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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Schauspielerin – woher in Gottes Namen nimmt sie das alles? Wie bei den meisten Mädchen ihres Alters ist ihre Bildung minimal. Bereitet Skye sie auf den Prozeß des Jahrhunderts vor? Oder bin ich bloß ein alter Narr? Wie auch immer, ich werde traurig sein, sie zu verlieren.
    Die Uhr auf seinem Kaminsims schlug Viertel vor. Zeit für die Kirche, dachte er, Zeit aufzuhören.
    »Aber, aber, Mrs. Struan«, sagte er wie ein guter, aber strenger Vater. »Unnötig, Tränen zu vergießen, davon hatten wir in letzter Zeit genug. Ich muß gestehen, daß ich die Eskapade absolut mißbillige, sie war eine dürftige Vorstellung, aber unter den Umständen denke ich, daß wir es einstweilen dabei bewenden lassen sollten.« Er tat so, als bemerke er die hörbare Erleichterung und das Nachlassen von Angéliques Schluchzen nicht. »Jetzt ist es Zeit für die Kirche, und dann werden unsere guten Wünsche Sie begleiten, wenn Sie sich auf den Postdampfer begeben werden. Wir werden es wirklich sehr bedauern und sehr traurig sein, Sie unsere Küsten verlassen zu sehen.«
    »Ich… ich reise noch nicht ab, Sir William.«
    »Wie?« Sir William und Tyrer waren völlig verblüfft. Zwischen einzelnen Schluchzern sagte sie mit gesenktem Kopf: »Dr. Hoag hat mir geraten, die nächsten Tage keine Reise anzutreten.«
    Rasch sagte Hoag: »Das stimmt, medizinisch wäre es keine gute Idee, Sir William, überhaupt keine gute Idee, nein.« Heute morgen hatte Skye, unterstützt von Jamie, darauf beharrt, es sei am besten, wenn sie eine Zeitlang nicht reise. »Sie braucht ein medizinisches Attest, Doktor, eines, das Sie bei Tess Struan vorlegen können. Nach all diesen Aufregungen sollte sie doch gewiß nicht reisen oder irgendwelchen Anfeindungen ausgesetzt sein, ehe sie kräftiger ist, nicht wahr?« Hoag hatte bereitwillig zugestimmt und sagte nun zu Sir William: »Wie Sie sehen können, gerät sie leicht außer Fassung, und ich habe ihr ein Attest geschrieben, wenn das auch nicht nötig gewesen wäre.«
    Einen Augenblick lang wußte Sir William nicht, was er davon halten sollte. Einerseits blieb sie ihnen nun erhalten, andererseits fiel sie – und damit auch die ganze Auseinandersetzung mit Tess Struan – weiterhin in seine Verantwortung. »Sie sollten wirklich reisen, Ma’am, ich meine, es wäre sehr wichtig, bei der Beerdigung anwesend zu sein.«
    »Ich wollte ja gehen, aber…«, ihre Stimme brach, und neues Schluchzen schüttelte sie. »Dr. Hoag reist an meiner Stelle. Ich fühle mich dem Ganzen nicht gewachsen… es ist am besten…«
    »Aber Jamie, Sie werden doch auch reisen, oder?«
    »Nein, Sir. Mrs. Tess Struan hat mich beauftragt, hier gewisse Dinge zu erledigen.«
    »Gott sei meiner Seele gnädig.« Sir William seufzte. »Nun, wenn Dr. Hoag es sagt, dann ist die Sache erledigt, er ist der Arzt der Familie Struan.« Er stand auf. Erleichtert dankten ihm die anderen und erhoben sich. »Einen Augenblick, Dr. Hoag, auf ein Wort, wenn’s Ihnen recht ist.« Es freute ihn zu sehen, daß Jamie und Skye blaß wurden, und als sie zögerten zu gehen, sagte er betont: »Auf Wiedersehen, Jamie, Mr Skye. Phillip, nicht nötig, daß Sie bleiben.«
    Die Tür schloß sich. Hoag stand wie ein Kaninchen vor einer Kobra.
    »So, Doktor, und nun sagen Sie mir ruhig die Wahrheit. Wie geht es ihr?«
    »Es geht ihr sehr gut. Zumindest im Moment, Sir William«, sagte Hoag sofort. »Die Heilung ist sozusagen eine oberflächliche. Was darunter liegt, weiß niemand. Es könnte Tage, Wochen, ein Jahr oder mehr dauern – dann wird der Alptraum zurückkehren. Was dann geschähe…« Er zuckte mit den Schultern.
    »Werden Sie Tess Struan aufsuchen?«
    »Ja, sobald ich ankomme.« Hoag wartete zitternd, fürchtete die Fragen und wußte, daß er versagen würde.
    Nachdenklich stand Sir William auf, schenkte einen Whisky ein und reichte ihn Hoag. »Sie werden für eine Weile nicht hierher zurückkommen, wenn überhaupt jemals wieder. Ich muß wissen, im Vertrauen, wie groß die medizinischen Chancen sind, daß sie ein Kind von Malcolm erwartet.«
    Hoag blinzelte; der Whisky und die unerwartete Freundlichkeit beruhigten ihn und brachten ihn aus dem Konzept, da er diese Art von Frage nicht erwartet hatte. »Das liegt natürlich in Gottes Hand, Sir. Aber Malcolm war gesund, und sie ist ebenfalls gesund, zwei feine Menschen, leider unter einem schlechten Stern stehend – sehr traurig. Ich würde sagen, die Chancen sind sehr gut, sie müssen sich sehr leidenschaftlich

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