Noble House 02 - Gai-Jin
Jamie, ich schwöre es. Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, aber du hast darauf bestanden, und ich wollte nicht lügen. Beim Allmächtigen, ich schwöre, es ist die Wahrheit.«
»Ja, tut mir leid. Bitte sprich weiter.«
»Es braucht dir nicht leid zu tun, Lieber, damals glaubte ich es selbst kaum. Nachdem ich meinen Standpunkt vertreten hatte, alles andere als freundlich, hat Mrs. Struan gelacht, sie hat gelacht und gesagt, ich soll mich setzen. Sie sei einverstanden, aber nicht mit dem freundlichen Brief. ›Das reicht nicht‹, sagte ich. Ich habe sie gefragt, was eine faire Belohnung sei. Ihr Lächeln verschwand, und sie sagte: ›Tausend Guineas.‹ Sie spie es förmlich aus, genau wie Dad, wenn er wütend ist. ›Unsinn‹, sagte ich. ›Zehntausend.‹«
Maureen hielt inne und sah ihn forschend an. »Ich mußte mich mit fünftausend zufriedengeben. War das in Ordnung? Ich wußte nicht, ob es genug ist.«
»Du gabst dich zufrieden? Du gabst dich mit fünf zufrieden?«
»Aye. Es kostete Zeit und weitere Flüche… an dem Abend habe ich Gott wegen der Flüche und weiterer Ausdrücke von meinem Dad um Verzeihung gebeten. Ich hoffe, es war fair, Jamie, zusammen mit zusätzlichen Aufträgen… Und sie war einverstanden, dir nicht zu schaden, dich als Geschäftsfreund zu behandeln, ich hielt das für wichtig. Nachdem sie eingewilligt hatte, bot sie mir mit ihrem eisigen Lächeln freie Überfahrt an und sagte, ich solle zu Mr. McFay fahren, mit ihren besten Empfehlungen.« Maureen schaute einen Augenblick auf die Gischt und sammelte ihre Gedanken. Noch ein leichtes Achselzucken, dann blickte sie arglos zu ihm auf. »So ist es gewesen, aber es war für dich, nicht für mich oder für uns, nur für dich. Ich wollte es eigentlich nicht erwähnen.«
»Jamie! Miß Ross!« Lunkchurch war aus seinem Büro gestürmt und stand bei ihnen, ehe sie sich versahen. Er begrüßte sie überschwenglich, erstickte Maureen beinahe mit seinem Whiskyatem, lud sie für den Abend zum Dinner ein und stürmte wieder davon.
»Er ist immer schon um zwei Uhr betrunken, aber er ist in Ordnung«, sagte Jamie. »Er wird sich weder an die Einladung noch an unsere Ablehnung erinnern.« Nun nahm er ihre Hand und schob sie in seine Tasche, um sie zu wärmen. »Maureen, ich glau…«
»Bevor du etwas sagst, laß mich zu Ende erzählen. Ich wollte dir nichts von ihr und mir erzählen, es ist mir einfach so rausgerutscht. Es tut mir schrecklich leid, ich schwöre bei Gott, ich wollte es dir nicht sagen, das ist die Wahrheit, nicht, wenn wir ernsthaft reden, über… über uns reden, über dich und mich. Bitte, glaub mir, bei Gott, das ist die Wahrheit.«
»Ich glaube dir ja, keine Sorge deswegen, und Tess hat mir geschrieben, sie hat ihr Wort gehalten und mir das Geld geschickt, mehr, als ich in meinem ganzen Leben hatte, genug, um einen Anfang zu machen, und all das deinetwegen.«
Sie vergoß Tränen der Reue. »Nicht meinetwegen, Jamie, man hatte dir Unrecht getan, und Mrs. Struan war dir das schuldig – ich hätte es dir nicht erzählt, aber du… du wolltest es ja. Und du hattest recht, ärgerlich zu sein, ich hätte das nicht sagen sollen mit heute nachmittag, bitte verzeih mir, es war nur… du hattest recht, heute nachmittag ist zu früh. Können wir warten, Jamie? Bitte. Können wir vielleicht eine Woche warten, oder zwei, oder einen Monat, und sehen, ob du mich magst? Bitte?«
»Jetzt hör zu«, sagte Jamie und drückte ihre Hand. »Ich habe dich zu gern, und nein, ich will nicht, daß du fährst, und ja, wir werden ein Weilchen warten, und nein, ich bin nicht wütend, und ja, ich glaube dir und danke dir von ganzem Herzen, und nein, du hattest nicht unrecht, den Vorschlag zu machen. Denken wir darüber nach und sprechen wir beim Abendessen darüber, Fünkchen, nur du und ich, ja?«
Ehe sie wußte, was sie tat, reckte sie sich hoch und küßte ihn dankbar. Daß er ihren Kosenamen benutzt hatte, war für sie ein gutes Vorzeichen. Ihre Hand faßte nach seiner, und sie schob sie wieder in seine Tasche. »Du bist lieb, Jamie, das ist die Wahrheit, und ich liebe dich, und…« Beinahe hätte sie gesagt: Und du brauchst das erst zu sagen, wenn du bereit bist. Aber sie wich vor dieser Klippe zurück. »Du bist ein lieber Kerl.«
»Und du ein liebes Mädchen«, sagte er lächelnd. Er fühlte sich ihr gegenüber ruhiger als seit Jahren, Schmerz und Schuldgefühle waren verschwunden. Wie wäre es mit einer Heirat? Das fragte er sich zum
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