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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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konnten. Alles, was lose war, rutschte herum. Wieder verlor Angélique das Gleichgewicht, aber die beiden anderen hielten sie. Hoags Gesichtsfarbe hatte sich in ein schmutziges Grau verwandelt. Mit galligem Ächzen legte er sich hin.
    »Es ist bloß das Manövrieren«, schrie Jamie über den Lärm und den Wind; das Boot kreiselte, und Angélique barg erschrocken den Kopf an seiner Schulter. »Es ist gleich besser.« Er sah, daß das Meer schlimm wirkte, aber nicht grausam. Noch nicht. Außerdem hatte er volles Vertrauen in den Bootsmann und das Material – solange die Maschine weiter funktionierte.
    »Kein Grund zur Sorge!«
    Bootsmann Tinker war ebenfalls zu diesem Schluß gekommen; er konnte immer noch einen Sturmanker werfen – einen Eimer am Ende einer Leine, um den Bug fest im Wind zu halten – und so den Sturm überstehen. »Falls der verdammte Kutter aushält, wozu er eigentlich gar nicht gedacht war«, sagte er und kämpfte mit dem Ruderrad gegen den Druck der Wellen.
    Der Kutter drehte sich und nahm wieder Fahrt auf. Der Bug tauchte unter, als die folgende Welle vorbeizog, vom Wind schneller getrieben; dann stieg er hoch, daß einem übel werden konnte, und stürzte ins nächste Wellental. Alle an Bord zuckten zusammen. Wieder dasselbe, und wieder der Aufprall, bei dem diesmal eine Menge Wasser übergekommen war. Runter, runter, runter, dann rauf, rauf, rauf, immer höher, dann ein krachendes Platschen, und schäumendes Wasser spülte an den Fenstern vorbei und floß übers Deck. Angélique stieß ein leises Stöhnen aus. Jamie hatte einen Arm um sie gelegt, mit der anderen Hand hielt er sich an einem Griff fest. Regen prasselte durch die Heckfenster und die Tür. Skye hockte jetzt mit gesenktem Kopf in einer Ecke und würgte, Hoag saß vornübergesunken und war ebenso hilflos.
    Oben im Ruderhaus schwankte der Bootsmann von einer Seite auf die andere und hielt sich mühelos auf den Beinen. Er hatte sein Schiff unter Kontrolle. Regen und Gischt sprühten heftig gegen die Fenster, aber er konnte noch immer genug sehen und ließ nicht zu, daß die Wellen den Kutter direkt vom Heck her trafen; er steuerte ihn leicht schräg, so daß das Auf und Ab nicht die volle Kraft der Brecher aufnahm – das war unangenehm für die Passagiere, aber: »Sie sind in Sicherheit, nicht?« Er strahlte und hatte seinen Spaß. Er hatte schon zu viele Stürme besiegt, und in ein oder zwei Stunden würde er vor einem wärmenden Feuer bei drei oder vier heißen Grogs Zeit genug haben, sich zu fürchten. Fröhlich nahm er seinen ausgelassenen Singsang wieder auf.
    Dann setzte sein Herz einen Schlag aus. »Allmächtiger Gott!« brach es aus ihm hervor. Der Sarg schwamm neben der Steuerbordseite und stieg und sank mit ihnen, noch immer in die beiden Flaggen gewickelt. Aus der Kajüte hatte Jamie ihn ebenfalls gesehen und war genauso schockiert, denn er wußte, wenn eine mächtige Welle ihren Kurs änderte, könnte sie den Sarg leicht wieder an Bord spülen, ihn als Rammbock gegen die zerbrechlichen Aufbauten des Schiffes werfen oder, was am schlimmsten wäre, ein Loch in seine Außenhaut schlagen.
    Je mehr Tinker davon wegsteuerte, desto näher kam der Sarg. Einmal prallte er gegen eine Seite, wirbelte dann kreiselnd davon, blieb jedoch parallel zum Schiff, und Jamie fluchte, weil er nicht die Voraussicht besessen hatte, ihn mit einer Ankerkette zu beschweren. Luft oder der Auftrieb des Holzes ließen ihn schwimmen.
    Es fiel Jamie schwer, ihn zu beobachten und dabei gleichzeitig Angélique zu halten. Doch er war froh, daß sie den Kopf an seiner Schulter verbarg. Wieder reckte er den Kopf und erspähte den Sarg, leicht achtern und flach im Wasser liegend. Der Wind oder die Strömung drehte ihn, und jetzt begann er parallel zu den Wellen zu taumeln, richtete sich aber wieder auf, lag drei oder vier Wellen lang stabil, und dann kam ein weiterer Brecher, er drehte sich und ging zu seiner Freude unter. Er atmete auf, als er sah, daß er endgültig verschwunden war, doch dann kam er wieder hoch, die nächste Schaumkrone umgab ihn, hob in an und schleuderte ihn direkt gegen den Kutter. Unwillkürlich duckte sich Jamie. Der Sarg wurde nicht an Bord gespült, sondern prallte mit der Breitseite gegen die Außenhülle, und es hörte sich an, als seien sie auf ein Riff gelaufen.
    Einen Moment lang hob Hoag den Kopf, sank aber ächzend sofort wieder zurück. Auch Angélique blickte auf, aber Jamie hielt sie fest an sich gedrückt und streichelte

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