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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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weiß nicht, ob er gegangen ist oder wo er ist, er weiß überhaupt nichts.«
    »Vielleicht wird eine Nacht im Gefängnis sein Gedächtnis auffrischen. Corporal!« Die Tür öffnete sich sofort. »Bringen Sie diesen Mann ins Gefängnis, über Nacht oder bis ich es anders befehle. Er ist gut zu behandeln, verstanden?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Er ist gut zu behandeln.«
    »Jawohl, Sir.« Der Corporal gab Akimoto mit dem Daumen einen Wink, und dieser ging unter Verneigungen rückwärts aus dem Raum. Das Gefängnis, das für Rowdies und Soldaten, die eine Disziplinarstrafe bekommen hatten, benutzt wurde, lag am Ende der Straße, ein niedriges Ziegelgebäude mit einem Dutzend Zellen und einem dreieckigen Platz zum Auspeitschen. Nach dem Club war es das zweite Gebäude gewesen, das errichtet wurde, ein normaler Brauch in den meisten britischen Niederlassungen.
    »Merci, André.«
    »De rien.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo er sein könnte?«
    »Nein, M’sieur, nur, was der Mann gesagt hat. Wir sehen uns beim Dinner.« André lächelte und ging. Er nahm die High Street, wo der Wind Blätter und Papierfetzen und Unrat vor sich hertrug. Es war schon fast dunkel.
    Ich bin froh, daß wir nicht für die Suche nach ihm verantwortlich sind, dachte er. Wohin mag er gegangen sein? Wenn er ein bißchen Verstand hat, nach Kyōto oder Nagasaki, oder er hat sich auf dem gestrigen Handelsschiff nach Shanghai versteckt, falls er wußte, daß Yoshi ihn haben will. Sicher hat er das gewußt – bei den Bakufu gibt es keine Geheimnisse. Gutes Treffen, gut auch für uns, denn wir haben bei Yoshi einen Vorteil, aber verdammter Phillip, er wird zu gut. Sicher ist der Patient Anjo. Gereizt spie André aus. Ich hätte die Chance haben sollen – schließlich war es meine Idee, Raiko und Meikin müssen den Gedanken irgendwie eingepflanzt haben. Mon Dieu, sie haben mehr Macht, als ich meinte.
    Ein eisiger Stich durchzuckte ihn. Raiko hatte ihn gebeten, heute abend dringend zu ihr zu kommen. Was nun? Es mußte Schwierigkeiten geben.
    »Abend, Sir«, sagte der Wachmann des Struan-Building.
    »Ich habe eine Verabredung mit Mrs. Struan.«
    »Ja, Sir. Sie erwartet Sie. Sie ist im Büro des Tai-Pan, den Korridor entlang. Entschuldigen Sie das Durcheinander in der Halle, Sir, aber Mr. McFay ist beim Packen. Schrecklich, daß er geht, nicht wahr?«
    »Ja, aber hoffen wir, daß…« Die Signalkanone schnitt ihm das Wort ab. Erstaunt schauten beide Männer seewärts, denn kein Schiff wurde erwartet oder war überfällig. Es war, als stockte alle Bewegung auf der wimmelnden High Street, dann ging ein aufgeregtes Murmeln durch ganz Yokohama.
    Ein Clipper umrundete die ferne Landspitze, noch zu weit entfernt, als daß man seine Flagge hätte erkennen können. »Das ist einer von unseren«, behauptete der Wachmann stolz. »Muß einer von unseren sein… oh, Abend, Sir.«
    Jamie McFay trat rasch aus der Tür und stellte sein Fernglas ein. »Hallo, André, ich wollte mich nur vergewissern… die Prancing Cloud! Halleluja!« Was das bedeutete, war allen klar. Sie hätte eigentlich nach London segeln sollen, aber daß sie hierher zurückkehrte, und zwar so schnell, konnte nur bedeuten, daß sie dringende Nachrichten bei sich hatte – oder Passagiere.
    »Halleluja«, echote André. Er sah Seratard mit einem Teleskop auf den Stufen der französischen Gesandtschaft, Sir William mit einem Fernglas an seinem Fenster, und nebenan bei Brock’s stand Dimitri in der Tür, ein kurzes Teleskop vor dem Auge. Als Dimitri es sinken ließ, bemerkte er Jamie, zögerte und machte ihm dann ein Zeichen mit hochgerecktem Daumen. Jamie winkte zurück und stellte sein Glas wieder scharf.
    Leise sagte André: »Vielleicht ist sie an Bord?«
    »Ich hatte dieselbe Idee. Wir werden es bald wissen.«
    »Geben Sie ein Signal.«
    »Bis ich den Hafenmeister dazu bringe, die Flaggen aufzuziehen, wird es dunkel sein. Außerdem ist es ohnehin nicht meine Sache, das ist Mr. MacStruans Entscheidung.« Jamie sah ihn an. »Wir werden es bald genug wissen. Gehen Sie zu Angélique?«
    »Ja.«
    »Kein Grund, sie zu beunruhigen, bevor wir Bescheid wissen, ja?«
    »Sie haben recht, mon brave.« André sah sich wieder nach dem Clipper um. »Werden Sie hingehen?«
    »Zum Schiff?« Dasselbe harte Lächeln. »Würden Sie das nicht auch tun?«
    Zusammen betraten sie die Halle. Gerade kam Albert MacStruan in seinem Abendanzug die Treppe herunter. »Die Prancing Cloud?«
    »Ja«, sagte Jamie.
    »Dachte ich mir.«

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