Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Satsuma ist zu stark, die Tosa- und Choshu-Legionen werden sich in aller Offenheit verbünden, wir sind nicht stark genug, sie ganz allein zu besiegen.« Tosa und Choshu waren weit von Edo entfernte Lehen, beide historische Feinde des Shōgunats.
    »Die wichtigsten Daimyos werden, wenn wir sie rufen, zu unseren Fahnen eilen, die übrigen werden folgen.« Anjo versuchte zu verbergen, wieviel Mühe es ihn kostete, den Griff zu lockern, mit dem er noch immer sein Schwert gepackt hielt.
    Yoshi war aufmerksam und gut ausgebildet; der kleine Lapsus entging ihm nicht, und er merkte ihn sich, erfreut, seinen Gegner durchschaut zu haben. »Das werden sie nicht, noch nicht. Sie werden zögern, große Worte schwingen, jammern, uns aber nicht helfen, Satsuma zu zerschlagen.«
    »Wenn nicht jetzt – wann?« Anjos Wut machte sich Luft, angeheizt durch seine Angst und seinen Widerwillen gegen Erdbeben. Er hatte als Kind ein sehr schlimmes Beben erlebt, bei dem sein Vater zur lebenden Fackel wurde, die Mutter und zwei Brüder vor seinen Augen verkohlten. Seitdem stieg bereits beim leichtesten Beben jener Tag wieder vor ihm auf. »Früher oder später müssen wir diesen Hund demütigen. Warum nicht jetzt?«
    »Weil wir warten müssen, bis wir besser bewaffnet sind. Sie – Satsuma, Tosa und Choshu – verfügen über ein paar moderne Waffen, Geschütze und Gewehre, wie viele, ist uns nicht bekannt. Und über mehrere Dampfschiffe.«
    »Ihnen gegen den Wunsch des Shōgunats von den Gai-Jin verkauft!«
    »Wegen der schwachen Position des Shōgunats von ihnen gekauft.«
    Anjos Gesicht rötete sich. »Dafür bin ich nicht verantwortlich!«
    »Ich auch nicht!« Yoshi packte den Schwertgriff fester. »Aus welchem Grund auch immer – diese Lehen sind besser bewaffnet als wir. Tut mir leid, aber wir werden warten müssen. Die Satsuma-Frucht ist für uns noch nicht faulig genug, um einen Krieg zu riskieren, den wir allein nicht gewinnen können. Wir sind isoliert, Sanjiro nicht.« Sein Ton wurde schärfer. »Aber ich stimme zu, daß es bald zu einer Abrechnung kommen muß.«
    »Morgen werde ich den Rat bitten, den Befehl auszustellen.«
    »Für das Shōgunat, für Sie selbst und alle Toranaga-Clans hoffe ich, daß die anderen auf mich hören werden!«
    »Wir werden sehen, morgen. Sanjiros Kopf sollte, allen Verrätern zur Abschreckung, auf einen Spieß gesteckt und ausgestellt werden.«
    »Ich stimme zu, daß Sanjiro den Tokaidō-Mord befohlen haben muß, um uns in Verlegenheit zu bringen«, sagte Yoshi. »Das wird die Gai-Jin furchtbar ärgern. Unsere einzige Möglichkeit ist die Verzögerung. Unsere nach Europa geschickte Abordnung müßte jetzt jeden Tag zurückkehren; dann dürften unsere Sorgen vorüber sein.«
    Neun Monate zuvor, im Januar, hatte das Shōgunat die erste offizielle Abordnung aus Japan per Dampfschiff nach Amerika und Europa geschickt, und zwar mit dem geheimen Befehl, die Verträge – die roju betrachteten sie als ›unautorisierte, vorläufige Vereinbarungen‹ – mit der britischen, der französischen und der amerikanischen Regierung neu auszuhandeln und jede weitere Öffnung von Häfen zu widerrufen oder zu verzögern. »Ihre Befehle waren klar. Inzwischen dürften die Verträge annulliert worden sein.«
    Anjo antwortete düster: »Wenn also nicht Krieg, dann sind Sie aber jedenfalls auch der Meinung, daß der Zeitpunkt gekommen ist, Sanjiro aus dem Weg zu räumen, nicht wahr?«
    Der Jüngere war zu vorsichtig, um ihm offen zuzustimmen; er fragte sich, was Anjo plante oder bereits geplant hatte. Er arrangierte seine Schwerter bequemer und gab vor, über die Frage nachzudenken. Er fand seine neue Position äußerst befriedigend. Jetzt bin ich wieder im Zentrum der Macht. O ja, gewiß – Sanjiro hat mich hierhergebracht, aber nur, um mich zu vernichten: indem er mich noch deutlicher öffentlich für all die Probleme verantwortlich macht, die uns diese verfluchten Gai-Jin eingebrockt haben, indem er mich dadurch zur Zielscheibe für die verfluchten Shishi macht – und um unsere Erbrechte, unseren Reichtum und das Shōgunat an sich zu bringen. Macht nichts, ich weiß, was er und sein Laufbursche Katsumata planen, ich kenne seine wahren Absichten, ebenso wie die seiner Verbündeten. Es wird ihm nicht gelingen, das schwöre ich bei meinen Ahnen.
    »Wie wollen Sie Sanjiro eliminieren?«
    Anjos Miene verfinsterte sich, als er an seine letzte, heftige Auseinandersetzung mit dem Daimyo von Satsuma einige Tage zuvor

Weitere Kostenlose Bücher