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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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André.«
    »Ich bin froh, daß Sie nicht fahren«, sagte er schlicht.
    »Ach. Neuigkeiten verbreiten sich rasch.«
    »Gute Neuigkeiten. Ich muß Sie sprechen, vertraulich.«
    »Geht es um Geld?«
    »Ja. Sie haben sich sehr verändert, Angélique.«
    »Zum Besseren, hoffe ich. Wie geht es Ihnen?«
    »Ich werde alt.« André fühlte sich ausgelaugt und müde. Gestern nacht hatte er Hinodeh gesehen, und dunkle Schatten waren zwischen ihnen gestanden. Während sie ihn massierte, hatte er den Arm ausgestreckt und in den Ausschnitt ihres Kimonos gegriffen, um ihre Brust zu küssen, da er sie bis zur Raserei liebte, aber sie war zurückgezuckt. »Sie versprachen, nicht zu…«, hatte sie gekeucht, und seine Wut auf sich selbst, weil er das vergessen hatte, war in Wut auf sie umgeschlagen, und er hatte sie angeherrscht: »Hör auf, so dreinzuschauen! Aufhören! Baka!«
    Es gab nie Tränen, solange er da war, nur das ständige, erbärmliche Gemurmel: »Gomen nasai, Furansu-san, gomen nasai, gomen nasai, gomen nasai.« Immer wieder, bis die Worte ihn wahnsinnig machten und er schrie: »Sei still, um Gottes willen!« Da hatte sie endlich geschwiegen. Auf den Knien hatte sie da gehockt, die Augen niedergeschlagen, die Hände im Schoß, reglos bis auf ein gelegentliches Zittern wie ein geprügelter Hund.
    Er hatte sich entschuldigen und sie in seinen Armen halten wollen, denn seine Liebe war ungebrochen, aber dadurch würde er nur noch mehr das Gesicht verlieren; also hatte er sich mürrisch angezogen und ohne ein Wort ihr Haus verlassen. Als er aus der Yoshiwara hinaus und über die Brücke war, war er zum Ufer hinuntergegangen, hatte wie besessen gegen das nächstbeste Fischerboot getreten, bis er vor Erschöpfung nicht mehr konnte. Dann hatte er sich auf die kalten Steine gesetzt, atemlos vor Frustration, weil er wußte, daß sie weinen würde, und ebenso wütend, daß sie nicht diplomatischer mit seinem Fehler umgegangen war. Morgen würden sie von vorn beginnen, als wäre nichts geschehen, aber er war sicher, unter dem liebenswürdigen und sanften Betragen lag ein Meer von Haß. Von Haß auf ihn.
    »Und warum nicht?« murmelte er.
    »Warum nicht was, André?« frage Angélique.
    »Oh, nichts. Nur ein Gedanke.«
    »Sehen Sie, da ist eine freie Bank. Dort können wir uns hinsetzen.«
    Von der Bank aus konnten sie aufs Meer blicken. Unwillkürlich ging ihr Blick zum Postdampfer, und Angélique fragte sich, was geschehen wäre, wenn sie sich entschlossen hätte, an Bord zu gehen. Ich wäre nur früher als erforderlich in die Höhle der Löwin getreten, dachte sie. Unnötig, sich darüber Sorgen zu machen, unnötig, sich über irgend etwas Sorgen zu machen – ich brauche mich nur in meinem neuen Wesen zurechtzufinden und zu warten. Dann sahen sie, wie aus dem Kamin des Postdampfers eine Rauchfahne aufstieg. »Tut mir leid, ich bin nicht sehr gesprächig«, sagte sie.
    »Könnten Sie mir etwas Geld geben?«
    »Ich habe nur wenig. Wieviel brauchen Sie?«
    »Tausend Guineas.«
    »Um Himmels willen, wozu?«
    Er atmete tief ein. »Ihr Name ist Hinodeh«, sagte er und erzählte ihr, wie er sich verliebt hatte und sie für sich allein haben wollte, aber nichts von den wahren Gründen, von seiner Krankheit. »Ich kann ohne diese Frau nicht leben, und das Geld brauche ich für ihren Kontrakt, ich muß ihn haben. Ich muß.«
    »Ich kann unmöglich einen solchen Betrag auftreiben, André«, sagte sie, ehrlich schockiert, aber gerührt. »Was ist mit Henri, er könnte Ihnen doch sicher einen Kredit geben?«
    »Er hat abgelehnt, und er hat auch abgelehnt, mir einen Vorschuß auf mein Gehalt zu zahlen, ich glaube, er genießt meine Abhängigkeit.«
    »Wenn ich mit ihm reden würde und…«
    »Nein, das dürfen Sie nicht, das wäre das Schlimmste, was Sie tun könnten.« Er sah sie auf eine neue Art an. »Wenn mit Malcolms Erbschaft alles geregelt ist – und ich bete darum, daß es schnell geht, ich werde auch versuchen, die Angelegenheit voranzutreiben –, dann möchte ich, daß Sie mir den Betrag leihen, tausend Guineas.«
    »Wenn ich kann, werde ich das tun, André, das wissen Sie.«
    »Können Sie mir nicht jetzt etwas geben? Einhundert, damit kann ich mir die Mama-san für eine Woche vom Hals halten – sie war die einzige, die Ihnen geholfen hat«, fügte er hinzu, um ihr einen Stich zu versetzen.
    Sie nahm das ungerührt hin, denn ihr war durchaus bewußt, auf wie viele Arten er ihr geholfen und versprochen hatte, es nie zu

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