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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Nase wehen lassen. Nun konnte sie wieder klar denken.
    Hinter ihr hustete Hoag einen Schleimpfropfen aus und spuckte ihn in das Wasser, das um die Pfosten plätscherte. »Verzeihung«, murmelte er. Er brauchte dringend einen Drink. Dann bemerkte er das Durcheinander, die zerbrochenen Balken, die eingedrückte Luke am Bug, das verschwundene Bugspriet, die verlorenen Flaggenleinen und das größtenteils verschwundene Schandeck. »Was zum Teufel ist passiert?«
    »Irgendwelches Treibgut wurde an Bord gespült, es sah nach einer Kiste aus. Ich war für einen Augenblick erschrocken«, sagte Jamie.
    »Ich… ich habe ein Krachen gehört… ich glaube, ich werde den Club aufsuchen, ehe ich heimgehe.«
    »Ich auch«, sagte Skye, der mehr als einen Drink brauchte, um seinen Magen zu beruhigen. »Jamie? Miss Angélique?«
    Angélique schüttelte den Kopf, und Jamie sagte: »Gehen Sie nur ruhig, heute abend gibt es nichts mehr zu tun, und halten Sie sich an unsere Verabredung.« Sie hatten sich darauf geeinigt, auf Fragen hin nichts weiter zu erzählen, als daß sie eine symbolische Seebestattung vorgenommen hatten.
    Zum Glück hatte keiner der anderen den Sarg an Bord und seinen Kampf damit gesehen – bis auf Tinker. Sobald er konnte, war er in das Ruderhaus gegangen. »Bootsmann, was den Sarg betrifft, die anderen unten haben nichts gesehen, also haben Sie bei Gott auch nichts gesehen und werden auch nichts sagen. Das ist unser Geheimnis.«
    »Wie Sie wollen, Sir.« Tinker hatte ihm den Flachmann gereicht und seine Stirnlocke berührt. »Danke. Wenn Sie nicht gewesen wären, wären wir jetzt da unten, wir alle – genau wie er.«
    Der Flachmann hatte kaum noch einen Schluck enthalten, aber der half. »Ich dachte, ich würde es niemals schaffen. Wir vergessen das. Schwören Sie es?«
    »Wie Sie wollen, Sir, aber bevor wir es vergessen, als die Kiste unterging und zerbrach und er herauskam, da kam er direkt auf mich zu, bei Gott. Ich dachte, verdammt, er kommt wieder an Bord.«
    »Lieber Gott«, hatte Jamie gekeucht, »das bilden Sie sich ein, ich habe nichts gesehen – das bilden Sie sich ein.«
    »O nein, Sir, mein Standort war höher als Ihrer, nicht? Und ich hab den Kerl gesehen, bitte um Verzeihung, ich hab ihn herauskommen und an die Oberfläche treiben sehen, bevor er von der Tiefe verschluckt wurde.«
    »Das bilden Sie sich ein, um Himmels willen! Wie schrecklich, so etwas zu sagen!«
    »Bei Gott, es ist die Wahrheit, Sir, Gott steh mir bei! Natürlich war es nur für einen Moment, und überall um ihn herum war Schaum, aber ich hab ihn wirklich gesehen!« Tinker hatte leewärts gespuckt, Holz berührt, das Zeichen gegen den bösen Blick und den Teufel gemacht und an seinem Ohrläppchen gezupft, um seine Worte zu betonen. »Bei Gott, Sir, ich will tot umfallen, wenn ich lüge, und meine Eier sollen in Sein Reich eingehen. An die Oberfläche ist er gekommen, bevor Davy Jones ihn runtersaugte, nackt wie ein Baby.«
    »Was für ein Unsinn!« Jamie erinnerte sich, wie er abergläubisch Holz angefaßt hatte, für alle Fälle. »Sie bilden sich das ein, Bootsmann, obwohl ich bei Gott schwöre, daß der verdammte Sarg einen eigenen Willen zu haben schien, und einen bösen noch dazu.«
    »Sag ich ja, Sir, er war besessen vom Alten Nick persönlich!« Wieder hatte Tinker leewärts gespuckt. »Er kam an die Oberfläche, jawohl, mit offenen Augen und allem, und ich dachte, jetzt käme er endgültig über uns.«
    »Um Himmels willen, hören Sie auf! Malcolm würde uns niemals etwas Schlechtes antun«, hatte er voll Unbehagen gesagt. »Da hat die Phantasie Ihnen einen Streich gespielt.«
    »Mein Standpunkt, Sir, war höher als Ihrer…«
    »Vergessen Sie Ihren verdammten Standpunkt. Haben Sie noch Rum?«
    Tinker hatte gehustet, in eine verborgene Schublade gegriffen und eine weitere Flasche herausgenommen. Sie war halbleer gewesen. Jamie hatte einen großen Schluck getrunken, nach Luft gerungen und noch einmal getrunken.
    »Sie können sich in unserem Lagerhaus zehn Kisten Rum abholen, Tinker, und haben Sie vielen Dank. Sie haben gute Arbeit geleistet, und der Maschinist auch – vier Kisten für ihn.« Tinker hatte sich überschwenglich bedankt. Die starke Hitze in seinem Magen hatte die Kälte vergehen lassen. Er hatte in das wettergegerbte Gesicht und in die blauen Augen geblickt. »Ich hatte noch nie so eine verdammte Angst, nie, in meinem ganzen Leben nicht. Drei- oder viermal habe ich gedacht, es wäre aus.«
    »Ich nicht,

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