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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Sonnenuntergang sagte Hiraga zu den Fischern: »Das Boot da ist ausreichend – kein Angelgerät, aber Riemen und Segel sind im Preis inbegriffen.« Er stand am Strand in der Nähe von Drunk Town und bezahlte dem Besitzer den verlangten Preis, ohne zu feilschen, noch immer nicht bereit, durch Handeln sein Gesicht zu verlieren, obwohl er jetzt wußte – Makfey hatte ihm das nur allzugut eingeprägt –, daß er betrogen und ausgenommen wurde und daß dieser Mann und seine Kumpane lachen würden, sobald sie außer Sicht waren. Er wußte, das war seine Schuld, weil er gekleidet war wie ein Gai-Jin und nicht so, wie es sich gehörte, nämlich mit Schwertern.
    Ein Teil von ihm wollte schreien und sie wegen ihrer schlechten Manieren auspeitschen, sie im Sand kriechen und um das Privileg betteln sehen, ihm das Boot geben zu dürfen. Ein anderer Teil riet ihm zu Geduld: Du hast getan, was du tun mußtest, das Boot gehört dir, morgen stirbst du in Ehren für sonno-joi, diese Läuse sind nicht mehr wert als die Muscheln auf dem schäbigen kleinen Boot, das sie verkaufen.
    »Laßt alles im Boot«, sagte er. Der Eigentümer verbeugte sich übertrieben höflich, bevor er sich mit seinen Kameraden entfernte, das Glück segnend, das ihnen doppelten Profit eingebracht hatte.
    Das Boot war ein gewöhnliches kleines Fischerboot für ein bis drei Mann mit einem kleinen Segel und einem einzigen Heckruder. Ein Teil der Samurai-Ausbildung bestand in der Benutzung von Booten über kurze Entfernungen, um Flüsse zu überqueren oder weit draußen liegende Küstenschiffe oder Galeeren zu erreichen, und darum konnten alle Samurai damit umgehen. Die Nachricht, daß er eines gekauft hatte, würde sich im Dorf rasch herumsprechen, aber das spielte keine Rolle. Bis der Shoya und andere den möglichen Zweck erraten hätten, würde es zu spät sein.
    Zufrieden, daß das Boot gesichert war, ging er durch Drunk Town, durch die überfüllten Gassen, stieg über Betrunkene und Müll hinweg, angewidert von dem Dreck. Taira sagt, daß sein London die sauberste, größte, reichste Stadt der Welt ist, aber ich glaube ihm nicht – nicht, wenn so viele von seiner Art so leben, und der Rest der Niederlassung ist nicht viel besser. Er nahm eine Abkürzung und bog in eine schmalere Gasse ein. Männer gingen vorbei, Bettler streckten die Hände aus, Augen spähten argwöhnisch aus Türöffnungen, aber niemand belästigte ihn.
    Das Niemandsland war wie immer, unkrautbedeckt und stinkend, die Hauptmüllkippe der Niederlassung. Einige zerlumpte menschliche Aasfresser durchwühlten den neuesten Müllhaufen, sahen kurz auf. Sein Blick wanderte zu dem verfallenen Brunnen. Der zerbrochene Holzdeckel, der den geheimen Zugang zur Yoshiwara verbarg, schien unberührt. Flüchtig kamen ihm Oris Gesicht und die Zeit, die sie da unten verbracht hatten, in den Sinn, als er bereit gewesen war, ihn zu töten, und Ori das goldene Kreuz in die Tiefe geworfen hatte, so getan hatte, als werfe er es. Ori war baka, wegen dieser Frau sein Leben zu vergeuden. Wir könnten ihn morgen brauchen.
    Nun war er ganz auf den Angriff konzentriert. Alle Gründe, die dagegen sprachen, hatten sich in nichts aufgelöst. Akimoto, der sich über die bevorstehende Aktion freute, Takeda und der Sensei stimmten überein. Deshalb war auch er dafür. Das Boot war bereit. Nun würde er Akimoto holen, und sie würden zurückkehren und den Plan das letzte Mal sorgfältig durchgehen. Eigentlich war er froh. Er würde glorreich sterben, da er die Wünsche des Kaisers erfüllte. Was konnte ein Samurai vom Leben mehr verlangen?
    Plötzlich blieb er stehen. Dann verschwand er blitzschnell in einem Türeingang. Drei Rotröcke standen vor dem Haus des Shoya, zwei weitere traten aus dem nahen Schuppen, den er und Akimoto gemietet hatten. Akimoto ging zwischen ihnen und rief mit lauter Stimme einen der wenigen englischen Sätze, die er gelernt hatte: »Tut mir leid, nicht verstehen Nakama!«
    »N-a-k-a-m-a«, sagte der Sergeant langsam und laut. »Wo ist er?« Dann lauter: »Wo ist Nakama?«
    »Nakama?« Akimotos Stimme klang ebenfalls laut; eindeutig versuchte er, ihn zu warnen, falls er in Hörweite war. »Nakama nicht verstehen, tut mir leid.« Dann rief er auf japanisch: »Jemand hat jemand verraten.« Dann in gutturalem Englisch noch einmal: »Nakama nicht ver…«
    »Halt’s Maul!« sagte der Sergeant wütend. »Corporal, dieser Dummkopf weiß nichts. Butcher, Sie und Swallow bleiben hier, bis dieser

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