung Heck.
    »Wir zurren ihn hier fest«, sagte Jamie.
    »Aye aye, Sir.«
    »Guten Tag, Doktor Hoag.« Die Stimme klang finster.
    Verblüfft drehten sich alle um. Sergeant Towrey und ein weiterer Soldat beobachteten sie mit bösen Blicken.
    »Oh! Guten – hallo, Sergeant«, sagte Hoag mit erstickter Stimme. Wie die anderen stand er reglos da. Towrey kam näher und blickte auf den Sarg. »Tja, was haben wir denn da? Bringen Sie den Kerl, Verzeihung, Ma’am, bringen Sie den Sarg nach Yokohama, ja?«
    »Wir, wir… er bat darum, auf See bestattet zu werden, Sergeant«, sagte Hoag. »Er… Mr. McFay stellte uns freundlicherweise seinen Kutter zur Verfügung, und da sind wir.«
    »Auf See, ja?« Sergeant Towrey sah sie nacheinander an, als wolle er sich ihre Gesichter einprägen. »Sehr lobenswert, finde ich.« Eine weitere Pause, die sie ein wenig mehr sterben ließ. Dann sagte er: »Auf See, ja? Am besten verschwenden Sie keine Zeit, sonst werden sie auch noch von den Fischen gefressen. Ma’am.« Höflich salutierte er vor Angélique und marschierte davon. Der Soldat folgte ihm im Gleichschritt.
    Einen Augenblick lang rührte sich niemand. »Großer Gott«, murmelte Hoag.
    »Was hatte das zu bedeuten?« fragte Jamie.
    »Schwierigkeiten, Sir.« Zittrig nahm der Bootsmann einen Schluck Rum aus seiner Taschenflasche, reichte sie Jamie, der ebenfalls trank, und dann Hoag, der den Kopf schüttelte. Auch Angélique lehnte ab. Als letzter war der Heizer an der Reihe. Zu Tinkers Ärger schluckte er den größten Teil des Inhalts und rülpste. »Verzeihung.«
    Jamies Magen brannte. »Der Bursche erschien aus dem Nichts, als hätte er auf uns gewartet. Hat ihn jemand kommen sehen?« Alle schüttelten die Köpfe. »Am besten legen wir ab.«
    Während sie den Sarg absicherten, steuerte der Bootsmann den Kutter hinaus aufs offene Meer. Die Luft war rein und gut ventiliert, da der Qualmgeruch der mit Kohlen beheizten Maschine draußen blieb. Vor ihnen im Osten, wo die See tief war, sah der Himmel gefährlicher aus – zwischen hier und Amerika lag kein Land mehr.
    »Am besten machen wir schnell, Sir«, sagte Tinker im Ruderhaus leise zu Jamie. »Wir haben nur noch

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