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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ein oder zwei Stunden Tageslicht.«
    »Spüren Sie etwas, Bootsmann?«
    »Am besten machen wir schnell, Sir.«
    Jamie schaute erneut nach Osten. Der Himmel wirkte dunkler. »Einverstanden. Halten Sie Kurs.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Sir, dieser Sergeant, er wird uns verpfeifen, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Wir müssen jemanden bestatten, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Was ist so wichtig an dem da?« Tinker zeigte mit seinem schwieligen Daumen auf den Sarg. »Daß wir all das riskieren?«
    Er wies auf das Wetter.
    »Wir bestatten den Tai-Pan, Malcolm Struan.«
    Der alte Mann lachte. »Sein Sarg ist an Bord der Prancing Cloud, Sir, das wissen wir doch beide.«
    »Ja, das wissen wir beide. Das hier ist, nun ja, ein symbolischer Akt, eine Scheinbestattung, um seinen Wünschen – und denen seiner jungen Witwe – zu entsprechen, auf See bestattet zu werden. Sie glaubt nicht, daß das in Hongkong stattfinden wird.« Jamie kannte das Risiko, das er einging, aber es gab keine andere Möglichkeit. Bisher war er imstande gewesen, die Wahrheit zu sagen.
    »Scheinbestattung, Sir?«
    »Ja, das ist alles. Wir haben nichts zu verbergen und nichts zu befürchten.«
    Tinker nickte und dachte: Da ist eine Leiche drin, muß sein bei all dem Gewicht. Aber genug geredet, man soll ja keine dummen Fragen stellen, deren Antwort man besser nicht kennt. Je weniger man weiß, desto besser. Hoffen wir bei Gott, daß das Wetter freundlich bleibt. »Danke, Sir.«
    Jamie blickte auf die Bucht zurück, die nun weit hinter ihnen lag. »Nur gerade außer Landsicht, Bootsmann.« Ein letzter Blick auf alle Kompaßpunkte, dann kehrte er in die Kajüte zurück. »Jetzt dauert es nicht mehr lange.«
    Angélique beugte sich zu ihm hinüber. »Was wird dieser Soldat tun?«
    »Er wird Bericht erstatten, das muß er. Es spielt keine Rolle.«
    »Sie können uns doch nichts tun, oder, Mr. Skye?«
    »Ich kann wirklich nicht vorhersagen, was… was Sir William vielleicht tun oder nicht tun wird«, sagte Skye, dessen Magen ihm das Steigen und Fallen des Decks unangenehm bewußt machte.
    Jamie griff in einen der Spinde und nahm die große britische Flagge heraus, die er dort aufbewahrte, sowie die mit dem Löwen und dem Drachen. Mit Hoags Hilfe befestigte er beide auf dem Sarg. Der Kutter hüpfte heftiger auf und ab als zuvor, und sie mußten sich festhalten, um auf den Füßen zu bleiben. Angélique saß neben der offenen Tür. Die Seeluft war naß und kalt. Sie spürte, daß ihr die Tränen kamen, ließ den dunklen Schleier über ihr Gesicht fallen und tat so, als sehe sie sich nach dem Land um. »Jetzt dauert es nicht mehr lange«, sagte Jamie.
    Als das Land nur noch ein Streifen am Horizont war, trugen die Wellen weiße Schaumkronen, und der Wind wehte heftiger, hielt sich aber noch immer in Grenzen. Es regnete nicht. Jamie rief laut: »Langsam voraus, Bootsmann. Gerade genug, um uns Platz zu schaffen.«
    »Jawohl, Sir, Leerlauf!«
    Die plötzliche Stille, die nun folgte, war wohltuend, letzt hörte man nur noch das Heulen des Windes, das Klatschen der Wellen und das beruhigende Tuckern des Motors, das man durch das Deck mehr fühlte als hörte, gerade genug, um den Bug im Wind zu halten. Der Wind wehte stetig in östlicher Richtung vom Meer her und war stärker als zuvor. Jamie atmete tief ein. »Am besten fangen wir an.«
    »Ja. Was sollen wir tun?« fragte Angélique.
    »Kommen Sie an Deck, hier zum Heck, aber halten Sie sich fest. Bootsmann, kommen Sie nach achtern, Maschinist, Sie auch.«
    »Wenn Sie gestatten, sollte ich lieber hier am Ruder bleiben, Sir.« Er rief durch den Lautsprecher: »Maschinist, nach achtern!«
    Es war jetzt kälter. Sie nahmen Aufstellung, so gut es ging, und hielten sich fest, um auf den Füßen zu bleiben, Jamie stellte sich ins Heck, den anderen gegenüber. »Hut ab«, befahl er und zog selbst den Hut. Skye, Hoag, der Maschinist und Bootsmann Tinker gehorchten. Er öffnete die Seevorschriften an der markierten Stelle und begann.
    »Wir sind hier im Angesicht Gottes versammelt, um die sterblichen Überreste unseres Freundes Malcolm Struan, Gatte von Angélique Struan, Tai-Pan des Noble House, der Tiefe zu übergeben und ihm die Seebestattung zuteil werden zu lassen, die er sich wünschte und die sie wünschte, indem wir so handeln, wie Freunde handeln sollten…«
    Bei der Erwähnung des Namens riß der Heizer die Augen auf. Er sah sich nach dem Bootsmann um. Dieser schüttelte den Kopf und gab ihm zu verstehen, er solle sich still

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