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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nach Yokohama gebracht hatte, und weil sie Französin war, mit all der persönlichen Würde, die französischen Frauen wie keinen anderen eigen ist.
    Er lächelte. Tatsächlich, Angélique, du bist Französin. Und wir sind Briten und keine Narren – und deshalb regieren wir die Erde und nicht die Franzosen. »Phillip!«
    Seratard und André standen am Fenster. Die Prancing Cloud verließ unter vollen Segeln und achterlichem Wind den Hafen. Auch viele andere beobachteten sie, beneideten sie, wünschten sich, ein solches Schiff zu besitzen oder zu befehligen. Viele machten sich Gedanken über ihre Fracht und über die Briefe, die sie an Bord genommen hatte.
    »Wird der Botschafter zustimmen, Henri?« erkundigte sich André.
    »Ja. Er ist mir so manchen Gefallen schuldig, unser Wirken hier wird von Tag zu Tag effektiver, und Yoshis Besuch ist fest vereinbart, nicht wahr?«
    »Das hat man mir versichert«, sagte André, dessen Kehle plötzlich trocken war. Raiko hatte geschworen, er könne darauf zählen, die geheimen Schlachtpläne, die er an sie weitergegeben hatte, seien bereits in den Köpfen verläßlicher Vermittler in Edo zur Verhandlung und Belohnung. »Zuerst muß Yoshi zurückkommen, Henri, dann können wir eine Verabredung treffen. Man hat mir versprochen, daß er an Bord des Flaggschiffs kommen wird. Heute abend habe ich eine Verabredung, und die Anzahlung wird die Sache perfekt machen.«
    »Bezüglich der Vorauszahlung habe ich meine Meinung geändert. Am besten ist es…« Seratard hob die Stimme, als André protestieren wollte, »am besten ist es, wenn wir warten. Ich habe beschlossen, daß wir lieber warten!« Er setzte sich an den Schreibtisch und winkte André, sich ihm gegenüber zu setzen, nicht ärgerlich, aber mit einer Festigkeit, die keinen Widerspruch zuließ. »Sobald ich sicher weiß, daß er zurück ist, können Sie diese… diese Zwischenträger bezahlen.«
    »Aber ich habe ihnen heute abend Geld versprochen, und Sie waren einverstanden.«
    »Dann erklären Sie eben, daß ich ihnen nicht traue«, antwortete Seratard mit eisigem Lächeln. »Sie sollen sich erst beweisen. Ich sagte eben, der Botschafter wird sie zu einem Mündel des Staates machen, André, und damit wird sie Teil unserer Staatspolitik, nicht wahr?«
    Heute abend haßte André Seratard, haßte ihn, weil er gefährlich und hinterhältig war und zuviel wußte, sich an zuviel erinnerte. Heute morgen beim Frühstück hatte Seratard ihn angestarrt. »Was ist, Henri?«
    »Nichts, da ist ein Fleck an Ihrem Hals, der vorher nicht da war, und ich habe mich gefragt, ob… Wie geht es Ihnen, André?«
    In Panik war er zu seinem Schlafzimmerspiegel gelaufen, voll Angst, ein erstes Anzeichen seiner Krankheit sei sichtbar geworden. Seit er Hinodeh kannte, lauerte er auf Anzeichen. An den meisten Abenden entkleidete sie ihn bei Licht, sagte ihm, wie sehr sein Anblick ihr gefalle, massierte oder liebkoste ihn. Ihre Finger und Hände waren zwar immer sinnlich, aber es war ihm klar, daß sie nach verräterischen Zeichen suchte. »Noch keine, noch nicht, Gott sei Dank«, hatte er seinem Spiegelbild zugemurmelt, schweißnaß vor Erleichterung, daß die leichte Hautrötung nichts weiter war als ein Insektenstich.
    »André«, sagte Seratard gerade, »heute abend beim Dîner müssen wir mit ihr Pläne schmieden. Ich empfehle, daß sie, sobald sie Mündel des Staates ist, in der Gesandtschaft bleiben sollte, und…« Ein Klopfen unterbrach ihn. »Ja?«
    Vervene öffnete die Tür. »Eine Nachricht von Vargas, M’sieur, Madame Struan bedauert, aber sie fühlt sich nicht wohl genug, um zum Dîner zu kommen.«
    Barsch versetzte Seratard: »Wenn sie sich wohl genug fühlt, um einen Sarg zu verabschieden, könnte sie sicher auch für uns Zeit erübrigen. Danke, Vervene.« Dann, zu André gewandt: »Wir müssen sie sehen, bevor sie abfährt.«
    »Ich werde sie gleich morgen früh aufsuchen, keine Sorge. Aber es gibt ein Gerücht, sie würde ihre Abreise eventuell verschieben. Hoag ist aus medizinischen Gründen offenbar gegen eine Seereise, und Skye ist ganz bestimmt dagegen.«
    Seratard verzog die Lippen. »Ich verabscheue diesen Mann, er ist so ungehobelt, rüpelhaft und ganz ekelhaft britisch.«
    Angélique beobachtete aus der Suite des Tai-Pan im oberen Stockwerk das Auslaufen des Clippers. Ein paar Passanten sahen sie am Fenster, eilten aber naß und verfroren weiter und fragten sich, was aus ihr werden würde. Einer davon war Tyrer, wieder an Land,

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