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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihr Haar, um ihr die Angst zu nehmen: »Nur irgendwelches Treibgut, kein Grund zur Sorge…«
    Er sah nach dem Sarg, der ein paar Meter entfernt war, parallel zu ihnen, mit klaren, tödlichen Linien wie ein Torpedo. Die beiden Flaggen waren noch intakt. Er zuckte zusammen, als ein schaumgekrönter Brecher sich ihm näherte, aber er ging darüber hinweg, und als die Welle verschwunden war, war auch der Sarg nicht mehr zu sehen.
    Atemlos wartete er und suchte die See ab. Nichts. Wieder warten. Noch immer nichts. Der böige Wind ließ etwas nach und heulte nicht mehr um die Kabine. Die Wellen waren noch immer hoch und tyrannisch, aber Tinker beherrschte sein Handwerk meisterlich, benutzte jeden seemännischen Kniff, um die Gefahr zu verringern, und die Maschine kreischte, wenn der Schaft der Antriebsschraube von Zeit zu Zeit aus dem Wasser tauchte. »Nur zu«, murmelte Jamie, »nur weiter, glatt und einfach.«
    Dann konzentrierte er den Blick. Der Sarg war dreißig Meter entfernt, etwas achtern, und seine Spitze zeigte direkt auf sie. Er hielt mit ihnen Schritt, hob und senkte sich, als sei er mit irgendeinem unsichtbaren Tau an sie gebunden. Häßlich und tödlich. Er zählte sechs Wellen, ohne daß sich etwas veränderte. Dann erschien sie siebente.
    Die siebente Welle war höher als die übrigen. Sie erfaßte den Sarg, machte ihn zu einer Rakete und schleuderte sie ihnen nach. Jamie wußte, der Aufprall würde genau mittschiffs auf der Steuerbordseite erfolgen. Er hielt den Atem an.
    Tinker mußte es auch gesehen haben, denn im letzten Augenblick riß er den Kutter wild herum, er senkte sich leicht nach Steuerbord, das Schandeck war jetzt überspült, und die wütende Sargrakete richtete sich in der Welle auf, rutschte über den Bug und blieb in den Bugspriet-Trossen hängen, halb im Wasser, halb aus dem Wasser, und zog das Schiff gegen das Ruder.
    Der Bootsmann kurbelte mit aller Kraft am Ruderrad, doch Wellen und Wind hatten den Sarg gepackt und benutzten ihn, um das Schiff instabil zu machen. Dem Bootsmann war sofort klar, daß sie kentern würden. Er konnte nichts dagegen tun. Der Lautsprecher kreischte. Mühsam gab er Antwort: »Ja, Percy…« Aber die Flüche des Maschinisten übertönten seine Stimme und fragten, was zum Teufel er da oben eigentlich mache. Also knallte er den Lautsprecher auf die Halterung zurück und verdoppelte seine Anstrengungen am Ruder, während der Bug unerbittlich ins Unheil gezwungen wurde.
    Dann sah er, daß sich die Kajütentür öffnete, Jamie bahnte sich einen Weg an Deck. Sofort streckte der Bootsmann den Kopf aus dem nächsten Fenster, zeigte mit der Hand auf den Sarg und brüllte: »Feueraxt, Feueraxt…«
    Wie in einem Traum hörte ihn Jamie, sah die Axt in ihren roten Halterungen auf dem Dach der Kajüte. Das Deck schwankte und bebte, die Seele des Schiffes wußte, daß sie in einem tödlichen Kampf lag. Ein Fuß rutschte unter Jamie weg, aber er stieß gegen das Schandeck, stellte fest, daß er die Axt in einer Hand hatte, und war für den Augenblick in Sicherheit. Wasser strömte über den Bug und überspülte ihn. Als es abfloß, lebte er zwar noch, doch er hatte eine übelkeitserregende Vorahnung. Unwillkürlich hob sich sein Magen, und er spie die Übelkeit aus. Wieder wurde er von Wasser überspült, und als er wieder zu Atem kam, hustete er sich das Salzwasser aus Mund und Nase, und dieser Schock veranlaßte ihn zum Handeln.
    Vor ihm hing das obere Ende des Sarges in einem Durcheinander von Trossen und verdrehten Stützen, und der Mittelteil rutschte hin und her, während die Wellen dagegen prallten oder daran saugten. Gegen Wind und Regen schaute er zu dem Bootsmann und sah, wie dieser ihm ein Zeichen gab, ihn loszuhacken… »Passen Sie auf, um Gottes willen…«
    Den Bastard wird keine Axt losschlagen, dachte er hilflos und klammerte sich an eine Stütze, als eine heftige Welle ihn seitlich traf, gegen den Sarg schleuderte und dann wieder auf das Schandeck saugte, nach Luft schnappend. Als sie verging, war er erstaunt, sich noch an Bord zu befinden. Verschwende keine Zeit, schrie eine innere Stimme ihm zu, die nächste oder übernächste Welle wird dich packen und wegspülen.
    Er verließ also seinen sicheren Ort und tastete sich vor, bis er über dem Sarg war; er haßte ihn, er haßte es, hier zu sein, er haßte es, daß er sich hatte überreden lassen, an dieser Dummheit teilzunehmen und ihr Leben und das der anderen für nichts zu riskieren. Am meisten aber

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