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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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passiert?«
    Jamie sah sich um. Der Schaden war unter der Lampe an der Spitze der Pier deutlich zu erkennen und, wie er wußte, aus Meilen Entfernung aus den Fenstern der Gesandtschaft mit einem Fernglas leicht zu beobachten. »Treibgut«, sagte er prompt. »Eine Kiste oder etwas, das aussah wie eine Kiste, wurde an Bord gespült und dann wieder weggetragen. Kein großes Problem.«

50
    Sonntag, 16. Dezember
    »Da bin ich nicht Ihrer Meinung, Jamie. Wir haben eindeutig ein Problem.« Sir William saß hinter seinem Schreibtisch. Phillip ganz in seiner Nähe. Die Stimmung in dem schäbigen Büro glich der eines Verhörs. »Fangen wir noch einmal von vorn an. Sie scheinen der Sprecher zu sein, also werde ich mich an Sie wenden. Ich habe ausdrücklich gesagt, daß hier keine Bestattung stattfindet und daß der Leichnam nach Hongkong zurückgebracht werden sollte…«
    »Er ist bereits unterwegs, Sir William, mit der Prancing Cloud«, sagte Jamie mit zusammengebissenen Zähnen. Sie stritten sich seit einer halben Stunde, er und Sir William; sie hatten vorsichtig geantwortet, sich nur geäußert, wenn sie direkt befragt wurden, nichts freiwillig preisgegeben und so einfach wie möglich geantwortet: Hoag, Skye, Tinker, der Heizer und Angélique. Hoag war entschieden das schwächste Glied in der Kette und hätte sich beinahe zweimal verplappert. Angélique war in Schwarz und dicht verschleiert. »Wir hatten eine symbolische Best…«
    »Das weiß ich, und wie ich schon wiederholt gesagt habe, möchte ich wissen, warum Sie, wenn es denn nur eine symbolische Bestattung war, einen wirklichen Sarg mit einer wirklichen Leiche benutzt haben, wenn auch mit einem Eingeborenen darin, und ihn wie bei einer christlichen Seebestattung über Bord schoben?«
    Jamie zuckte die Achseln, in die Enge getrieben mit dieser unvermeidlichen Frage. Heute morgen hatte Skye gemeint: »Am besten stehen wir es mit gesenktem Kopf durch, er kann nicht viel tun, bloß Gift und Galle speien…« Jamie räusperte sich. »Der Sarg war da, und ich hielt es für eine gute Idee.«
    »Aha, dann war das Ganze also Ihre Idee?«
    »Ja«, sagte Jamie störrisch und blickte Hoag an, der den Mund aufmachen wollte. »Ich habe den Vorschlag gemacht, und die anderen waren so freundlich, mir zuzustimmen, es war der Wunsch des Tai-Pan – es war Malcolms Wunsch und der von Mrs. Struan. Das hat keinen Schaden angerichtet.«
    »Da bin ich aber anderer Meinung. Die ganze Idee ist makaber, Sie haben absichtlich meiner Meinung zuwider gehandelt; es scheint eine Absprache zwischen allen hier Versammelten zu geben, mir die Wahrheit zu verschweigen und etwas zu verbergen… Finden Sie nicht auch, Phillip?«
    Tyrer rutschte auf seinem Stuhl herum. »Eh, ja, Sir, wenn Sie meinen.«
    »Warum haben Sie einen wirklichen Sarg und einen wirklichen Leichnam benutzt?«
    Hoag bewegte sich unbehaglich in seinem Sessel. Alle wußten, daß er jeden Augenblick zusammenbrechen würde.
    Angélique entschied, jetzt sei der richtige Zeitpunkt, und begann zu weinen. »Warum lassen Sie uns nicht einfach in Ruhe, wir haben keinen Schaden angerichtet, wir haben nur getan, was wir für das Beste hielten, was mein Mann wollte, was ich für ihn wollte…«
    »Angélique, bitte, weinen Sie ni…«
    »…was er wollte und was Sie verboten haben. Es ist Ihre Schuld, Sir William, ich dachte, Sie seien unser Freund, wenn Sie unser Freund wären und wenn Sie… vernünftig gewesen wären, dann hätten wir all diese Schwierigkeiten nicht gehabt. Natürlich war es nicht nett, irgend etwas hinter Ihrem Rücken zu tun, obwohl ich glaube, daß Sie unrecht hatten, und…«
    »Mrs. Struan, ich…«
    »…natürlich war das nicht nett, keiner von uns wollte es tun, aber wenigstens haben wir es in gutem Glauben getan, vor Gott, wenigstens haben diese Freunde, diese wirklichen Freunde geholfen, das richtig durchzuführen, was mein Mann und ich… es war nicht viel verlangt…«
    Nun waren alle um sie herum, versuchten sie zu beruhigen und fühlten sich schrecklich, bis auf Skye, der bewunderte, wie glänzend sie den Zeitpunkt gewählt hatte, und Sir William, der sich innerlich amüsierte, aber so tat, als sei er ebenso bestürzt. Er beobachtete und wartete. Wer war hier der wirkliche Schuldige? Gewiß nicht Jamie. Verflucht dumm, das zu tun, was sie getan hatten. Lächerlich. Dumm, dafür sein Leben zu riskieren.
    Die Menschen sind einfach schlecht. Sogar Angélique. Ach, aber was für eine Frau, was für eine

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