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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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    »Selbstverständlich«, gab Seratard zurück. »Ich werde Sie natürlich begleiten, schlage aber die französische Gesandtschaft als Hauptquartier und Galauniform vor.«
    »Nein, was die Uniformen betrifft, es handelt sich um eine Strafexpedition, nicht um Beglaubigungsschreiben, die überreicht werden sollen – das kommt später. Und nein, was den Treffpunkt betrifft. Es war einer unserer Landsleute, der ermordet wurde, und – wie soll ich mich ausdrücken? – unsere Flotte ist der entscheidende Faktor.«
    Von Heimrich lachte. »In diesen Gewässern ist sie allerdings entscheidend.« Er warf Seratard einen Blickzu. »Schade, daß ich nicht zwölf Regimenter preußische Kavallerie hier habe; dann könnten wir uns die Japaner mit ihren verschlagenen Tricks und zeitraubenden Unarten endgültig vom Hals schaffen.«
    »Nur zwölf?« fragte Seratard vernichtend.
    »Das würde genügen, Herr Seratard, für ganz Japan – unsere Truppen sind die besten der Welt. Natürlich nach denen Ihrer Britischen Majestät«, ergänzte von Heimrich glatt. »Zum Glück könnte Preußen für nur diesen kleinen Sektor zwanzig, ja sogar dreißig Regimenter entbehren und immer noch genug haben, um mit jedem Problem fertig zu werden, das sich uns irgendwo stellen würde, vor allem in Europa.«
    »Nun, also…«, mischte sich Sir William ein, während Seratard blutrot wurde. Er leerte sein Glas. »Ich begebe mich nach Kanagawa, um Anordnungen zu treffen. Admiral, General, vielleicht eine kurze Konferenz bei meiner Rückkehr – ich werde mit dem Flaggschiff kommen. Ach ja, M’sieur Seratard, was ist mit M’selle Angélique? Möchten Sie, daß ich sie hierher zurückbegleite?«
    Im Licht der späten Nachmittagssonne verließ sie ihr Zimmer und ging hinunter ins Entree. Sie trug das lange Kleid mit der Tournure von gestern und wirkte wieder elegant, ätherischer denn je, mit sorgfältig frisiertem, hochgestecktem Haar, geschminkten Augen und Parfüm.
    Die Wachtposten am Haupteingang salutierten vor ihr und murmelten, eingeschüchtert von ihrer Schönheit, verlegen einen Gruß. Sie dankte ihnen mit zerstreutem Lächeln und ging weiter, zur Krankenstation. Ein chinesischer Hausboy starrte sie an und huschte an ihr vorbei.
    Kurz bevor sie die Tür erreichte, ging diese auf, und Babcott trat heraus. »O hallo, Miß Angélique, Donnerwetter, wunderschön sehen Sie aus«, sagte er fast stotternd.
    »Vielen Dank, Doktor.« Ihr Lächeln war freundlich, ihr Ton sanft. »Ich wollte fragen… Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
    »Selbstverständlich, nur herein. Machen Sie es sich bequem.«
    Babcott schloß die Tür, bat sie in den besten Sessel und nahm, angeregt von ihrer Ausstrahlung und ihrem langen, schlanken Hals, den ihre Frisur perfekt zur Geltung brachte, hinter seinem Schreibtisch Platz. Seine Augen waren rotgerändert, und er war übermüdet. Aber so ist das Leben, dachte er und genoß ihren Anblick.
    »Dieser Schlaftrunk, den Sie mir gestern abend gegeben haben«, fragte sie, »war das eine Art Droge?«
    »Das war es allerdings. Und da Sie außerordentlich erregt waren, habe ich ihn etwas stärker gemacht.«
    »Es ist alles so vage und durcheinander, die Tokaidō, dann der Weg hierher und… und… Malcolm. War der Schlaftrunk wirklich sehr stark?«
    »Ja, aber keineswegs gefährlich. Schlaf ist die beste Medizin, ein wirklich schöner, tiefer Schlaf, und bei Gott, Sie haben gut geschlafen, es ist jetzt fast vier. Wie fühlen Sie sich?«
    »Immer noch ein wenig müde, danke.« Ihr etwas trauriges Lächeln berührte ihn tief. »Wie geht’s M’sieur Struan?«
    »Unverändert. Ich wollte gerade noch einmal zu ihm gehen, wenn Sie wollen, können Sie mitkommen. Den gegebenen Umständen entsprechend macht er sich gut. Ach ja, übrigens – sie haben den Kerl erwischt.«
    »Den Kerl?«
    »Derjenige, von dem wir Ihnen letzte Nacht erzählt haben, den Eindringling.«
    »Ich kann mich an gar nichts in der letzten Nacht erinnern.«
    Also erzählte er ihr, was an der Tür und im Garten geschehen war, wie der eine Räuber erschossen und der andere am selben Morgen gesehen wurde, aber entkommen konnte, und es kostete sie ihre ganze Willenskraft, eine gelassene Miene zu bewahren und nicht laut hinauszuschreien, was sie dachte: Du Teufel, mit deinem Schlaftrunk und deiner Unfähigkeit! Zwei Räuber? Der andere muß in meinem Zimmer gewesen sein, als ihr da wart, und es ist euch nicht gelungen, ihn zu finden und mich zu retten,

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