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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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geliebt haben, ich habe nie etwas gesehen, das wahrer Liebe näher kam.«
    Sir William runzelte die Stirn. »Gut. Wenn Sie Tess Struan sehen… ich denke, unsere Mrs. Struan wird jede Hilfe brauchen, die sie bekommen kann, nicht?«
    »Sie können versichert sein, daß ich mich für sie einsetzen werde.«
    Sir William nickte und griff in eine Schublade. Der Umschlag war versiegelt und an Sir Stanshope, Gouverneur von Hongkong, adressiert. »Ich habe einen offiziellen Auftrag für Sie, geheim. Ich möchte, daß Sie dies dem Gouverneur gleich nach Ihrer Ankunft persönlich übergeben.«
    Er kritzelte auf den unteren Rand »Persönlich überbracht von Dr. Hoag«. Als er hörte, daß Jamie nicht auf dem Postdampfer sein würde, hatte er beschlossen, Hoag einzuschalten, weil sich an Bord der Prancing Cloud niemand befand, dem er trauen konnte. »Der Brief muß persönlich ausgehändigt werden, an niemanden sonst, und niemand soll wissen, daß Sie als Kurier der Königin handeln. Klar?«
    »Ja, Sir. Natürlich«, antwortete Hoag voll Stolz.
    Sir William wußte jetzt, daß Hoag wie Wachs in seinen Händen war und daß er aus ihm alles herausholen konnte, was er wollte. Wer die Idee zu dieser Eskapade hatte, was genau auf See geschah und warum sie es getan hatten, was wirklich in Kanagawa passiert war. Er lächelte vor sich hin, genoß seine Position und ließ die Angelegenheit aus bestimmten Gründen ruhen. »Ich wünsche Ihnen eine sichere Reise und freue mich darauf, Sie in Hongkong zu sehen.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Hoag floh, selig, so glimpflich davongekommen zu sein. Jamie und Skye erwarteten ihn ängstlich in der High Street. »Nichts, ehrlich«, sagte er aufgeregt, »er wollte mir nur medizinische Fragen stellen, private medizinische Fragen.«
    »Was?«
    »Ehrenwort. Schnell, wir haben vor der Kirche gerade noch Zeit für einen kleinen Schluck. Ich bin immer noch ganz mitgenommen.« Vor Erleichterung bemerkten die drei nicht, daß Sir William sie aus seinem Fenster beobachtete.
    Ich frage mich, wie glücklich diese Halunken wären, wenn Sie meinen Brief an den Gouverneur lesen könnten, dachte er mürrisch. Noch sind sie nicht vom Haken, keiner von uns ist es. Als ob ein einzelner Sarg zählte, wenn die ganze Welt auseinanderfällt; Rußland taumelt wieder auf einen Krieg zu, Preußen leckt sich über den Eingeweiden von Mitteleuropa die Lippen, die Franzosen sind von militantem, aufgeblasenem Stolz, unser indisches Empire ist wegen irregeleiteter Narren im Parlament in Gefahr, und wir stehen unmittelbar vor der japanischen Abrechnung.
    Auf den ersten Blick war der Brief harmlos. Entschlüsselt lautete er: Fordere dringend jede mögliche Flotten- und Armeeverstärkung an, da ich täglich damit rechne, daß die Niederlassung von Bakufu-Samurai-Legionen angegriffen werden kann und ich vielleicht unsere Basis hier aufgeben muß.
    Die katholische Kirche war von Kerzen erleuchtet, und Pater Leo erflehte gerade den Abschlußsegen für die Gläubigen. Der Gottesdienst war kürzer gewesen als üblich, da einige den Postdampfer erreichen mußten.
    Angélique kniete betend in der ersten Reihe, Seratard neben ihr. André einige Reihen dahinter, Vervene mit dem Rest des Gesandtschaftspersonals im Hintergrund, dazwischen ein paar Händler, eurasische Portugiesen und einige Offiziere der französischen Schiffe. Für die Masse der französischen Matrosen gab es andere Gottesdienste, die früher oder später abgehalten wurden. Alle Schiffsbesatzungen waren dankbar, daß keine Priester bei der Flotte waren – einen Priester an Bord zu haben galt immer als unglückliches Omen, auf allen Schiffen unter allen Flaggen.
    Pater Leo verneigte sich vor dem Altar, Angélique atmete tief ein und wartete darauf, daß Seratard sich rührte.
    Sie hatte bereits gebeichtet. In dem kleinen Beichtstuhl hatte sie gesagt: »Pater, vergeben Sie mir, denn ich habe gesündigt.«
    »Welche Sünden haben Sie diese Woche begangen, mein Kind?«
    Sie hatte die kaum verhüllte Ungeduld gehört, von all ihren Gedanken und Taten zu erfahren, denn dies war das erstemal seit Beginn der Schwierigkeiten, daß sie zur Beichte ging. »An einem Abend habe ich vergessen, die Madonna in meinen Gebeten um Vergebung zu bitten«, sagte sie völlig ruhig; sie hielt sich an ihren Pakt, den Plan und die Worte, die sie sich ausgedacht hatte. »Ich hatte viele schlechte Gedanken und Träume, war ängstlich und vergaß, daß ich in Gottes Hand bin und mich niemals zu fürchten

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