Noble House 02 - Gai-Jin
der Plan ist gut, der Zeitpunkt perfekt. Könntest du ein Boot kaufen?«
»Ja, ja, aber… aber, Sensei, wohin ziehen wir uns zurück?«
»Der Rückzug ist einfach. Drei von uns – du, Takeda und ich – versenken das Kriegsschiff. Dann bringen wir unser Boot so nahe wie möglich bei Edo an Land und tauchen in der Stadt unter.«
»Was ist mit dem anderen Mann, dem, der die Kirche in Brand steckt?«
»Der wird zu Fuß fliehen.«
»Wir brauchen weitere Shishi als Unterstützung, das ist eine große Sache. Die ganze Gegend wird dann lebensgefährlich sein.«
»Das vereinfacht die Flucht. Vier Männer sind genug. Ich werde den Angriff auf das Schiff leiten, und wenn morgen Wind geht, steckt die brennende Kirche vielleicht ganz Yokohama an, ein zusätzliches Geschenk. Komm heute abend wieder und bring Akimoto mit, dann mache ich die endgültigen Pläne.«
»Aber – wo ist Takeda?«
»Ich habe ihn in Hodogaya zurückgelassen. Er wird heute nachmittag hier sein. Bis zur Abenddämmerung, Hiraga.« Damit verneigte sich Katsumata knapp und entließ ihn.
Aufgeregt zog sich Hiraga zurück; zu viele Jahre lang war er ein ehrfürchtiger Schüler des Sensei gewesen, des Meisters im Schwertkampf und Taktikers, um die Entlassung nicht zu akzeptieren. Über die Brücke und die Dorfstraße stolperte er zur Niederlassung zurück. Später bog er in die Promenade ein und ging weiter, ohne etwas zu sehen. In seinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander; seine Zukunft lag in Scherben, und all das nur, weil dieser Außenseiter aus Satsuma entschlossen war, das Schicksal voranzutreiben.
Doch der Sensei hat recht, grübelte er. Diese beiden Taten würden die Gai-Jin in Berserker verwandeln, die Flotte würde Edo angreifen, würde brennen, und als Rache würde Yokohama verwüstet werden. In ein paar Monaten würden Flotten eintreffen, und dann würde ganz Nippon sich ergeben. Aber den Gai-Jin würde das egal sein.
Auf die eine oder andere Weise werden wir uns ihrer Welt öffnen müssen. Die Gai-Jin werden eine Basis in Yokohama und anderswo haben – weil sie die Macht besitzen, unsere Häfen zu schließen, für immer, wenn sie wollen, und kein Göttlicher Wind wird uns helfen.
»Hallo, Kamerad, wohin?«
»Oh.« Er stand vor der Gesandtschaft. »Guten Morgen, Sir. Ich gehen Taira-sama.«
»Ist nicht da, Kamerad«, sagte der Wachmann gähnend. »Mr. Tyrer und der Gouverneur sind in Kanagawa.«
»Oh?« Hiraga schaute über die Bucht. In der Ferne konnte er Kanagawa gerade noch ausmachen. Eine Fregatte, die er als die Pearl erkannte, dampfte draußen langsam dahin, gegen den Wind. Im Hafen lag das Flaggschiff mit seinen vierzig Sechzigpfündern im Wind vor Anker. »Ich kommen später wieder«, murmelte er.
Traurig wanderte er ins Dorf zurück, um ein Dingi zu kaufen. So sehr er die Sache auch mißbilligte, er war in erster Linie Shishi.
Am frühen Nachmittag stieß in der großen Kajüte an Bord der H.M.S. Pearl Seratard mit Sir William an und beglückwünschte ihn erneut zu dem Treffen.
»Ein großartiger Schritt vorwärts, alter Knabe«, sagte Sir William jovial. Er nahm die Flasche zur Hand und prüfte noch einmal das Etikett. »Nicht schlecht für einen 48er. Und das Essen war auch exzellent.« Auf dem Tisch standen die Reste des Picknicks, das Seratards Küchenchef geliefert hatte: kalte Taubenpastete, Quiche, übriggebliebene Krümel von französischem Brot und ein paar Stückchen eines gierig verzehrten Brie-Käses, der mit dem letzten Handelsschiff aus Shanghai gekommen war. »Ich kann noch immer nicht glauben, daß Yoshi angeboten hat, was er angeboten hat.«
»Da haben Sie recht. Großartig ist das richtige Wort dafür. Wir werden die Marine ausbilden, Sie übernehmen die Armee, wir nehmen Bankwesen und Zoll, und…«
»Sie Träumer!« sagte Sir William mit kurzem Auflachen. »Aber wir wollen uns nicht über die Verteilung streiten, das werden London und Paris tun.« Er rülpste zufrieden. »Am Ende wird es auf ein ›Wieviel‹ hinauslaufen, denn wir werden natürlich die Mittel ausleihen müssen, um die Schiffe, Fabriken oder was auch immer zu kaufen – wieviel auch immer sie zu zahlen bereit sind.«
»Ja, aber es wird ja die üblichen Sicherheiten, Zolleinkünfte und so weiter geben.« Beide lachten.
»Es wird mehr als genug für unsere beiden Länder da sein«, sagte Sir William, noch immer ein wenig ungläubig. »Aber tun Sie mir einen Gefallen, Henri, bitte, hetzen Sie nicht den Admiral auf, ich habe
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