Noble House 02 - Gai-Jin
was sie mit ein paar Schwertern anrichten können? Ich bin absolut dagegen!«
»Ich ebenfalls«, sagte Sir William geschmeidig, »absolut, und in diesem Sinne werde ich auch meine Empfehlungen aussprechen.«
»Was?«
»Ich gebe Ihnen vollkommen recht. Eine so wichtige Entscheidung obliegt ausschließlich der Admiralität, unterstützt vom Foreign Office. In Paris ist das nicht anders. Wir können nichts weiter tun, als unseren Vorgesetzten zu berichten. Das sollten Sie auch machen. Gott sei Dank räumen die japanischen Behörden uns endlich das Recht ein, selbst gegen schuldige Parteien vorzugehen. Sind Sie nicht meiner Meinung, Admiral?«
»Wenn Sie über Ihre unbesonnene Strafexpedition sprechen, so ist diese von der Admiralität noch nicht genehmigt und also auch nicht von mir. Ich schlage vor, daß wir an Bord der Pearl zurückkehren, ehe der Regen einsetzt …«
Sir William seufzte und blickte aus dem Bullauge der Kajüte. Der Regen hatte vorübergehend aufgehört, das Meer war noch immer bleiern, aber ihm war leichter zumute. Er hatte die Entschädigungszahlung, nun bestand nicht mehr die unmittelbare Notwendigkeit, Edo dem Erdboden gleichzumachen, und durch diesen Yoshi würden sie mithelfen, Japan zu modernisieren, dachte er. Wir werden ihnen einen feinen Platz in der Familie der Nationen verschaffen, fein für sie und auch für uns. Viel besser, wenn wir das machen und britische Tugenden einführen, als wenn die Franzosen es tun, wenn auch ihre Weine und ihre Einstellung zu Essen und Hurerei den unseren weit überlegen sind. Er wandte sich an Seratard. »Henri, lassen Sie uns ein wenig Luft schnappen.«
Er war froh, wieder an Deck zu sein. Der Wind roch nach Meersalz, scharf und erfrischend, und die Fregatte glitt jetzt unter Segeln flott dahin. Marlowe war auf der Brücke – die Offiziere und Männer an Deck oder in den Wanten waren sich der Anwesenheit des Admirals schmerzhaft bewußt. Dieser saß auf dem Deckstuhl auf der Brücke, in seinen Mantel gehüllt, und schaute säuerlich drein. »Um Gottes willen, Marlowe, holen Sie sie näher an den Wind.«
»Aye aye, Sir.«
Sir William war kein Experte, aber ihm erschien dieser Befehl pedantisch und unnötig. Verdammter Kerl! Trotzdem kann ich ihm keinen Vorwurf daraus machen, daß er bestätigende Befehle will, schließlich muß er seinen Kopf hinhalten, wenn etwas schiefgeht.
Als die Fregatte ihren Kurs änderte, packte er das Schandeck fester. Er liebte das Meer und die Fahrt auf dem Wasser, vor allem an Deck eines britischen Kriegsschiffes, stolz, daß die Schiffe des Empire die Weltmeere so souverän beherrschten. Ketterer hat recht, daß er keine andere Marine schaffen will, dachte er, nicht mit diesen Leuten – die französische, amerikanische und preußische Marine macht uns das Leben schon schwer genug.
Er schaute nach achtern. Dort hinten, jenseits des Horizonts, lag Edo. Edo und Yoshi bedeuteten Schwierigkeiten, wie man es auch betrachtete, welch rosige Zukunft er auch versprach. Vor ihnen lag Yokohama. Dort warten weitere Schwierigkeiten, aber das macht nichts, heute abend kommt Angélique auch zum Dinner beim russischen Gesandten – ich bin froh, daß sie nicht weggefahren ist, aber ich verstehe den Grund noch immer nicht. Spielt sie damit nicht nur Tess Struan in die Hände?
Seltsam, sich Angélique ohne Malcolm Struan vorzustellen. Schade, daß er solches Pech hatte. Joss. Wer wird jetzt Tai-Pan? Der junge Duncan ist erst zwölf, der letzte der Struan-Jungen. Schrecklich für Tess, noch eine Tragödie, die sie verkraften muß. Würde mich nicht überraschen, wenn ihr das den Rest gibt. Habe sie immer für ihren Mut bewundert, die Last von Culum und den Brocks zu tragen, von Dirk Struan ganz zu schweigen.
Ja, ich habe mein Bestes für Tess getan, und für Malcolm – lebendig und tot. Und für Angélique. Wenn sie fortgeht, wird sie eine Lücke hinterlassen, die nicht leicht zu füllen sein wird. Hoffe, sie gewinnt die Jugend wieder, die sie verloren hat, das ist auch traurig, aber sie hat ja noch das ganze Leben vor sich – ob sie nun ein Kind von ihm erwartet oder nicht. Die Wetten stehen noch immer pari.
Kommandos auf der Brücke erregten für einen Augenblick seine Aufmerksamkeit, aber es war nichts Dringendes. Sie setzten nur mehr Segel. Der Wind sang in den Wanten. Die Fregatte machte schnellere Fahrt. In einer Stunde würden sie in Yokohama sein. Reichlich Zeit, sich vor dem Dinner um Nakama zu kümmern.
Bei
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